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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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einem
frommen Menschen das Himmelreich als freundlichen Ort zu präsentieren. Überall waren die Engel der Relies zu sehen – Drachen,
die sich auf irgendwelche Frevler stürzten, um sie zu zerreißen
oder zu verbrennen. Die Motive waren von erstaunlicher Brutalität. Stets schwebte der Mhorad Okaryn drohend im Hintergrund,
die Szenen waren düster und von mahnend-belehrender Natur.
Hier und dort waren undeutliche Lichtgestalten zu sehen – zweifellos waren Frauen damit gemeint; sie wirkten ein wenig tröstlich, waren jedoch viel zu vage abgebildet, um eine konkrete
Hoffnung zu vermitteln.
    »Diese Kerle hier unterdrücken seit Jahrhunderten gewaltsam
ihre sexuellen Bedürfnisse«, stellte Don fest und ging an den
Wänden entlang, wobei er die Holzkunstwerke der Reihe nach
betrachtete. »Ich weiß überhaupt nicht, wie sie das geschafft haben.
    Unvorstellbar.«
Laura ließ ein Seufzen hören und lächelte Azrani warm an. »Und
nun tritt so ein wunderschöner… Engel wie Azrani mitten unter
sie…«
Noch bevor Azrani auf Lauras erneutes Kompliment reagieren
konnte, hatte sich Ullrik schon an sie gewandt, fuhr ihr mit der
Hand freundschaftlich übers Knie und schenkte ihr ein Lächeln.
»Na hör mal. Du tust ja gerade so, als wärest du nicht wunderschön…«
Unwillkürlich blickte Azrani zu Laura. Deren Augen leuchteten
auf, und ein unsicheres Lächeln flog über ihr Gesicht. Azrani
gönnte ihr dieses nette Kompliment Ullriks. Nein, es wäre nicht
gerecht, wenn nur sie allein hier die Königin wäre und alle anderen in ihrem Schatten stünden. Sie war froh, dass sie Laura zuvor
etwas Ähnliches gesagt hatte. »Danke«, flüsterte Laura und
schlug den Blick nieder.
»Was tun wir nun?«, unterbrach Azrani die anschließende Stille,
die peinlich zu werden drohte. Eine fast unlösbare Aufgabe wartete auf sie: nach Okaryn einzudringen, die Drachen zu verjagen
und die Frauen der Relies sowie Marina zu befreien. Auch wenn
sie jetzt, nach ihrem gelungenen Götter-Schauspiel, auf die Unterstützung der meisten Relies hoffen konnten, blieb es ein gewagtes Unternehmen.
»Bordo lässt gerade mehrere Männer holen, die in den letzten
Jahren auf Okaryn waren«, sagte Ullrik und deutete mit dem
Daumen über die Schulter. »Warten wir ab, wie es dort aussieht.
Danach planen wir weiter.«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, hörten sie von draußen das Trampeln vieler Füße auf dem Holzboden des Gebetssaales.
»Ihr bleibt erst einmal hier, du und Laura!«, flüsterte Ullrik und
erhob sich. Er hielt inne und lächelte verlegen. »Ich meine… bitte.«
Laura warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Darum wollen wir
doch gebeten haben, nicht wahr? Du bist hier nur der Götterbote.« Sie rollte mit den Augen. »Großer Zampanor!«
Azrani lachte leise.
Ullrik wandte sich noch einmal an Azrani. »Du musst deine Rolle
weiterspielen«, sagte er, »vergiss das nicht. Immer schön göttlich, nicht wahr?« Er nickte ihr aufmunternd zu.
»Ich werde dich auch wieder in so eine leuchtende Aura hüllen.
Obwohl es anstrengend ist, das aufrechtzuerhalten. Wir müssen
uns da etwas einfallen lassen.«
»Hau ab!«, verscheuchte ihn Laura mit einer Handbewegung.
»Wir machen das schon. Geh du mal lieber zu den Mannsbildern
da raus!«
Ullrik grinste und folgte den anderen.
Als er den Raum verlassen hatte, erhoben sich Azrani und Laura
und eilten zur Stirnwand, um dort durch die Ritzen zwischen den
Balken zu peilen.
Der Gebetssaal war bestimmt der höchste Raum, den es hier im
Dorf gab; sogar Tirao oder Nerolaan hätten noch unter sein gewölbtes Dach gepasst, wäre der Eingang groß genug gewesen. Es
gab mehrere hohe Fenster an den Seitenwänden, dazwischen
waren geflügelte Holzfiguren auf Sockeln aufgebaut – womöglich
die Heiligen dieser seltsamen Religion. Reihen karger Gebetsbänke zierten den ausgetretenen Holzfußboden, und an der Kopfseite, die Ullrik und seine Begleiter soeben erreichten, befand sich
ein erhöhtes Podest, auf dem ein breiter, gravierter Schrein aus
dunkelgrauem Stein aufgebaut war. Kerzen standen darauf, einige religiöse Gegenstände, die Azrani nicht genau zuzuordnen
wusste, und im Hintergrund ein größeres, dreiteiliges Holzschnitzbild.
Ullrik und seine drei Begleiter waren stehen geblieben. Ein rundes Dutzend Männer hatte sich ihnen genähert, von Bordo angeführt. Azrani erschrak, da die Ankömmlinge so wild und grob aussahen, aber dann erkannte sie, dass einige von ihnen verprügelt
worden sein

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