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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sind.«
      Crowther wußte natürlich, wer das sein mußte, spielte jedoch auf Zeit. »Jago, vermute ich.«
      »Meine Güte, Sie sind gut informiert, aber schließlich ist In­ formatik ja Ihr Beruf, nicht?« Jago zog mit der freien Hand eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an, während Crowther eine zweite Tasse holte und einen Teebeutel hinein­ tat. Er ergriff den Kessel und lockerte, sich halb umdrehend, den Plastikdeckel. Jago fuhr fort: »Da wir gerade von Informa­ tion sprechen, alter Junge – wo sind die beiden? Lassen Sie es sich ja nicht einfallen, mir Schwierigkeiten zu machen, sonst müßte ich sehr unangenehm werden, und das um diese frühe Stunde.«
      Crowther schüttete einen Schwall kochendes Wasser über den Tisch, und als Jago in die Diele zurückwich, machte er kehrt und riß die Küchentür auf. In der Tür traf ihn eine Kugel in die linke Schulter. Im Dunkeln gab er ein schlechtes Ziel ab. Jago schoß abermals, als er sah, wie sich die Tür zum Hinter­ gäßchen öffnete, und folgte ihm.
      Crowther erreichte die Straße, bog an der anderen Seite des Hauses um die Ecke und rannte nun am Kanal entlang in Rich­ tung Camden Lock, teils im Dunkeln, teils im Licht der Stra­ ßenlaternen. Jago lief sehr schnell und war nicht weit hinter ihm, als Crowther keuchend zu einer Reihe von Granitstufen gelangte und hochwankte, sich mühsam an dem alten viktoria­ nischen Eisengeländer emporziehend.
      Er kam oben an, einen Moment gut unter einer Straßenlampe zu erkennen, und Jago hob den Arm. Der Browning bellte zweimal auf, und Alan Crowther taumelte zur Seite, stürzte über die niedrige Mauer und fiel kopfüber in die Schleuse.
      Jago trat am Fuß der Treppe an die Mauer, doch da war kein Geräusch zu hören, nur dunkles Wasser. Er eilte denselben Weg zurück zur Water Lane und setzte sich in den Spyder. Zum Teufel mit diesem Narren, diesem verdammten Drauf­ gänger: Tot nützte er ihm nichts mehr. Nun hatte er keinen Vorsprung mehr, sondern mußte tatenlos in der Lord North Street Sarahs Rückkehr abwarten.
      »Das heißt, falls du diesmal überhaupt zurückkommst, Sarah, mein Schatz«, sagte er.

    Sarah schlief im Salon auf einer der ausklappbaren Sitzbänke. Sie wurde allmählich wach und lag eine Weile im Dunkeln, registrierte wohl das Schlingern, wußte jedoch noch nicht, wo sie war. Schließlich stand sie auf und ging die Kajütstreppe hinauf. Das Deck hatte leichte Schräglage, ringsum war es stockfinster, nur das Tosen des Wassers war zu hören. Als sie die Tür zum Ruderhaus aufriß, stand Egan da, sein Gesicht verschwommen in der spärlichen Beleuchtung.
      »Wie steht’s?« erkundigte sie sich.
      »Bestens. Das Wetter ist ein bißchen stürmisch, aber damit werden wir leicht fertig. Wenn Sie über die Schulter nach der Backbordseite zurückschauen, können Sie die Isle of Man nicht ausmachen, aber sie liegt dort.«
      »Wie spät ist es?«
      Er konsultierte seine Uhr. »Sechs.«
    »Ich mache uns Tee.«
      Der Wind peitschte ihr Regen und Gischt ins Gesicht, als sie das glitschige Deck überquerte und die Kajütstreppe hinunter­ ging in den Salon und die Kombüse. Sie brachte den Herd in Gang und trocknete sich das Haar. Ihr Parka war völlig durch­ näßt, und als sie hinter der Tür eine alte Seemannsjacke mit Messingknöpfen entdeckte, probierte sie sie an. Sie war ihr viel zu weit, jedoch warm und bequem, und in einer der Taschen fand sie eine blaue Strickmütze, die sie sich über das Haar zog. Sie brühte den Tee auf und stöberte eine Thermoskanne und zwei Becher auf. Als sie sich wieder über das Deck zum Ru­ derhaus kämpfte, peitschte der Regen noch stärker nieder. Sie zerrte die Tür auf, wankte hinein und warf sie wieder zu.
      Egan lächelte. »He, das gefällt mir. Ein waschechter Matro­
    se.«
      Sie stellte die Becher auf den Kartentisch und goß Tee ein. »Soll ich übernehmen?«
      »Nein, ich kann eine Weile die automatische Kurssteuerung einschalten.«
      Vom Tagesanbruch war noch nichts zu merken, nur ein leich­ tes Phosphoreszieren auf dem Wasser. »Seltsam, aber ich habe das Gefühl, als ob wir uns dem Ende der Geschichte nähern«, sagte sie.
      »Ein Ende gibt es nie«, entgegnete er, wobei er auf dem Drehsitz ein wenig hin und her wippte und den Becher mit beiden Händen umschlossen hielt. »Alles, was Sie je getan haben oder was Ihnen je angetan wurde, ist in der einen oder anderen Form immer um Sie und

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