Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
während der nächsten Stunden würden sie zusammen
sein, und sicher fand er dann endlich Gelegenheit, sie zu fragen,
was denn mit ihr gewesen sei.
»Eine verrückte Tat?«, fragte sie mit einem unsicheren Lächeln.
»Wir beide? Was hast du denn vor?«
Ullrik legte eine bedeutungsvolle Pause ein, während er und
Laura sich einen Weg durch das Chaos des hinteren Wrackteils
bahnten. Dann blieb er stehen. »Einen Aufstand anzetteln! Eine
Revolte, eine Revolution! Nicht weniger!«
Laura war ebenfalls stehen geblieben, sie schien beeindruckt.
»Eine Revolution?«
Er nickte bedeutungsvoll. »Ich erkläre dir alles unterwegs. Hast
du einen Strick? Und deine... komische Waffe? Diesen Blitzstab?
Den solltest du auch mitnehmen.« Laura lachte hell auf, ein Laut,
den Ullrik eine ganze Weile nicht mehr von ihr gehört hatte, und
er gefiel ihm. »Blitzstab?«, rief sie aus. »Du lieber Himmel, was
hast du für Ausdrücke! Das ist ein Disruptor-Gewehr. Dachtest
du, das hat was mit Magie zu tun?«
»Wer weiß«, meinte er vieldeutig. »Ich kann so etwas Ähnliches
– das ist Magie.«
Lauras Miene wurde ernst, und sie drückte sich kurz an ihn.
»Ich hab mich noch gar nicht für die Lebensrettung bedankt. Du
warst großartig.«
Kurz blitzte etwas auf, eine Gemeinsamkeit, ein Gefühl, das zuvor zwischen ihnen geherrscht hatte, bevor... Azrani gekommen
war. Ullrik drängte den Gedanken fort, legte Laura den Arm über
die Schulter und schob sie weiter. »Nicht der Rede wert. Ich erzähle dir lieber, was ich vorhabe. Teil eins des Plans: Wir müssen
uns einen der Relies schnappen.«
Sie sah ihn mit großen Augen an.
*
Eine gute Stunde später hatten sie das Dorf erreicht. Die
Abenddämmerung war schon weit fortgeschritten, und die Zeit
mochte günstig für ihr Vorhaben sein – sofern die Relies nicht
schon bei Einbruch der Dämmerung zu Bett gingen. Laura hatte
ihr Disruptor-Gewehr nicht mitgenommen, sie meinte, es eigne
sich nicht dazu, jemanden gefangen zu nehmen. Da vertraue sie
schon lieber auf ihre Kraft und Schnelligkeit. Ullrik hatte sie verwundert angesehen und achselzuckend zugestimmt.
Unterwegs hatte er sich von ihr noch einmal alles über die Relies erklären lassen, besonders diese seltsame Sache mit dem
Auserwähltem, dem die Abon’Dhal jeden Monat für drei Tage einen Besuch im Mhorad Okaryn gewährten.
»Von wem wird er ausgewählt? Von den Drachen?« Laura
schüttelte den Kopf. »Nein, den wählen die Relies selbst.
Es ist so etwas wie ein Preis für denjenigen unter ihnen, der am
tüchtigsten, keuschesten und untadeligsten gelebt hat.« Sie lachte spöttisch auf. »Eine verdammt hinterhältige Masche der Drachen, die Leute unter ihrer Knute zu halten, findest du nicht? Ein
Mann pro Monat – für drei Tage in einer Festung voller Frauen?
Das dürfte der Lebenstraum jedes Einzelnen dieser Blödmänner
sein.«
Ullrik wusste schon, dass sie nicht viel für die Dorfbewohner übrig hatte und erwiderte nichts darauf. Seit einer Viertelstunde
schon schlichen sie auf der dem Dorfplatz abgewandten Seite der
Häuser herum und versuchten im schwindenden Licht irgendwo
einen Mann zu erspähen, den sie unbemerkt überwältigen und
verschleppen konnten.
»Sieh mal, der da!«, flüsterte Ullrik und deutete auf einen
schmächtig aussehenden jungen Burschen, der nach kurzem Gespräch mit einem anderen Mann gerade seine Hütte umrundete.
Er schritt ein Stück in die Dunkelheit, machte an einem Strauch
Halt und schickte sich an, ihn zu bewässern.
Laura kicherte leise. »Den schaffen wir!«, meinte sie leise.
»Genau. Wenn er fertig ist, schnappen wir ihn uns!«
»Was hast du mit ihm vor?«
Er grinste. »Siehst du dann schon. Ich hab eine großartige
Idee.«
Sie warteten eine Weile. Ullrik schätzte die Situation ab, sie
schien gut geeignet. Der junge Kerl stand nichts ahnend gute
fünfzehn Schritt hinter seiner Hütte in der beginnenden Nacht,
während um den Dorfplatz schon Ruhe eingekehrt zu sein schien.
Auch der Mann, mit dem er gesprochen hatte, war nicht mehr zu
sehen.
»Wir gehen einfach hin und sprechen ihn an«, entschied Ullrik
mit Flüsterstimme. »Wenn er nicht spurt, kriegt er eins auf die
Rübe.« Er zeigte ihr seine Faust. »Aber nicht so arg. Wir wollen
ja, dass seine zukünftige Frau noch was von ihm hat.« Laura
wirkte erschrocken. »Zukünftige Frau?
Meinst du etwa... mich?«
Ullrik schüttelte grinsend den Kopf und zauste ihr das Haar.
»Aber nein, mein kleiner Engel. Für den bist du mir
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