Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
Miguel.
»Ich? Oh, oh... nein. Das steht mir nicht zu.« Miguels verkniffenes Lächeln war eine Mischung aus Unsicherheit, niederem
Selbstwertgefühl, Schüchternheit und noch einigen Dingen dieser
Art. Dennoch hatte er keinen Augenblick gezögert davonzurennen, als er sie gesehen hatte. Hinzu kam die seltsame Unterwürfigkeit gegenüber Laura. Eigentlich hätte er um Hilfe schreien
müssen, aber er hatte es nicht getan.
Ullrik packte ihn wieder am Hemd. »Hör zu, Miguel«, knurrte er
ihn an. »Du hast jetzt die einmalige Gelegenheit, ein Held zu
werden und so viele Frauen zu haben, wie du nur willst. Allerdings – wenn du dich weigerst, würde das meine Laune empfindlich verschlechtern, verstanden?«
»Frauen?«, keuchte der Junge, als ob er das Wort heute zum
ersten Mal hörte.
»Ich brauche Einzelheiten über Okaryn. Wie es dort aussieht,
wie die Festung aufgebaut ist, welche Gänge, Hallen und Räume
es dort gibt, wo sie sich befinden, wo die Frauen sind und so weiter. Außerdem muss ich wissen, wie viele Abon’Dhal dort leben,
wo sie sich aufhalten und was mit den Phryxen ist. Weißt du etwas darüber?« »A-Abon’Dhal?«, stotterte Miguel. »Phryxe?« »Die
Engel! Die Drachen!«, zischte Laura, die Hände fordernd in die
Seiten gestemmt. Miguel blickte sofort zur Seite. Laura trug beileibe nichts, was einen Blick auf ihre Haut gestattet hätte, nur
ihren üblichen braunen Anzug, aber Miguel wagte keinen Blick auf
ihren Körper. »Lass ihn«, sagte Ullrik leise. »Ich glaube ihm, dass
er nichts weiß.« Er wandte sich wieder an Miguel. »Aber du wirst
ja wohl ein paar Männer kennen, die schon mal da waren, oder?«
Er blickte auf. »Ja«, sagte er zögernd, »mein Vater.«
Ullrik und Laura zogen die Brauen in die Höhe, sahen sich an.
»Es ist schon viele Jahre her«, erklärte Miguel mit plötzlicher
Inbrunst. »Aber es ist eine große Ehre, wenn man einmal Auserwählter war!«
Ullrik rechnete kurz nach. Jeden Monat einer... zwölf im Jahr...
Auf lange Zeit gerechnet, waren das gar nicht so wenige Männer.
»Gibt es denn welche, die es schon mehrfach geschafft haben?«
Nun lächelte Miguel. »O ja, einige. Titus zum Beispiel, der war,
glaube ich, schon fünfmal da. Mirosh siebenmal.
Und natürlich Rodriguez. Er hat es bestimmt schon ein Dutzend
Mal geschafft.« Ullrik nickte. »Der wäre der Richtige für uns. Allerdings, wenn dein eigener Vater schon mal dort war...«
Nun sah Miguel zum ersten Mal Laura an. »Warum wollt ihr etwas über Okaryn wissen?«, fragte er mit bebender Stimme.
»Dort kommt niemand hin.«
»So? Niemand?«
Miguel schluckte. »Man muss fliegen. Und außer den Engeln
kann das keiner. Sie müssten euch hinbringen, aber das würden
sie nie tun. Ihr seid doch Technos...«
Laura winkte ab. »Lass das mit dem Fliegen unsere Sorge sein.
Dein Vater... war das der, mit dem du gesprochen hast, bevor du
hinter deine Hütte tratest?«
Miguel lächelte verlegen. »Nun ja, er ist nicht mein richtiger Vater. Niemand kennt seinen Vater, ich bin nur...« Er unterbrach
sich.
»Was ist?«
»Wollt ihr ihn über Okaryn befragen?«
»Ja, allerdings. Und zwar ohne dich. Wenn er nicht mitmacht,
drohen wir ihm, dich umzubringen.«
Miguel wurde blass. »Ihr... ihr wollt mich umbringen?«
»Ach was...«, wollte Ullrik abwiegeln, aber Laura unterbrach
ihn, stieß ihn beiseite und packte Miguel.
»Darauf kannst du wetten!«, zischte sie ihn an, »und ich mache
es persönlich! Erst reiß ich dir die Ohren ab, dann hau ich dich
windelweich, und nachher schmeiß ich dich in den Fluss!« Miguel
tat einen Schritt zurück, Laura zog ihn barsch wieder zu sich heran, und Ullrik musste sich erneut beherrschen, nicht laut loszulachen. Miguel war eher schwächlich zu nennen, aber Laura, obwohl
kräftig und muskulös, war aufgrund ihrer zierlichen Figur doch ein
Stück kleiner als er. Dennoch hätte sie Miguel wohl in einem offenen Kampf besiegt. Sie hatte es ja bereits getan... Miguel sah
Hilfe suchend zu Ullrik. Der legte ihm mit finsterer Miene eine
Hand auf die Schulter. »Ich werde versuchen sie zurückzuhalten.
Wenn dein Vater sich querstellt, kannst du schließlich nichts dafür. Aber ich rate dir trotzdem, uns zu helfen.« Er nickte in Richtung Laura, die Miguel nun wieder losgelassen hatte. »Sonst kann
ich sie vielleicht doch nicht bändigen.«
Ullrik lauschte, ob Laura vielleicht so etwas wie ein Knurren hören ließ, aber das wäre ja wohl zu albern gewesen. Miguel schien
trotzdem von ihr
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