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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Licht des Sonnenfensters über der Hochebene brach sich auf geheimnisvolle
Weise in den rauen Glasflächen, hinter denen sich nur verschwömmen Formen abzeichneten. Es schien, als befände sich
flacher Boden unterhalb der gläsernen Spitze.
Das… das ist ein Podest dort in der Mitte, Nerolaan!, meinte Marina aufgeregt. Mit Stufen außen herum. Und wenn mich nicht
alles täuscht, befindet sich oben auf der Fläche ein Ornament…
Nerolaan musste sein Schweben aufgeben, da er zu nah an die
Pyramide zu treiben drohte. Er kippte zur Seite weg und ließ sich
in die Tiefe gleiten; rasant ging es über eine der Flanken der Pyramide hinweg abwärts, bis Nerolaan wieder genug Wind einfing,
um den Sturzflug in einen Gleitflug zu verwandeln. In einer flachen Kurve segelten sie über die Wüste hinaus.
…da war wieder so ein Ornament, Nerolaan. Ein Kreis aus drei
verschlungenen Ovalen, wie unten in der Halle des Portalgangs.
Ich bin mir ganz sicher. Das musst du mir erst einmal zeigen,
erwiderte Nerolaan.
Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst. Marina überlegte kurz.
Du hast gerade so schon viel Schwung drauf, Nerolaan. Glaubst
du, du könntest direkt in den Portalgang fliegen? Es herrscht nur
wenig Licht dort drinnen, aber ich glaube, es reicht aus. Er ist
völlig gerade und führt nur ganz leicht aufwärts. Etwas über eine
Meile.
Ich will es versuchen, lautete die knappe Antwort.
Nerolaan zog seine Schleife so weit, dass er wieder auf die Pyramide zuflog, ging tiefer, verlangsamte den Flug und hielt auf
den großen, schwarzen Schlund des Portalgangs zu. Mit seinen
dreihundert Ellen Höhe und gut vierhundert Ellen Breite bot er
dem Felsdrachen mit seinen nur knapp über vierzig Ellen Spannweite reichlich Platz.
Dennoch – Drachen fürchteten die Dunkelheit beim Fliegen.
Zwar vermochten sie über das Trivocum zu sehen, aber Marina
wusste von Leandras Lehrer Munuel, dass einem Blinden das Trivocum nur sehr eingeschränkt helfen konnte, denn der Blick
reichte wenige Schritt weit. Bei seiner Fluggeschwindigkeit war
Nerolaan in der Dunkelheit beinahe so blind wie Munuel. In diesem Moment wurde Marina klar, wie viel Vertrauen der Felsdrache ihr schenkte.
Dann waren sie mit einem Mal im Portalgang. Im ersten Augenblick verschluckte sie die plötzliche Dunkelheit; Marina spürte,
wie der mächtige Drachenleib unter ihr erbebte. Doch Nerolaan
flog so langsam wie es ihm möglich war, und schon bald wurde
die geringe Grundhelligkeit wahrnehmbar, die aus den Wänden
drang – dort, wo sie sich gerade befanden. Nerolaan erwies sich
als wahrer Flugkünstler. Obwohl fünfzig Schritt vor ihnen alles in
völliger Finsternis lag, gelang ihm ein vergleichsweise ruhiger und
langsamer Flug. Es war ein faszinierendes Erlebnis, obwohl Marina die tödliche Gefahr, die in solch einem Flug lag, zu spüren
glaubte. Doch sie war sicher, dass hier kein Hindernis auf sie wartete, und froh darüber, nicht wieder den ganzen Weg laufen zu
müssen. Für Nerolaan wäre ein Marsch durch den Portalgang ein
echtes Problem gewesen. Mit der Zeit gewöhnten sich ihre Augen
an das schwache Licht, und sie konnte die Umgebung immer besser erkennen. Sie erinnerte sich, dass sie und Azrani die gesamte
Halle hatten sehen können; wie gut aber die Augen der Drachen
bei schwachem Licht im Vergleich zu denen der Menschen waren,
wusste sie nicht.
Vielleicht solltest du langsam tiefer gehen, Nerolaan, riet sie
dem Drachen. Die Halle müsste bald kommen, und dort steht
dieser Kegel. Er ist gute hundert Ellen hoch. Und von der Decke
ragt ein ebenso großer Kegel herab.
Nerolaan erwiderte nichts; sie vermutete, weil er hochkonzentriert war. Sein Flug war außerordentlich langsam – hoffentlich
langsam genug. Angestrengt starrte sie in die Dunkelheit, dann
glaubte sie plötzlich die Halle vor sich erkennen zu können. Aber
da war kein Kegel zu sehen.
Er ist wieder weg!, rief sie übers Trivocum. Der Kegel ist fort!
Und der dort oben auch. Sie deutete in die Höhe.
Nun war es wieder so wie zuvor: Das Licht in der Halle war
schwach, aber es war kein Problem, sich hier zu orientieren. Erleichtert schwang sich Nerolaan wieder etwas höher, nahm Geschwindigkeit auf und zog einen weiten Kreis in der Halle.
Hier ist es passiert?
Ja. Dort unten in der Mitte sind Symbole auf dem Boden, und
da…
Sie unterbrach sich und starrte hinab. Da liegt etwas, Nerolaan!
Der Drache schien es selbst zu sehen und steuerte darauf zu,
während er an Höhe verlor. Sanft landete

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