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Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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über hielt, war ihm
ein großer Trost, doch er würde ihn aufgeben müssen, sobald sie
das Fest erreichten. Langsam kamen ihnen die ersten Leute entgegen, aber niemand achtete auf sie. Die meisten waren Paare,
und das empfand Ullrik als umso schmerzlicher. In einem langen
Korridor zweigte ein großer Durchgang nach rechts ab, und von
dort drang großer Lärm zu ihnen. Sogar Musik war zu hören, Saiteninstrumente, Flöten, Trommeln, Zimbeln, alles wild durcheinander ohne eine erkennbare Melodie. Der Duft nach Gebratenem
hing in der Luft und brachte Ullriks Magen zum Knurren. Azrani
ließ seine Hand los. »Ich gehe Marina suchen«, sagte sie munter.
»Wenn ich ihr alles erzählt habe, kriegst du wieder einen Kuss
von mir, einverstanden?«
    Das versöhnte ihn ein wenig, und er nickte. Azrani winkte ihm
kurz und sprang davon.
Ein paarmal atmete er tief durch, um sich zu wappnen, denn sicher waren hier miesepetrige Gesichter nicht sonderlich gefragt.
Dann war er so weit, setzte sich in Bewegung und ging hinein.
Überrascht blieb er stehen.
Hier waren mindestens dreihundert Leute anwesend, und sie
feierten ausgelassen. Etwa zwei Drittel waren weiblichen Geschlechts, während unter den Männern die im Kampf Verletzten in
der Überzahl zu sein schienen. Sie wurden von zahlreichen Frauen umsorgt und bemuttert, die alle in weiße Tücher gewandet
waren und sich sichtlich Mühe gaben, es ihnen an nichts mangeln
zu lassen. Speisen und Getränke wurden reichlich aufgetischt,
und nach dem ersten Erstaunen, woher das alles kommen mochte, erinnerte sich Ullrik daran, dass die über vierhundert Frauen,
die hier lebten, von den Männern des Dorfes versorgt worden
waren. Sicher gab es hier Vorräte, auch Stühle und Tische, Geschirr; die Musikinstrumente und alles Übrige mussten aus dem
stammen, was eine vierhundertjährige Frauenkultur hervorgebracht hatte. Schließlich wurde Ullrik klar, dass auch Okaryn eine
Art Relie-Dorf sein musste… ein Relie-Frauen-Dorf.
Immerhin war hier nur wenig Grau zu entdecken, sah man einmal von der schlichten Kleidung der Männer ab. Und Lachen war
ebenfalls erlaubt, aber das mochte erst seit heute gelten. Bestimmt hatte es für die Frauen hier bisher nur wenig Anlass dazu
gegeben. Nun sah Ullrik auch endlich Kinder, Mädchen wie Jungen, nur waren die Jungen nicht älter als fünf Jahre, während es
Mädchen in allen Altersstufen gab.
Bald wurde er mit Hochrufen begrüßt, man gab ihm zu essen
und zu trinken, und mit lautem Magenknurren machte er sich
über das Essen her. Viele der Speisen waren ihm unbekannt,
doch manche waren überaus schmackhaft.
Laura war in ihrem – in seinem – Hemd nicht schwer zu entdecken. Er musste lächeln, als er daran dachte, dass sie schon die
Zweite war, die hier in seinen Hemden herumlief, aber als er daran dachte, dass sie dieses Hemd womöglich aus ähnlichen Gründen wie Azrani trug, versiegte sein Lächeln wieder. Was sollte er
nur tun?
Sie warf scheue Blicke in seine Richtung, schien verzagt, und
Mitgefühl kam in ihm auf. Wäre Azrani nicht gewesen, hätte er
sich gern um sie gekümmert, wäre ihr vielleicht auch näher gekommen… Ja, er mochte sie wirklich. Aber so, wie die Dinge sich
entwickelt hatten, konnte er jetzt nicht einfach so tun, als wäre
Azrani nie gewesen.
Einem plötzlichen Entschluss folgend, schluckte er den letzten
Bissen herunter, wischte sich den Mund ab und die Krümel fort
und stand auf. Mit einem Lächeln ging er auf sie zu und setzte
sich neben sie. Sie saß krumm und unscheinbar da, und ihr Lächeln war unsicher, als sie zu ihm aufblickte; sie hielt sich an einem kleinen Becher fest, in dem ein gelbliches Getränk schwappte. Ullrik beschloss, sie aufzurichten.
»Na, du Heldin«, begann er, verzog aber gleich das Gesicht.
Sein erster Versuch war nicht sehr originell gewesen.
»Na, du Held«, erwiderte sie, kaum origineller als er.
Sie sahen sich an und mussten schließlich beide lächeln.
Dabei blieb es aber auch.
Sie sahen zu Boden; es war geradezu peinlich, aber Ullrik wollte
einfach nichts einfallen, was er hätte sagen können, um die Lage
zu entspannen. Eine Weile saßen sie so da, es näherte sich dem
Unerträglichen, doch plötzlich, als Ullrik schon glaubte, gleich
aufspringen und davoneilen zu müssen, geschah etwas. Im Nachhinein aber wäre ihm so ziemlich alles andere lieber gewesen als
das, um ihn aus dieser Situation zu befreien.
Leise Unruhe kam auf, von rechts hinten im Saal, und schlug

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