Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
mitbekommen hat.« Er deutete in Richtung des Hinterraumes. »Sonst wäre die Strafe härter ausgefallen!«
»Damit hat er dich gemeint!«, flüsterte Azrani Laura zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. Laura grinste zufrieden.
Mirosh stöhnte und krümmte sich am Boden. Ullriks Treffer war
nicht von der sanften Sorte gewesen. »Los! Hoch mit ihm!«, befahl Ullrik den anderen. Die Männer gehorchten, bald darauf stand
Mirosh schwankend.
»Okaryn ist ein Ort des Übels, und eure so genannten Engel
sind nichts als bösartige Betrüger, die euch den größten Schatz
genommen haben, den ihr besitzt: eure Frauen!«, rief Ullrik, der
noch immer voller Wut steckte. »Sie trennen euch, um euch
schwach zu machen. So seid ihr ihnen hilflos ausgeliefert, und sie
missbrauchen und töten eure Frauen! Und eure Brüder und
Schwestern – die Leute, die draußen beim Wrack leben – gehen
an eurem dummen Verhalten zugrunde! So darf das nicht bleiben! Die Drachengöttin und ich sind gekommen, um uns gegen
diesen Terror zu stemmen, und jeder von euch, der sich gegen
uns stellt, bekommt es mit mir persönlich zu tun, habt ihr das
verstanden, ihr Dummköpfe? Wir wollen euch helfen!«
Sieben der Männer, die schon zuvor auf Ullriks Seite gestanden
hatten, hatten ehrerbietig die Blicke gesenkt, unter ihnen auch
Bordo.
Die Gefangenen jedoch schienen trotz der Prügel, die Mirosh
bezogen hatte, nicht so leicht aufgeben zu wollen. Mirosh hatte
den Kopf schon wieder gereckt, und aus seinen Augen leuchtete
der Fanatismus. Seinen drei Kumpanen schien das Mut zu machen.
»Ihr wollt die Engel besiegen und die Frauen von Okaryn fortholen?«, flüsterte er und ließ ein hämisches Lachen hören. »Das
schafft ihr nie. Selbst wenn ihr fliegen könntet!«
»So? Und warum?«, bellte Ullrik.
Mirosh lachte hysterisch.
»Die Himmelspforten!«, sagte ein anderer. »Die Tore nach Okaryn!«
»Sie sind aus unzerstörbaren Eisenstäben, so dick wie Männerschenkel!«
»Ja!«, heulte Mirosh auf. »Niemals könnt ihr nach Okaryn gelangen, ihr verfluchten Frevler!«
Ullrik hatte schon wieder die Fäuste geballt, schien aber einzusehen, dass er mit Gewalt einfach nicht weiterkam.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, fasste Azrani Laura am
Arm. »Schnell! Lauf hinein und sag Ullrik, er soll mich holen. Ich
brauche diese leuchtende Aura!«
Laura blickte sie kurz fragend an, nickte dann aber und eilte los.
Kurz darauf hörte Azrani Ullriks gebieterische Stimme: »Die
Drachengöttin will euch sehen! Ihr wartet hier, ich werde sie holen.« Danach vernahm sie Schritte, und Ullrik erschien.
»Warum willst du hinaus, Azrani?«, flüsterte er. »Mir ist eine
Idee gekommen, wie wir nach Okaryn gelangen könnten – aber
dazu brauchen wir diese Kerle! Los, lass mich wieder leuchten, ich
muss diese vier Burschen da draußen beeindrucken.«
»Du hast eine Idee?«, fragte Ullrik überrascht. »Welche denn?«
»Das sag ich dir gleich«, grinste sie und hauchte ihm einen Kuss
auf die Wange. »Ich habe sie noch nicht ganz zu Ende gedacht,
aber ich…«
Plötzlich hielt sie inne, als wäre ihr etwas Wichtiges eingefallen.
Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich, während sie Ullrik ernst
ansah. »Du hast schon wieder davon gesprochen, dass die
Abon’Dhal die Frauen der Relies… missbrauchen. Und sie dann…
töten.«
Ullrik wurde blass. »Habe ich das?«
»Ja, hast du.« Sie klammerte sich mit beiden Händen an seine
Oberarme. »Das war keine Übertreibung, nicht wahr? Ich sehe es
an deinem Gesichtsausdruck.«
Ullrik holte tief Luft und blickte kurz zu Boden. Als er wieder
aufsah, sagte er: »Deshalb habe ich es so eilig, Azrani. Auf Xahoor, bevor ich dich draußen unter dem Bäumchen fand, habe ich
mich ein wenig umgesehen.
In der Großen Halle – weißt du noch? Da war so ein Relief an
den Wänden. Gewissermaßen eine Geschichte. Na ja, ich bin mir
nicht völlig sicher, wir müssten vielleicht…«
»Eine Geschichte?«
»Ja, Wandbilder erzählen oft Geschichten, weißt du das nicht?«
Azranis Herz pochte wild. »Doch, natürlich. Und was haben diese erzählt?«
Ullrik war nicht wohl dabei, das war deutlich zu erkennen. »Ich
bin wirklich nicht sicher, Azrani…«
»Was?«, verlangte sie zu wissen.
Ullrik erschauerte. »Es geht um die Mhir, die Seelenfelsen«, erklärte Ullrik. »Um Xahoor selbst und um die anderen Mhirs. Weißt
du noch, die kleineren Felsen, die vor der Mauer der Abon’Dhal
schwebten? Als hätten sie dort festgemacht – wie
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