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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Pyramide bestand. Aber
würde sie es begreifen können? Würde ihr kleiner Geist ausreichen, um das zu erfassen, was hinter diesem Monument aus
grauer Vorzeit verborgen lag? Wir müssen hinein, sagte Nerolaan
mit Bestimmtheit. Wir müssen in diese Pyramide hinein. Um deine Freundin zu retten und um… Er sprach nicht zu Ende, und Marina verstand, warum: Es war unendlich schwer, auch nur eine
Vermutung anzustellen, was sie in der Pyramide erwartete. Marina schnaufte voller Unbehagen. Es dauert mindestens noch sechs
Tage, bis Ullrik wieder hier ist. Mit Pech sieben oder acht. Wer
weiß, was Azrani bis dahin zugestoßen ist.
Nerolaan schwieg nachdenklich. Sag mal, Marina, meinte er
dann, diese Würfel… Sie stammen aus Savalgor, aus dem Ordenshaus, nicht wahr? Wie sind sie dort hingekommen? Phenros
muss sie dorthin gebracht haben. Vor über zweitausend Jahren.
Und Phenros? Wo hatte er sie her?
Marina erschauerte. Du hast Recht! Er war ja hier, er kann sie
nur von hier mitgebracht haben! Vielleicht gibt es hier noch welche!
Ein weiteres Mal versank Nerolaan in eine kurze Phase der
Nachdenklichkeit, während der er abwesend wirkte. Dann schien
er auf etwas gekommen zu sein.
Ich weiß jetzt ganz sicher, sagte er, dass vor langer Zeit einer
von meinem Volk hier war. Vielleicht hat er etwas ebenso Erschütterndes erlebt wie Azrani, als sie von hier fortgerissen wurde. Etwas, das so eindringlich war, dass es Platz in diesem… rätselhaften, gemeinsamen Erinnerungsvermögen gefunden hat, das
uns zu Eigen ist. Ich… ich kann es spüren. Vielleicht muss ein
Drache diesen Ort hier aufsuche, um es spüren zu können. Eines
ist im Moment ganz deutlich. Diese Würfel – sie sind der Schlüssel. Es gibt hier welche. Es ist gestattet, dieses Bauwerk zu betreten…ja… sogar erwünscht…
Marina trat einen Schritt auf Nerolaan zu. Erwünscht?
Bist du sicher?
Ja. Ich glaube schon.
Noch immer sorgte sich Marina sehr, aber inzwischen glaubte
selbst sie nicht mehr, dass Azrani etwas zugestoßen war. Gut,
Nerolaan, dann werden wir so einen Würfel finden. Voll neu erwachtem Tatendrang sah sie sich um. Wo, denkst du, könnten sie
stecken?
*
    Der Portalgang der steilen Pyramide war dieses Mal kürzer und
die Halle innerhalb der Pyramide kleiner. Azrani richtete ihren
Blick nach oben und stellte fest, dass sie in der Höhe den anderen
Hallen dennoch gleichkam.
    Zweifellos würde sie hier wieder das Ornament in der Hallenmitte vorfinden, und sicher gab es auch das Phänomen der sich ausformenden Kegel oben und unten. Als sie an jene Kegel dachte,
begann ihr Herz dumpf zu pochen. Es war einfach etwas anderes
als die Magie ihrer Heimat. Die Phänomene der… Baumeister waren gewaltiger, raumgreifender und auch beängstigender; sie
fürchtete sich jedes Mal aufs Neue – obwohl ihr bisher noch kein
Leid zugefügt worden war.
    Sie trat in die Hallenmitte, fest entschlossen, sich gar nicht erst
lange mit Entscheidungen herumzuplagen, die ihren Mut sinken
ließen. Doch dann entdeckte sie etwas Neues. Die Figur in der
Mitte des Ornaments, welche die kleine Vertiefung umschloss,
war dieses Mal kein Dreieck, sondern ein Fünfeck.
    Ein Fünfeck, überlegte sie. Das entsprach dem Symbol der
blauen Glaspyramide, die sie verwendet hatte, um hierher zu gelangen. Sie sah sich um, fand aber keinen Hinweis darauf, dass
dieser Ort einen besonderen Bezug zur Form eines Fünfecks besaß. Dennoch erschien es ihr bedeutsam. Sie grübelte weiter…
und dann plötzlich hatte sie es: Es war die Pyramide selbst!
    Die Erkenntnis ließ sie einen leisen Schrei ausstoßen. Sie wandte sich auf der Stelle um und rannte aus der Halle hinaus, durch
den kurzen Portalgang, der kaum fünfhundert Schritt maß. Als sie
draußen war, bog sie sogleich nach rechts ab. Sie atmete heftig,
aber das Laufen bereitete ihr keine wirkliche Mühe; sie rannte
und rannte und umrundete dabei die Pyramide. Der Weg war weiter, als sie anfangs gedacht hatte. Nach guten drei Meilen war sie
wieder am Ausgangspunkt und ließ sich schnaufend ins weiche
Gras sinken.
    Fünf Seiten.
Die Pyramide besaß fünf Seiten, nicht sechs, wie sie anfangs
gedacht hatte. Fünf Seiten – und sie war mit dem Fünfeckstein
hierher gekommen. War das der entscheidende Hinweis?
Nach einer Weile erhob sie sich wieder. Erschöpft war sie nicht,
und geschwitzt hatte sie auch nicht. Meine Körperhülle, dachte sie
lächelnd. Die gebe ich nicht mehr her, wenn ich nicht muss.
Dann setzte sie sich in

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