Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Zuckerwürfel?«
»Ja. Es schien, als hätte er ihn aus einer Zuckerdose aus Giacomos Teeschränkchen geholt.
Sagt Euch das etwas?«
Julian schluckte. »Nein… nein, Kardinal.« Lakorta runzelte die
Stirn. »Ihr macht so ein komisches Gesicht, Mann! So als wüsstet
Ihr doch etwas darüber!« Eine Weile musterte er Julian, dann
winkte er ab. »Was kümmerts mich.
Sagt das ruhig dem Doy Amo-Uun oder dem Pusmoh oder wem
auch immer. Jedenfalls muss ich Ain:Ain’Qua kriegen.
Allein schon, weil er wissen könnte, wo sich diese verfluchte
Leandra versteckt hält.«
Ein brennendes Gefühl breitete sich in Nuntio Julians Bauch aus.
Um den Schein zu wahren, gab er sich noch für über eine halbe
Stunde gelassen und uninteressiert, während die Beratung in
Kardinal Lakortas Arbeitszimmer weiterging. Als er endlich gehen
konnte, verfiel er beinahe in Laufschritt – eine Gangart, die im
altehrwürdigen Dom von Lyramar alles andere als üblich war.
Er hat das Archiv!, hämmerte ein Gedanke immer wieder in Julians Hirn. Giacomo hat Ain:Ain’Qua den Datenspeicher des Geheimarchivs von Thelur zugänglich gemacht!
*
    Ain:Ain’Qua lauerte im Schatten eines schmalen Hausdurchgangs und beobachtete zwei Männer, die, ein Stück die Gasse
hinab, unter dem erloschenen Werbeschild einer zwielichtigen Bar
leise miteinander redeten.
    Der eine war mit einem Hoverbike gekommen, einem knallgelben, hochfrisierten Renngerät, und darauf hatte es Ain:Ain’Qua
abgesehen. Er musste nur noch sichergehen, dass die beiden zur
Fraktion der Kleingauner und Ganoven gehörten, ebenso zwielichtig wie die Bar in ihrem Hintergrund, damit er sich dieses Hoverbike von seinem Besitzer ausleihen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass der Diebstahl gemeldet würde. Er benötigte dringend
ein Fahrzeug. Ain:Ain’Qua sah kurz in die andere Richtung; die
verwinkelten Gassen der Altstadt von Lyramar-Stadt waren ihm
völlig fremd. Vor Jahren, als er noch Ordensritter gewesen war
und vielleicht einmal mit ein paar Kameraden auf eine kleine
Kneipentour gegangen wäre, war er auf Tannhäuser stationiert
gewesen, einer Nachbarwelt von Schwanensee. Nachdem er später, als Heiliger Vater, im Dom von Lyramar Einzug gehalten hatte, hatte sich ein Besuch dieses Stadtteils von selbst verboten.
Bin ich ja nicht mehr, dachte er mit einem grimmigen Lächeln.
Jetzt darf ich hier sein. Die beiden Männer tuschelten schon eine
geraume Weile, nun endlich kamen sie zur Sache. Sie warfen Seitenblicke die Gasse hinauf und hinab, dann holte der mit dem
Hoverbike etwas aus der Innentasche seiner Lederjacke und
reichte es dem anderen. Der prüfte es kurz, nickte, steckte es ein
und gab dem ersten etwas zurück. Ain:Ain’Qua nickte. Wahrscheinlich Drogen, irgendwelche verbotenen Implantate oder gestohlene Daten. Die beiden fingen wieder an zu tuscheln.
    Ain:Ain’Qua machte sich bereit. Es fühlte sich gar nicht so
schlecht an, wieder eine Normalperson zu sein. Er hatte sein Amt
als Pontifex Maximus der Hohen Galaktischen Kirche immer gern
und mit Hingabe erfüllt, aber letztendlich fühlte er sich doch noch
zu jung, um hinter Schreibtischen oder in Sitzungssälen zu versauern. Er war knapp über vierzig Standardjahre alt, was für einen Ajhan bedeutete, dass er in der Blüte seiner Jugend stand.
Ab etwa fünfzig galt man als rechtschaffen erwachsener Mann,
und das Alter begann mit achtzig oder fünfundachtzig Standardjahren. Das wäre die richtige Zeit, dachte er, es sich hinter
Schreibtischen oder in Sitzungssälen bequem zu machen, aber
nicht in so jungen Jahren. Leider forderte das Amt des Pontifex
eine im Rhythmus von zwei Jahren wiederkehrende Glaubensprüfung, bei der allerlei körperliche Höchstleistungen gefordert waren. Irgendwie kam ihm das bizarr vor. Aber die Antwort lag wohl
auf der Hand: Man wollte gar keinen allzu engagiert auftretenden,
reifen Mann als Papst sehen – nein, man wollte einen, den man
lenken konnte. In dieses Muster, das zweifellos vom Pusmoh
stammte, hatte er selbst immer weniger gepasst.
    Eine wohlige Aufregung überkam ihn bei dem Gedanken, was
ihm nun bevorstand. Eine heiße Flucht, fort von Schwanensee,
unerkannt ins All hinaus, und dann wieder etwas tun, das wichtig
und gut war und in dem er sich allein seinem Schöpfer, nicht aber
dem Pusmoh beugen musste. Er freute sich darauf, seinen genialen Helfer wiederzutreffen, Giacomo, diesen kleinen, quirligen
Mann, hinter dem sich ein unerhört aufregendes Geheimnis verbarg, wie er

Weitere Kostenlose Bücher