Höhlenwelt-Saga 7 - Die Monde von Jonissar
unterkommt. Alina, Hellami, Cathryn, mich, Marina, Laura, einfach alle.
Du willst uns beschützen, uns alle zugleich umarmen und küssen
und mit uns zusammen sein. Ein Glück, dass du Roya und Leandra noch nicht kennst. In die beiden würdest du dich sofort verlieben. Übrigens ist Roya deiner kleinen Laura ziemlich ähnlich.«
»Meiner kleinen Laura«, äffte Ullrik und rollte mit den Augen.
»Sei nicht so spöttisch. Ich finde sie wundervoll, und ich glaube,
du tust das auch. Du liebst sie genau so wie jede von uns. Das ist
zwar sehr schön und sagt viel über dich aus, darüber, dass du ein
großes Herz hast. Das Ganze hat nur einen kleinen Fehler.«
»Und welchen?«
»Du kannst uns nicht alle haben. Du musst dich für eine entscheiden.«
»Ha!«, rief er voller Selbstzweifel. »Als ob ich mir eine aussuchen könnte!«
»Laura kannst du haben. Sie liebt dich.«
Ullrik wusste nicht mehr ein noch aus. Verzweifelt suchte er eine Richtung, in die er blicken konnte, ohne in Azranis Augen sehen zu müssen. Was sie sagte, war so schrecklich sinnvoll, aber
er fühlte nicht so. Ja, er mochte Laura tatsächlich; diese Mischung aus verschmitzt-verspieltem Energiebündel und der unterschwelligen Traurigkeit, die in ihr steckte, sprach etwas in ihm
an. Er bewunderte sie für ihre Klugheit, ihren Mut… und für ihre
Ehrlichkeit. Wenn sie ihn wirklich so sehr liebte, war ihr Verhalten
tatsächlich außergewöhnlich selbstlos. Er hatte nicht viel Erfahrung mit der Liebe, aber er spürte, dass dies eines der großen
Talente sein musste: Selbstlosigkeit.
»Mach mal die Augen zu«, sagte Azrani leise.
Ullrik sah sie eine Weile fragend an, dann gehorchte er.
Er spürte wieder ihren Körper, ihre seidenweiche Haut. »Du darfst mich umarmen«, forderte sie ihn auf, und zögernd tat er es.
»Und nun lass die Augen geschlossen und stell dir vor, es wäre
Laura, die bei dir ist.«
Ein seltsames Gefühl durchfuhr ihn, als das Bild von Laura in
ihm aufstieg. Dann spürte er plötzlich Azranis Mund auf seinem,
sie küsste ihn ganz zart und voller Liebe – nur hatte er das seltsame Gefühl dabei, dass sie in diesem Moment Laura für ihn sein
wollte, dass sie ihm zeigen wollte, wie sehr Laura ihn liebte.
Es ließ ihn nicht völlig kalt, und das verwirrte ihn mehr, als es
ihm aus seiner Klemme half. Mit einer inneren Kraftanstrengung
löste er sich von Azrani.
»Lass uns… lass uns damit aufhören«, sagte er verstört. »Ich
weiß schon gar nicht mehr, was ich denken soll.«
»Hab ich dir wehgetan?«, fragte sie besorgt.
Er schüttelte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab.
»Nein, schon gut. Ich bin nur etwas… durcheinander.«
Er schob Azrani von seinen Knien und sagte: »Ich verstehe
dich, was Marina angeht. Mir wäre auch nicht wohl, wenn sie sich
jetzt von dir verstoßen fühlte, nachdem sie ihr Leben für dich riskiert hat. Stell dir nur vor: Ohne sie würdest du wahrscheinlich
für alle Zeiten auf dieser Dreieckswelt festsitzen.«
Er stand auf, und Azrani erhob sich ebenfalls. Sie reckte sich auf
die Fußspitzen und umarmte ihn. »Ich liebe dich wirklich«, sagte
sie noch einmal leise. »Das musst du mir glauben.«
Ullrik schloss kurz die Augen und sagte sich, dass es ein gutes
Gefühl war, Azranis Liebe nicht verloren zu haben. Auch wenn
damit ihre kurze Zweisamkeit zu Ende war. »Wirst du es ihr sagen?«, fragte er.
»Du meinst Marina? Aber ja – das muss ich. Sonst könnten wir
beide gleich weitermachen.« Sie lächelte.
»Aber ich hab keine Angst. Sie wird es verstehen.«
Ullrik nickte schwer.
Azrani strahlte ihn an. »Vielleicht erlaubt sie mir, dich hin und
wieder zu küssen. Oder vielleicht will sie es selbst.« Sie bückte
sich, langte nach dem Hemd, streifte es über und nahm zuletzt
noch die Öllampe. »Komm, wir gehen zu den anderen. Ich hab
Hunger. Da ist seit Stunden ein riesiges Fest im Gange. Vielleicht
finden wir dort auch Laura.« Ullrik schenkte ihr einen zweifelnden
Blick.
*
Um die Frauenquartiere zu erreichen, mussten sie nur dem
Lärm nachgehen, den sie schon von weitem vernahmen. Ullrik
fühlte sich wie betäubt, aber er konnte nicht einmal genau sagen,
weswegen. Azrani liebte ihn noch immer, das wusste er, und das
sollte ihn eigentlich über den schlimmsten Schmerz hinwegtrösten. Doch ihren wundervollen, warmen Körper nie mehr berühren
zu dürfen, erschien ihm als eine schlimmere Tortur als die des
Kampfes, den er vergangene Nacht durchgestanden hatte. Ihre
kleine, zarte Hand, die ihn den ganzen Weg
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