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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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umwerfend!
Du hättest dich mal sehen sollen! Diese blaue Rauchwolke – und
das Strahlen um deinen Körper! Und wie du da herausgetreten
bist! Und dann all diese glotzenden Dummköpfe! Ich bin extra
noch um den halben Platz gerannt, um dich von vorn sehen zu
können! Unfassbar! Diese Drachentätowierung – du warst so
schön! Und dann deine drei Drachen…«
Laura überschlug sich fast vor Begeisterung; Azrani hatte grinsend die Augen zusammengekniffen und ertrug die zügellose
Lobpreisung. Sie hatte die ganze Welt umarmen und küssen können, noch nie hatte sie einen Moment solcher Hochstimmung erlebt. Jedermann hier schien sie zu lieben und zu verehren, man
hielt sie offenbar für überirdisch schön, und ihre Idee, ganz bescheiden aufzutreten und mit leiser, weicher Stimme zu sprechen,
war unvermutet zum Glanzpunkt von allem geworden. Man hing
ihr förmlich an den Lippen, mit schmelzenden Blicken, und wenn
sie es richtig sah, hatten sich mehr als einhundertfünfzig Männer
zugleich in sie verliebt – und Laura noch dazu. Sie wusste nicht
recht, wie sie damit fertig werden sollte, aber für den Augenblick
fühlte es sich an, als wäre sie schwerelos, als ginge sie auf Wolken. Sie seufzte. »Schluss jetzt!«, bat sie Laura energisch. Sie
zog sie zu sich heran, den Augenblick nutzend, da sie noch allein
waren, küsste sie dankbar auf die Wange und flüsterte ihr ins
Ohr: »Übertreib nicht, du bist viel schöner als ich. Dir fehlt nur
eine Drachentätowierung.« Laura starrte sie verblüfft an.
    Weiter führte das Gespräch nicht. Ullrik, Mandal, Burly und Don
kamen mit zügigen Schritten herein. Sie befanden sich in einem
Hinterraum des größten Gebäudes im Dorf – einer Kirche, wie sie
erfahren hatten. Azrani und Laura saßen auf einer kargen Bank
mitten in dem weiten, flachen Raum und warteten auf das, was
die Männer ihnen an Neuigkeiten bringen würden.
    Im Dorf herrschte heller Aufruhr. Das Bauwerk war die Kirche
der Allgütigen Himmlischen Engelsschar, an diesem Ort fanden
sich die Dorfbewohner mehrmals täglich ein, um ihrem Gott und
seinen allgütigen, himmlischen Engeln – den Abon’Dhal – zu huldigen. Azrani hielt es für mehr als bezeichnend, dass man die
eigentliche Bestimmung dieses Ortes so überaus bereitwillig und
schnell beiseite gewischt und ihr hier ein vorübergehendes Domizil gemacht hatte.
    »Es ist unglaublich, aber wahr«, kündigte Ullrik mit leiser Stimme an. »Viele der Relies scheinen erleichtert zu sein, dass es
endlich eine Aussicht gibt, der Unterdrückung durch die Drachen
zu entkommen. Besonders die jungen Männer.« Er kniete sich vor
der einfachen Bank nieder, auf der Azrani und Laura saßen, und
nahm Azranis Hände. »Es gibt zwar ein paar alte, verkalkte Kerle,
die sich verbissen wehren und herumwettern, dass das Jüngste
Gericht nun gekommen sei, aber die Jüngeren bringen sie zum
Schweigen – ziemlich grob sogar. Einen der Alten haben sie sogar
erschlagen, vor ein paar Minuten erst! Im Dorf geht es drunter
und drüber.«
    »Wirklich?«, fragte Azrani betroffen. »Jemand wurde getötet?«
»Bordo, der Oberste, hat ein Ausgangsverbot verhängt«, erklärte Mandal mit finsterer Miene, »und unser Bugger patrouilliert
zwischen den Häusern – bis an die Zähne bewaffnet. Das ganze
Dorf brodelt förmlich!«
    »Ja. Hier sind ein paar ganz böse Sachen am Kochen.« Das war
Burly, der offenbar ebenfalls von unschönen Dingen zu berichten
hatte. »Sie haben ein Gefängnis, das hab ich gerade aus Andeutungen erfahren. Dort züchtigen sie Ungehorsame mit den übelsten Mitteln. Puh! Ich glaube, das möchte ich lieber nicht sehen.«
    Don, der hinter Ullrik stehen geblieben war, schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Ich glaube, wir können uns das gar nicht
richtig vorstellen, was hier die ganzen Jahre eigentlich ablief. Ihre
Frauen sind wundersame Legenden für sie, überirdische Wesen.
Die meisten hier haben noch nie eine gesehen. Nur als sie kleine
Kinder waren. Eine innere Sehnsucht, die sie gar nicht so recht
verstehen, zerreißt sie förmlich.«
    »Ja, das war mir früher schon klar«, bestätigte Laura. »Das
Dorf hier ist eine kleine Hölle. Ich fürchte, wir werden noch mehr
unschöne Dinge entdecken.«
    Der Raum, in dem sie sich aufhielten, schloss an den großen
Gebetssaal der Kirche an und war in jeder Hinsicht karg und
schmucklos eingerichtet. Die Hand voll Holzschnitzereien, die
ringsum die Wände zierten, waren nicht gerade geeignet,

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