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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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strahlende Blau, wo
ihr helles Grau fast weiß wirkte. Ganz oben, an der Spitze, reflektierte etwas hell das Sonnenlicht, aber Azrani konnte nicht erkennen, was es war.
An den Rändern stieg das Tal nach allen Seiten hin sanft an;
dort war es von einem Ring aus Wald umgeben, dahinter begannen Berge. Azrani erkannte die typische Form von Nadelbäumen,
die es offenbar nicht nur in der Höhlenwelt gab. Auch sie besaßen
einen Stich ins Blaue; eine Farbe, die in diesem Teil der Welt so
charakteristisch wirkte wie das Rotorange im Land der Dreieckpyramide. Immerhin verneinte sich hier die Befürchtung, dass diese
Welt bar jeglichen Lebens wäre. Es gab Gras, Bäume und… ja,
Insekten. Zu ihren Füßen sah Azrani kleine Krabbeltiere auf der
steinernen Platte, auf der sie stand, und zugleich verspürte sie
die beruhigende Gewissheit, dass ihre Körperhülle noch intakt
war. Ihre Füße standen nackt, aber beschützt auf dem hellgrauen
Stein; von seiner Kälte spürte sie nichts. Ja, dies musste ein kaltes Land sein, trotz der hoch stehenden Sonne, denn hinter dem
Ring aus Nadelwald stiegen überall felsige Berge an, die schon
auf den weiten Geröllfeldern an ihrem Fuß mit Schneematten bedeckt waren. Azrani ging in die Knie, hob den Würfel sowie die
blaue Glaspyramide auf, die zu ihren Füßen lagen, und setzte sie
wieder zusammen. Gehorsam begann der Würfel wieder schwach
zu strahlen und erhob sich über ihre Handfläche, um erneut seinen Platz einzunehmen: etwas höher als ihr Gesicht und etwa auf
Armlänge neben ihr schwebend. Gut, dass sie sich so auf ihn verlassen konnte.
Ihr Blick fiel wieder auf die Steinplatte. Dieses Mal sah das
Symbol, das sie dort eingraviert vorfand, anders aus. Sie ging in
die Knie und fuhr mit den Fingerspitzen die Gravuren nach. Die
Ranken und die Linien des angedeuteten Strahlens waren gleich,
aber das Dreieck in der Mitte des Symbols war anders geformt. Es
war schmaler als jenes der Dreieckpyramide. Sie studierte das
Symbol eine Weile, kam aber zu keinem Schluss und erhob sich
wieder.
Es war ein überaus schönes Tal, in dem sie angekommen war,
bestimmt dreißig Meilen im Durchmesser und von beeindruckenden Bergriesen umstanden, deren weiße Gipfel ins kalte Blau des
Himmels ragten. In gewisser Weise erinnerte dieser Ort an die
Hochebene von Veldoor. Aber warum stand die Pyramide an diesem Ort? In Veldoor wie auch in diesem Tal gab es außer der
schönen Landschaft nichts Besonderes. Ein Blick zur Pyramide
sagte ihr, dass auch sie einen großen Portalgang aufwies; wahrscheinlich würde sie von dort aus ihre Weiterreise antreten können. So weit erschien ihr dieses System inzwischen verständlich
und auch erträglich – wenn nur diese überaus stürmischen Reisen
zwischen den einzelnen Orten nicht gewesen wären. Immerhin:
obwohl es nun ein weiteres Rätsel gab, hatte sie eine wichtige
neue Entdeckung gemacht. Die Vorstellung, ein weiteres Mal eine
Reise anzutreten, war zwar nicht gerade beruhigend, aber sie
wusste wenigstens, dass sie irgendwo ankommen und dass sie es
überleben würde. Entschlossen machte sie sich auf den Weg, das
Säulenmonument zu durchqueren, um den Portalgang der Pyramide zu betreten. Als Erstes wollte sie sich wirkliche Gewissheit
über das Reisesystem der Monumente, Bauwerke und Säulen verschaffen, damit sie einen Weg nach Hause finden konnte. Alles
Weitere verschob sie auf später.
*
    Die Spitze der Veldoorer Pyramide gab Marina und Nerolaan
Rätsel auf. Nach einigen Umkreisungen kamen sie zu dem
Schluss, dass sie aus einer Art trübem Glas bestehen musste und
innen sogar hohl war.
    Die Färbung des Glases ist der Pyramide ähnlich, meinte Marina. Und da drin ist etwas – ich kann es nur nicht erkennen. Das
Glas ist zu rau.
    Ich habe das, was ihr Glas nennt, kaum je zu Gesicht bekommen, Marina. In euren Fenstern ist so etwas, nicht wahr? Klein,
durchsichtig und dünn wie ein Blatt. Das Ding dort aber ist riesig.
Darunter hätte ich mit meiner ganzen Sippe Platz. Und wir könnten vielleicht sogar noch darin herumfliegen. Die Jungen würden
es jedenfalls versuchen.
    Ja, ich weiß, Nerolaan. Kannst du noch ein bisschen näher heranfliegen?
Der große graue Felsdrache stellte die Schwingen auf und ließ
sich näher herantreiben. Mit mächtigen Schwingenschlägen gelang es ihm, einige Augenblicke auf der Stelle zu verharren. Die
Pyramidenspitze lag schräg unter ihnen, sandfarben wie das ganze Bauwerk und dennoch halb durchsichtig. Das

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