Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar

Titel: Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Liebe – sie konnte nichts davon ahnen, welchen
Schritt Azrani unternommen hatte. Verzweifelt hämmerte sich
Ullrik ein, dass Laura die Allerletzte war, der etwas passieren
durfte, nein, nicht ihr, sie hatte alles gegeben und nichts bekommen. Er zwang sich mit aller Macht durchzuhalten und erreichte
das obere Ende der Treppe. Den Phryx bekam er nur noch in der
Ferne zu sehen, er war schon weit einen breiten Gang hinabgestürmt, den Ullrik nicht kannte. Er hielt durch, rannte weiter; nur
einen Mann noch hörte er direkt hinter sich. Er brüllte mehrmals
Lauras Namen, damit sie den Mut nicht verlor, hörte sie sogar
noch einmal den seinen rufen. Dann war der Phryx mit ihr am
Ende des Ganges verschwunden. Ullrik hastete weiter. Nach einer
Zeit, die ihm schier endlos vorkam, erreichte er das Gangende
und fand sich auf einem nächtlichen, mit sanftem Gras und ein
paar Büschen bewachsenen Plateau wieder. Es musste am Nordrand von Okaryn liegen, denn er konnte links in der Ferne die
Pyramide und das lichtlose Schwarz erkennen, das über den Bergen lag. Und dann sah er es: Eben schwang sich am Rand des
Plateaus, hundert Schritt von ihm entfernt, ein großer, vierbeiniger Drache in die Lüfte. An seinem Flugstil erkannte Ullrik ihn
sofort. Auf seinem Rücken saß eine große Gestalt, das konnte nur
der Phryx sein – und der hatte Laura bei sich. Ullrik ballte die
Fäuste. »Meados!«, brüllte er in ohnmächtigem Zorn in die Nacht.
Voller Wut rannte er los, so als könnte das noch etwas bringen,
erreichte bald darauf den Rand des Plateaus und sah dem Sonnendrachen hinterher. Seine Umrisse zeichneten sich vor den
zahllosen Sternen ab. Er hielt auf die Mauer der Abon’Dhal zu.
Ullrik schloss die Augen, ballte abermals die Fäuste und suchte
den bestmöglichen Kontakt zum Trivocum.
Shaani, brüllte er in Gedanken, Tirao! Nerolaan! Kommt zu mir!
Er wusste, dass diese Methode reichlich primitiv war; die drei
würden, sofern sie nicht weit entfernt waren, die Erschütterung
im Trivocum wahrscheinlich spüren, aber es war sehr fraglich, ob
sie die Worte verstehen oder ihren Ursprungsort finden konnten.
Doch das Wunder geschah. In dem Moment, da Ullrik Meados in
der Ferne aus den Augen verlor, tauchte aus der Tiefe Tirao auf.
Ullrik stieß vor Erleichterung einen Schrei aus und winkte heftig
mit beiden Armen. Tirao!, rief er ins Trivocum. Schnell! Laura ist
entführt worden! Tirao kam rasch heran und landete nach einer
kurzen Schleife unmittelbar rechts von ihm. Sie wurde entführt?
Etwa von Meados?
Ja! Diese verdammte Bestie hört nicht auf uns das Leben
schwer zu machen! Er deutete zur Pyramide. Er ist in diese Richtung geflohen, vor ein paar Minuten erst. Es kann sein, dass sie
zur Mauer der Abon’Dhal fliegen! Wir müssen die Verfolgung aufnehmen! Bitte!
Ullriks Flehen war überflüssig, Tirao zögerte keinen Augenblick.
Er ließ die linke Schwinge herab, und Ullrik zog sich schneller auf
seinen Rücken als je zuvor. Dann glitt Tirao schon sanft in die
Nacht hinaus. Mit kräftigen Schwingenschlägen arbeitete er sich
in die Höhe und gewann bald an Geschwindigkeit. Als seine Gedanken um Laura kreisten, stiegen ihm Tränen in die Augen. Er
glaubte zu spüren, dass diesmal etwas schief ging. So viel Glück,
dass er wieder gewinnen würde, konnte er gar nicht haben. Azrani hatte Recht – er liebte sie alle, jedes einzelne von seinen Mädchen, aber nachdem sie Azrani gerettet hatte, Laura ganz besonders.
31
Mhorad Mhor
    Die Nacht über Jonissar war so klar und prachtvoll wie nie zuvor. Das gleißende Sternenband im Nordwesten strahlte hell und
farbenprächtig, sodass man meinte, danach greifen zu können;
und der geheimnisvolle kosmische Nebel, der fast aus der Himmelsmitte herabschien, war so fein und deutlich, dass er wie ein
Tuch aus dunkelblauer Seide wirkte. Okayar aber schien warm
und hellorange auf sie herab.
    Azrani hatte sich auf dem Rücken Nerolaans verkrallt, und obwohl sie schon Stunden nach Nordwesten über das Schwarze
Nichts hinweg unterwegs waren, wollte sich ihr Herz nicht beruhigen. Sie hätte nie gedacht, dass ihr je eine Person wichtiger sein
könnte als Marina oder Ullrik, aber für Laura hätte sie jetzt ihr
Leben gegeben – um sie zu retten.
Warum hatte sie das getan? Sie und Ullrik hatten nicht miteinander geredet, das wusste Azrani. Sie hatte die beiden genau
beobachtet, ihr betroffenes Schweigen, mit dem sie eine ganze
Minute nebeneinander dagesessen waren. Völlig unmöglich,

Weitere Kostenlose Bücher