Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
verhört hatte,
so wie Quendras...
Quendras!
»Von wegen, die Täter!«, rief er den beiden Drakken entgegen.
»Der Täter! Wer auf der MAF-1 wäre so wahnsinnig, so etwas zu
versuchen! Etwa einer aus der Bruderschaft? Eine dieser Memmen, die vor Angst zittern, wenn ich ihnen auch nur auf zehn
Schritt nahe komme? Oder einer von euch Drakken? Ein Soldat,
der fünfhundert Amulette auf dem Schwarzmarkt losschlagen
will?« Er lachte spöttisch auf. »Nein! Das kann nur einer gewesen
sein! Dieser verfluchte Quendras!« Wäre jetzt wenigstens Marius
hier gewesen! Er fluchte in sich hinein; Marius war ihm ergeben,
aber er hatte ihn seinem Schicksal überlassen, wahrscheinlich war
er längst tot. Plötzlich überkam ihn das hässliche Gefühl, dass
niemand mehr da war, niemand, der noch seine Nähe ertrug, außer diesen widerlichen, kalten Echsen, denen ohnehin alles egal
war. Warum hat mich Quendras nur verraten!, heulte er in ohnmächtigem Zorn und mit geballten Fäusten in sich hinein. Quendras war wenigstens ein Mann gewesen, er hatte den Mut gehabt,
ihm zu widerstehen, sogar ihn zu beleidigen und anzugreifen...
Mit bebender Brust stand Rasnor da, suchte nach einem Hinweis, einem Rat, was er tun sollte, aber da war niemand, der ihm
einen geben wollte.
Chast?
Doch, da war jemand, der böse Geist, der in ihm hockte, aber
er war plötzlich seltsam stumm. Noch einmal sprach er den Namen aus, diesmal drängender, tief in sich hineinhorchend. Chast!
Was ist?, hörte er die ärgerliche Stimme aus seinem Inneren.
Nun antwortete Rasnor nicht – verwundert versuchte er zu verstehen, was ihn davon abhielt, wieder einen seiner beißenden,
höhnischen Kommentare abzugeben. Gerade jetzt wäre mal wieder eine wunderbare Gelegenheit, über ihn, Rasnor, zu triumphieren. Doch dann verstand er.
»Es ist Quendras, nicht wahr?«, lachte Rasnor boshaft heraus,
»Quendras, dieser Verräter! Er hat auch dich hintergangen! Doch
ehe du ihn damals wieder sehen und ihn zur Rechenschaft ziehen
konntest, warst du schon tot!« Chast schwieg.
Ja, jetzt verstehe ich!, rief Rasnor in sich hinein. Er war dein
Vertrauter, dein... Freund, könnte man beinahe sagen. Niemand
war dir je so nahe wie er! Und er hat dich verraten – wegen dieser hässlichen kleinen Schlampe Roya!
Wenn sie mal so hässlich wäre, du Idiot!
»Ha!«, schrie Rasnor voll triefendem Hohn. »Wirst du etwa sentimental, du dummer Geist? Denkst du etwa, ihm gebührt Nachsicht, diesem Verräterschwein?« Rasnor führte ein gestenreiches
Possen-Tänzchen auf. »Weil sie so... hübsch ist, das kleine Miststück?« Nein, im Gegenteil. Geh ihn suchen! Du selbst! »Was...
ich?«
Ja, du selbst! Oder besser, wir, Quendras muss sterben, noch
heute! Aber er ist zu gut für dich Zwerg! Du brauchst mich! Mich
und meine Macht in der Magie. Sonst wirst du den heutigen Tag
nicht überleben. Rasnor fühlte einen plötzlichen Knoten in seiner
Brust. Chasts Forderung wollte ihm nicht gefallen. Quendras
musste jetzt Wolodit-Amulette in Hülle und Fülle besitzen. Und
selbst wenn er nur eines besaß...
Was ist?, spottete Chast. Fehlt dir der Mut? Kannst du nur auf
Schwächere losgehen? »Halt's Maul!«, schrie Rasnor.
Höhnisches Gelächter erfüllte Rasnors Geist, und es war so
schlimm, so demütigend, dass er vor Zorn unartikuliert schrie und
sich selbst ohrfeigte. Hör auf, herrschte ihn Chast an.
Rasnor, dem vor Verzweiflung Tränen im Gesicht standen, gehorchte.
Reiß dich zusammen, du Memme!, knirschte Chast voller Hass.
Und nun los – wir suchen ihn. Ich beobachte das Trivocum, und
wenn er auch nur die kleinste Magie wirkt, werde ich ihn aufspüren. Ich kenne seine Handschrift! Quendras wird heute sterben.
Qualvoll sterben!
*
Quendras hatte einen netten Platz für die Amulette gefunden.
Auf seiner Flucht aus dem Produktionsbereich, während der er
abgelegene Gänge und Versorgungstunnel benutzte, fand er einen schmalen Schacht, durch den ein Bündel dicker Röhren und
Kabel in die Tiefe führte. Der Schacht wirkte, als führte er in oder
durch irgendeinen technischen Bereich, der allenfalls von Technikern betreten wurde, wenn einmal etwas nicht stimmte. Kurz
entschlossen leerte er seine ruinierte Weste, in welche er die über
fünfhundert Amulette eingerollt hatte, in den Schacht.
Es war eine große Ladung, er hatte sich ganz schön damit abgeschleppt, und sie prallten und hüpften mit einem hellen Geräusch
in den Schacht hinab. Ein tödlicher Schreck überkam ihn, als ihm
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