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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Azranis. Ja, es war einfach vollkommen! Ullrik und
die Drachen hatten sie tatsächlich für einen Augenblick zu einer
Göttin gemacht.
Inzwischen war Totenstille auf dem Platz eingekehrt.
Ullrik trat vor. »Senkt eure Blicke!«, brüllte er gebieterisch über
die Männer hinweg und schloss eine energische Geste an. Auch
der letzte Mann gehorchte augenblicklich.
»Die Drachengöttin hat ihren Leib gezeigt, um euch verblendetem Haufen zu zeigen, dass sie ein höheres Wesen ist! Eines, das
zu schauen ihr eigentlich gar kein Recht habt! Dankt ihr für ihre
Gnade! Aber wer jetzt auch nur noch einen Blick auf sie wirft,
wird auf der Stelle bestraft! Holt Tücher, auf dass sie sich verhüllen kann!«
Mindestens ein Dutzend Männer rannten sofort los, um seinem
Befehl Folge zu leisten; es war geradezu grotesk, wie schnell die
Hälfte von ihnen, hechelnd vor Anstrengung, zurückkehrte und
ein Tuch in der Hand hielt.
Einer der Burschen hatte ein luftiges, helles Tuch gebracht. Ullrik nahm es an sich und hüllte Azrani darin ein. Ihr fiel ein Stein
vom Herzen.
»Wer ist euer Anführer?«, fragte sie betont ruhig und leise.
Nachdem Ullrik so spektakulär aufgetreten war, hielt sie einen
würdevollen Ton für angemessen. Noch immer war es still auf
dem Platz, nur leises Gewisper war zu hören, zweifellos das kaum
hörbare Gemurmel religiöser Verse; Azrani fragte sich, was die
Männer da von sich gaben. In ihr gewohntes Muster durfte das,
was sie hier zu sehen bekamen, wohl kaum noch passen. Die
Männer wagten nun wieder aufzusehen und starrten angstvoll die
beiden Felsdrachen an, die eine ungewöhnliche Erscheinung in
dieser Welt der Abon’Dhal waren. Shaani thronte wie eine riesige
Drachenmutter hinter den beiden.
Azrani umgab noch immer die bläulich strahlende Hülle, und ihr
Anblick war mit Sicherheit der begehrteste. Jeder hier schien
nach ihrer Erscheinung zu lechzen, auch jetzt noch, da sie verhüllt war. Azrani warf Ullrik einen dankbaren Seitenblick für seine
Idee zu, schnellstmöglich ein Stück Stoff für sie aufzutreiben.
Ein großer dürrer Mann mit eingefallenen Wangen und einem
spärlichen Haarkranz hatte sich nach vorn gedrängt und kniete
mit gesenktem Haupt und gefalteten Händen vor dem Podest.
»Ich bin der Dorfoberste, Drachengöttin«, sagte er mit zitternder
Stimme, »mein Name ist Bordo.« Wiewohl ihr Auftritt berauschend gewesen war, gefiel Azrani der Gedanke nicht, von jetzt
an mit Göttin angeredet zu werden. Sie blickte kurz zu Ullrik. Er
schien sofort zu begreifen, was ihr auf der Seele lag, doch er
antwortete nur mit einem bedauernden Stirnrunzeln und einem
Achselzucken. Azrani seufzte innerlich. Dieses Spiel würde sie
vermutlich eine Weile durchhalten müssen.
Wenigstens so lange, bis man den Relies gefahrlos die Wahrheit
sagen konnte.
Und das musste irgendwann sein, nahm sich Azrani vor. Es
durfte nicht sein, dass man die falschen Götter durch andere falsche ersetzte.
»Rufe die Ältesten deines Dorfes zusammen, Bordo«, sagte sie
mit weicher Stimme. »Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen.«
Bordo sah zu ihr auf; in seinem Blick lagen leise Furcht und
auch Hoffnung – hauptsächlich jedoch die Frage, was der Besuch
der Göttin zu bedeuten hatte.
»Es ist wahr, was mein Bote gesagt hat. Ihr werdet seit langer
Zeit betrogen.« Sie blickte zu Ullrik. »Übrigens heißt er nicht
Zampanor, sondern Ullrik.«
Der Oberste blickte fragend in seine Richtung.
»Ullrik?«
»Ja. Zampanor ist nur… es ist ein Wort für Götterbote.
Da wir aber in Menschengestalt gekommen sind, nennt uns für
die Zeit unseres Hierseins einfach nur Azrani und Ullrik. Hast du
das verstanden?«
Bordo blickte verwirrt auf. »Jawohl, Göttin… Herrin.«
Er räusperte sich. »Ich meine…
Azrani.«
»Meinethalben auch Herrin. Wenn dir das lieber ist.«
Bordo senkte unterwürfig das Haupt. »Wir nennen euch seit alters her so… ich meine, euch Frauen… wir reden euch mit Herrin
an.«
Azrani nickte unmerklich, tauschte Seitenblicke mit Ullrik. Hier
gab es sicher noch einige Überraschungen und Neuigkeiten zu
erfahren.
Eine Sache bewegte Azrani jedoch besonders. Ullrik hatte den
Dorfbewohnern gegenüber geäußert, dass ihre Frauen von den
Abon’Dhal missbraucht und dann getötet würden. Wie kam er
darauf? War das nur eine Übertreibung gewesen, um die Relies
aufzustacheln? Oder musste sie sich gar neue Sorgen um Marina
machen?
*
    »Du warst unglaublich!«, flüsterte Laura. »Einfach

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