Hoelle auf Zeit
rasch nach oben, wo er im dritten Geschoß ein zerbrochenes Fenster ent deckte. Er langte nach innen, schob den Riegel hoch und stieg ein. Jago, im dunklen Gäßchen verborgen, beobachtete ihn und folgte dann nach.
Egan befand sich in einem riesigen Lagerraum voller Packki sten. Er öffnete die gegenüberliegende Tür und passierte einen staubigen Durchgang. Im Hauptraum unten brannte eine einzi ge Glühbirne. Er machte mehrere Kraftfahrzeuge aus und eine Leiter, die zu einer Glaskabine führte, wo Valentin an einem Schreibtisch saß und arbeitete.
Shelley und die beiden Frauen tauchten in dem Lichtkreis auf, und gleichzeitig vernahm Egan ein Flüstern, eine schwa che Bewegung auf der dunklen Galerie ein Stockwerk tiefer. Er drehte sich um, eilte die Treppe hinunter und verharrte. »Mach dich fertig, Jules«, flüsterte jemand.
Agnes rief: »Valentin, bist du da?«
Auf der Galerie befanden sich zwei Männer. Der eine hielt eine Uzi-Maschinenpistole, der andere eine abgesägte Schrot flinte. Egan schlüpfte hinter den mit der Uzi und versetzte ihm einen wuchtigen Handkantenschlag in den Nacken. Der Mann ging ächzend zu Boden.
Der andere fragte: »Jules, bist du da?«
Egan machte ein leises Geräusch, sagte jedoch nichts, und als der Mann dicht genug herankam, trat er ihn in den Unterleib und stieß ihm das Knie ins Gesicht.
Jago, einen Treppenabsatz höher im Dunkeln, aber auf der anderen Seite des Hauptraums, hatte alles wahrgenommen. »Bravo, alter Junge«, flüsterte er. »Hervorragende Technik.«
Unten kam Valentin aus seinem Büro und die Stufen hinun
ter. »Na, was haben wir denn hier?« fragte er und kitzelte Agnes unter dem Kinn. »Was führst du im Schilde?«
»Was wir hier haben, du dreckiger Zuhälter«, fuhr ihn Shel ley an, »das sind eine Reihe von Dingen, für die ich eine Erklä rung von dir verlange – so über Agnes hier, einen Gentleman namens Mr. Smith und einen jungen Engländer, der sich George Walker nannte und den Agnes zu dir weitergeschickt hat, wie sie mir sagt.«
Valentin tätschelte ihr die Wangen. »Du bist schon wieder ungezogen gewesen, chérie. Darüber reden wir später ein Wörtchen.«
»Der einzige, mit dem du über irgendwas redest, bin ich«, wies ihn Shelley zurecht. »Ich und mein Freund hier.« Er zog den Smith & Wesson aus der Tasche.
Valentin lachte. »Da sind Sie falsch gewickelt, Monsieur. Ich gebe hier die Befehle, nicht Sie. Meine Freunde und ich, um genau zu sein.« Er blickte hoch und pfiff. »Jules? Charles?«
Egan tauchte aus dem Dunkel auf und durchquerte den Raum. »Ich glaube, er meint die beiden Männer, die er da oben mit der Uzi und der Schrotflinte postiert hatte. Die machen im Augenblick ein Nickerchen.«
Valentin drehte sich um und wollte die Treppe hinaufstür men, doch Shelley packte ihn am Handgelenk und zerrte ihn zurück. »Dreckskerl!« knurrte er und bohrte ihm die Mündung des Revolvers in den Rücken. »Wer ist Smith? Spuck’s aus, sonst puste ich dir das Rückgrat weg.«
»Nein, Monsieur!« schrie Agnes. »Bitte nicht. Er weiß wirk lich nicht, wer Smith ist. Den kennt keiner von uns. Wir ver handeln mit Jago. Nur mit Jago.«
»Wer ist Jago?« fragte Egan.
»Der Teufel, Monsieur. Er erledigt immer alles für Smith.«
Und dann hatte Egan eine abenteuerliche Idee. »Er ist sehr britisch, stimmt’s? Gutaussehend? Eine Narbe, quer über die Wange?«
»Stimmt genau, Monsieur.«
»Der Mann aus der Untergrundbahn«, sagte Sarah.
»Und von All Hallows. Man hat uns anscheinend gut be
schattet.« Er wandte sich an Agnes. »Was ist mit dem Jungen
passiert?«
Sie zögerte. Shelley rammte ihr den Revolverlauf unters Kinn. »Raus mit der Sprache, oder du kannst dir deine Aus flüchte für Petrus aufsparen.«
In ihrer Panik nahm sie Zuflucht zur Wahrheit. »Valentin hat ihn in der Seine ertränkt.«
»Nachdem er ihn betäubt hat? Mit der Spezialdroge?«
Sie holte tief Luft. »Ja.«
Sarah wandte sich ab. »Und es gab noch andere?« fragte Egan.
Sie nickte zögernd. »Ja, mehrere.«
»Ich habe nicht übel Lust, ihm jetzt gleich das Gehirn weg
zublasen«, erklärte Shelley und richtete die Waffe auf Valentin.
»Bitte, Monsieur, tun Sie ihm nichts. Wenn Sie ihn am Leben lassen, kann ich Ihnen was sehr Interessantes erzählen.«
»Und das wäre?« fragte Egan.
»Wir mußten immer
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