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Hoelle auf Zeit

Hoelle auf Zeit

Titel: Hoelle auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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entfernt.
      Sie schrie auf. »Nein, Monsieur!«
      Sarah Talbot zog ihn am Ärmel. »Mr. Shelley, um Gottes willen!«
      »Sie halten sich da raus!« knurrte er.
      Marie brach vollends zusammen. »Ich hole sie, Monsieur. Ich hole sie ja. Sie ist im Hinterzimmer.«
      »Na, was hab ich euch gesagt?« Shelley stellte die zerbro­ chene Flasche wieder hin und sah Sarah und Egan herausfor­ dernd an. »In diesem Leben braucht man weiter nichts als ein bißchen Vernunft.«
      Valentin, der hinter dem Vorhang an der Rückwand stand, und einen Arm um Agnes’ Taille gelegt hatte, flüsterte, als Marie sich näherte: »Du weißt, was du zu tun hast, chérie. Mach deine Sache gut. Bis bald.« Und damit verschwand er durch die Seitentür.
      Marie kam durch den Vorhang und blieb abwartend stehen. Agnes nickte. Daraufhin watschelte Marie zurück an die Bar. Agnes folgte, eine Hand in die Hüfte gestützt, Minirock, schwarzer Plastikregenmantel – ein provozierender Auftritt.
      »Monsieur?« wandte sie sich an Shelley. »Sie wollten mich sehen?«
      »Sie sind Agnes?« fragte Sarah.
      »Allerdings, Madame.«
      »Vorige Woche erschien hier spätabends ein junger Englän­
    der unter dem Namen George Walker.«
      Agnes zuckte die Achseln. »Kann sein – kann auch nicht sein. Ich erinnere mich wirklich nicht.«
      »Sie ist so lange auf den Strich gegangen, daß sie dabei den letzten Rest von Verstand verloren hat.« Shelley packte sie am Arm. »Mich linkst du nicht, du kleine Schlampe. Er sollte sagen, daß er von Mr. Smith kommt, und nach Agnes fragen.«
      »Erzähl’s ihm, chérie, um deinetwillen!« drängte Marie. »Der Kerl ist eine Bestie.«
      »Von mir aus. Aber erst loslassen.« Agnes wich zurück und rieb sich den gequetschten Arm. »Keine Ahnung, wer Mr. Smith ist. Ich schaffe an für einen Zuhälter, der heißt Valentin. Der hat mir gesagt, ich soll an dem Abend hiersein, wenn der Junge kommt. Ich sollte ihn zu Valentin schicken, und das ist alles, was ich weiß.«
      »Wohin?« fragte Egan.
      »Auf die andere Seite vom Kai, ein Stückchen am Fluß lang. Da ist ‘ne alte Mühle, heißt Fournier. Valentin hat dort ein Büro. Er wickelt da seine Geschäfte ab.«
      »Was für welche?« erkundigte sich Shelley.
      »Keinen Schimmer. Geklaute Autos ab und zu.«
      »Na toll.« Er wandte sich an Egan und Sarah. »Also los, ma­
    chen wir einen Besuch bei dieser Ratte, diesem Valentin.« Er packte Agnes beim Arm. »Und du, Schätzchen, darfst mit­ kommen und dir den Spaß anschauen.«

    Jago, auf seinem Beobachtungsposten draußen, hatte Valentin aus der Seitentür von »La Belle Aurore« herauskommen und
    über den Kai davoneilen sehen.
      »Ach herrje«, murmelte er. »Das stand nicht im Drehbuch.« Als die anderen auftauchten, mit Shelley, der Agnes’ Arm fest umschlossen hielt, und die gleiche Richtung einschlugen, schüttelte er den Kopf, wartete einen Moment, bevor er ihnen folgte. Er wurde also hintergangen, aber das hatte er schließlich einkalkuliert.
      »Armer alter Valentin«, sagte er leise, »was bist du doch für ein Dummkopf.«

    Ein Vergnügungsdampfer, mit bunten Lichtergirlanden ge­ schmückt, fuhr vorbei, Gelächter schallte über den Fluß. Die alte Fourniermühle war acht Stockwerke hoch und stark baufäl­ lig, die Fenster mit Brettern vernagelt, die Farbe abgeblättert. Das Gebäude wirkte irgendwie bedrohlich.
      »Ich hab’s mir durch den Kopf gehen lassen«, sagte Shelley zu Egan. »Läuft alles ‘n bißchen zu glatt, findest du nicht?« Er wandte sich Agnes zu. »Durchaus möglich, daß dieses kleine Miststück hier es auf die krumme Tour versucht.«
      »Nein, Monsieur, ich schwör’s«, versicherte Agnes angster­ füllt.
      »Na schön, ich werde mich von hinten hineinschleichen.« Egan wandte sich an Sarah: »Wenn Jack recht hat, sollten Sie vielleicht besser hier warten.«
      »Andererseits würde sich meiner Meinung nach jeder, wer auch immer drin ist, in Sicherheit wiegen, wenn ich doch mit reingehe.«
      »Hab ich’s dir nicht gesagt, mein Sohn, sie ist auf Draht.« Shelley schob Agnes vor sich her über die Straße zum Eingang.
      In die große Tür war eine kleine Pforte eingelassen, die wohl den Arbeitern den Zutritt erleichtern sollte. Agnes öffnete sie, und er ging mit Sarah hinter ihr hinein.

    Egan schlich das Seitengäßchen entlang und zog eine waag­
    recht angebrachte Feuerleiter hinunter. Er kletterte

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