Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
viel dünner. Die Herstellung ist schwierig und teuer.
Nur das vordere Drittel der Swish ist vollständig damit ausgestattet…«
»Das reicht mir«, knurrte Roscoe und wandte sich um.
»Setzt euch und schnallt euch gut an.«
»Willst du sie etwa… rammen?«, keuchte Leandra. »Der Augenblick, in dem ihr Enterkommando an Bord kommen will, ist der
günstigste Zeitpunkt«, erwiderte Roscoe grimmig und machte
sich an den Kontrollen zu schaffen. »Ich werde mit Vollschub
durchstarten. Kann sein, dass wir ein paar blaue Flecken davontragen. Presst die Köpfe nach hinten in die Kopfstützen und haltet
euch gut fest.«
»Aber Darius!«, rief Mai:Tau’Jui. »Die Hülle könnte Risse bekommen! Vielleicht kriegen wir einen Strukturschaden oder ein
Leck…«
»Das ist unser Risiko«, entgegnete Roscoe. Er nickte Leandra
knapp zu, und sie drückte die widerstrebende Mai:Tau’Jui in den
Sitz und gurtete sie an.
»Überleg mal«, flüsterte sie der Ajhana in beruhigendem Ton
zu. »Diese Hüller bewahren seit wer weiß wie vielen Jahrtausenden dieses Geheimnis.
Vielleicht steckt ja sogar der Pusmoh selber dahinter.
Niemand kann wissen, welche Tragweite das hier hat.
Glaubst du, sie können riskieren, dass jemand ihr Geheimnis
entdeckt und ausplaudert?« Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen
es wagen. Wenn wir uns ergeben, töten sie uns auf jeden Fall.«
»Wir kommen jetzt rüber!«, hörte Leandra die Stimme des
Mannes von der Huntress über den Lautsprecher. »Keine Mätzchen, verstanden? Wir haben zwei Gapper-Kanonen auf Sie gerichtet.«
»Bist du sicher?«, jammerte Mai:Tau’Jui, an Leandra gerichtet.
»Warum kommen sie dann erst herüber? Sie könnten uns doch
gleich abschießen.«
»Weiß ich nicht. Vielleicht wollen sie nachsehen, ob wir schon
Daten heim nach Gladius übermittelt haben. Oder sie könnten uns
tatsächlich mitnehmen und zu den Drakken bringen, damit die
uns verhören. Mich werden sie auf jeden Fall umbringen, wenn
sie mich haben. Die halbe GalFed ist hinter mir her.«
Die Huntress lag jetzt direkt vor ihnen, so als wollte sie ihnen
den Fluchtweg versperren. Roscoe lachte böse auf.
»Näher… Kommt noch ein bisschen näher da drüben…«, sagte
er.
»Was?«, plärrte es durch den Lautsprecher. »Nichts!«, rief Roscoe und hieb auf die Taste. Er drehte sich herum.
»Leandra!«
»Ja?«
»Ich weiß nicht, was passiert, wenn wir dort drüben reinknallen.
Kannst du uns mit deiner Magie helfen?«
In diesem Moment öffnete sich an der Seite der Huntress eine
Schleusentür, und drei Männer in hellgrauen Raumanzügen
schwebten heraus. Sie waren kaum hundert Meter entfernt.
Leandra, die sich gerade hatte setzen wollen, hielt inne und
kam von hinten an Roscoes Sitz heran. »Woran hattest du gedacht?«
»Was weiß ich? Einen magischen Blitz oder so, der dieses Schiff
da drüben in tausend Stücke zerreißt.«
Leandra musste leise auflachen. »Einen magischen Blitz? Du
hast eine falsche Vorstellung von der Magie, Darius.« Sie beugte
sich ein Stück vor und küsste ihn auf die Wange.
»Ja, es gibt magische Blitze, aber ich bezweifle, dass ich damit
solch ein Schiff zerstören könnte. Es sind stygische Energien, die
ich zum Fließen bringe, zerstörerische Kräfte der Sphäre des
Chaos, verstehst du? Sie könnten die Ordnung in diesem Teil der
Welt auflösen, durch Hitze, Kälte, Druck und solche Dinge. In der
Höhlenwelt funktioniert das im Kampf ganz gut – gegen ein paar
Personen. Aber hier? Gegen so ein Ungeheuer aus Stahl?« Sie
pochte mit dem Fingerknöchel gegen die Ceraplast-Scheibe des
Panoramafensters. »Außerdem wüsste ich nicht auf Anhieb, wie
ich’s hinkriegen soll, so einen Blitz erst da draußen im All entstehen zu lassen.«
Roscoe stöhnte lautstark. »Siehst du die Nase da vorn?« fragte
er und deutete durch das Fenster auf die Spitze ihres Schiffs.
»Die Swish ist vorn schmal und hat links und rechts diese Prallbleche, damit sie den entgegenkommenden Gesteinsbrocken
möglichst wenig Angriffsfläche bietet. Aber zum Rammen ist das
eher ungünstig. Die Nase hat sicher nicht viel Masse. Wenn ich
frontal bei denen draufknalle, reißt es uns womöglich da vorn
alles weg, bis hin zu unseren Beinen.«
In diesem Moment geschah etwas Seltsames mit Leandra.
Roscoe wandte erschrocken den Kopf und starrte ihr ins Gesicht; er hatte diesen befremdlichen Ausdruck an ihr schon einmal
erlebt, allerdings noch nie so stark. Ihm kam es so vor, als wäre
plötzlich eine Aura von Hitze
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