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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Er trank bedächtig die Milch, streichelte Samson und wartete.

    Der Zug fuhr durch Preston. »Nächste Station Lancaster.« Crowther sah auf die Uhr. »Wir sind zu früh dran. Dürften schon um 23 Uhr 15 da sein.«
      Plötzlich gellte ein Schrei, sie blickten am Zug entlang und erkannten die zwei Jugendlichen deutlich im Mondschein auf dem Dach des geschlossenen Güterwagens. Sie kletterten die Leiter hinunter, ein Polizist in Uniform erklomm das Dach und folgte ihnen.
      »Damit ist alles vermasselt«, bemerkte Crowther. »Los, vor­ wärts!«
      Er gab Sarah einen Schubs; sie stieg über die Stahltrossen, kniete sich auf den schmalen Streifen und klammerte sich fest. Ihre Knie schienen kaum Platz zu finden, und als sie sich ein wenig zur Seite drehte, bohrte sich ihr ein Bolzen schmerzhaft in die Rippen. Sie registrierte, daß sich Egans Stiefel direkt vor ihrem Gesicht befanden.
      Crowther war auf die andere Wagenseite geschlüpft und duckte sich weg, als die zwei Burschen mit lautem Geschrei erschienen. Der eine, ein Punk, hatte einen Haarschnitt wie ein Mohawkindianer. Crowther spähte über den Wagenrand und sah, daß der Polizist sie schon beinahe eingeholt hatte.
      Die Strecke wurde abschüssig, der Zug begann die Fahrt zu verlangsamen, und als die Jugendlichen den letzten Waggon erreichten, rief der Polizist: »Jetzt hab ich euch, ihr Banditen!«
      »Da haste dich geschnitten, Bulle«, brüllte der Mohawk und sprang einfach aus dem fahrenden Zug, sein Kumpan folgte unter wieherndem Gelächter. Crowther blickte zurück und sah erst den einen, dann den anderen sich neben den Gleisen wie­ der hochrappeln. Der Polizist trat den Rückzug an, kraxelte die Leiter hoch, überquerte das schwankende Dach des geschlos­ senen Güterwagens und verschwand. Crowther erhob sich, kletterte über die Stahltrossen und griff nach Sarah. Er half ihr auf und wieder zu ihrem ursprünglichen Platz. Sie setzten sich.
      »Na, alles in Ordnung?« erkundigte er sich fürsorglich.
      »In Ordnung? Wissen Sie was? Die meiste Zeit schien sich meine Nase maximal fünfzehn Zentimeter über dem Gleis zu befinden, aber – es war einfach wunderbar, Alan!« Sie strahlte ihn an.
      Egan kauerte sich neben sie. »Ich möchte euch ja nicht stö­ ren, aber vielleicht interessiert es euch doch, daß wir eben in Lancaster einfahren.«
      Zehn Minuten später hielt der Zug auf einem Nebengleis. »Hier kommt man spielend raus«, erklärte Crowther. »Haltet euch dicht hinter mir.«
      Er hastete über die Gleise, lief geduckt zwischen Lagerhäu­ sern hindurch und gelangte an einen hohen Holzzaun. Er bog eine Latte zur Seite, so daß eine schmale Lücke entstand. Mit einer Handbewegung bedeutete er Sarah, sich zuerst durchzu­ zwängen, danach Egan, und am Schluß folgte er. Dann rückte er die Latte wieder an ihren Platz. Sie standen auf dem Bür­ gersteig einer Hauptstraße, über die der Autoverkehr um diese Stunde nur noch spärlich rollte.
      »Hier rum kommt ihr direkt zum Bahnhofseingang mit der Schalterhalle, wo andere Leute ihre Fahrkarten kaufen.« Sie bogen um die Ecke und befanden sich vor dem Bahnhof, wo drei Taxis in der Reihe standen. »Da wärt ihr, nächste Station Heysham«, sagte Crowther.
      Sarah umarmte und küßte ihn. »Ich kann Ihnen gar nicht ge­ nug danken, Alan.«
      »Unsinn.« Er wandte sich zu Egan. »Bring sie ja heil zurück, falls du Wert darauf legst, mal wieder ein Glas mit mir zu
    trinken.«
    Egan grinste. »Was wirst du nun machen?«
      »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. In zwanzig Minuten fährt ein Güterzug in den Großstadtmief zurück. Hauptsächlich Autoverladung, fürchte ich, aber das könnte ganz lustig wer­ den. Haut jetzt ab.«
      Sie überquerten den Platz zum Taxistand, Sarah stieg in den ersten Wagen, und Egan nannte dem Chauffeur Websters Adresse. Bevor er hineinkletterte, blickte er noch einmal zur Ecke zurück, doch Alan Crowther war verschwunden.

    Websters Bootswerft war äußerst verfallen; sie glich mehr einem Schrottplatz mit verrosteten Autowracks, dazwischen hier und da ein verrotteter Bootsrumpf. Unten war eine kleine schmale Bucht, die allerdings mehr schwarzen Schlamm als Wasser enthielt, mit einer verwahrlosten Anlegestelle. Ein Tau war herausgezogen zu einer Motorjacht, die im seichten Was­ ser auf Grund saß. Mehrere kleinere Boote waren ans Ufer gezogen.
      »Meinen Sie wirklich, daß jemand mit so einer Bruchbude seinen

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