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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Setzen Sie sich, Mr. Baker !«
    Ich wartete, während sie das Glas zwischen beiden Händen anwärmte und das Aroma einsog. »Wie fühlt man sich, wenn man recht behält, Mr. Baker ?« fragte sie dann.
    »Wie meinen Sie das ?«
    »Sie haben es doch nicht schon vergessen ?« Ihre Stimme troff vor Ironie. »Erst gestern abend haben Sie hier in diesem Zimmer gesessen und Prophezeiungen gemacht. >Noch jemand muß sterben<, sagten Sie. >Im Moor wird eine zweite Leiche mit herausgerissener Kehle gefunden werden .< Die Tatsache, daß die Leiche statt im Moor im Fluß gefunden wurde, ist ohne Bedeutung. Sie haben das zweite Gesicht .«
    »Besten Dank«, murmelte ich.
    »Das war nicht als Kompliment gemeint«, fuhr sie mich an. »Schließlich war’s ein Zufall .« Sie nahm einen Schluck und rollte den Brandy genußvoll im Mund herum. »Haben Sie vielleicht noch einen Blick in die Zukunft getan ?«
    »Nein«, bekannte ich ehrlich.
    »Danach, wie Ihre Karten gestern abend fielen, scheint auch nicht viel Zukunft für Sie zu existieren .« Sie hob das Glas unter die Nase. »Aber das Pik-As — selbst wenn es zweimal erscheint — muß nicht unwiderruflich den Tod bedeuten. Manchmal kommt es nur als letzte Warnung vor einem Pfad, der in den sicheren Tod führt, wenn er weiterverfolgt wird .«
    »Ich habe das Gefühl, Sie wollen mir etwas beibringen«, sagte ich.
    »Sie sind seit Ihrer Ankunft ein so vielbeschäftigter Mann gewesen, daß es mich wundert, Sie nicht völlig erschöpft zu sehen«, murmelte sie. »Erst versetzen Sie die arme kleine Trudi in Todesängste, indem Sie ihr von dem lauernden großen Vampir erzählen. Und dann verbringen Sie den Rest der Nacht damit, die arme unschuldige Pamela zu verführen! Morgens ein Ausflug im Boot, um die Leiche des armen Charles im Fluß zu entdecken, und zuletzt heimliche Konferenzen in Ihrem Zimmer. Ich frage mich nur, was Sie für heute abend vorhaben ?«
    »Ich dachte daran, eine Fledermaus-Treibjagd zu organisieren .« Ich hoffte nur, daß meine Stimme sehr viel mutiger klang, als ich mich fühlte. »Es wäre doch immerhin mal was Neues, meinen Sie nicht ?«
    »Und sehr gefährlich.« Sie hob den Kopf, und ich konnte ein Glühen auf dem Grund ihrer schwarzen Augen erkennen. »Man weiß nämlich nie vorher, wann der Jäger zum Gejagten wird .«
    »Und wann der Dämon sich als Mensch entpuppt ?« fragte ich. »Oder umgekehrt?«
    Sie kicherte unvermittelt, ein Geräusch, bei dem sich einem die Haare sträubten. »Hugh Crespin ist so tierisch ernst, nicht? Er hat mit der Schwarzen Magie so lange herumgeschäkert, daß sein Verstand es nicht wahr haben will, wenn sie vor seinen Augen Wirklichkeit wird. Ich glaube, daß selbst Sie, Mr. Baker, begreifen werden — niemand kann das Übernatürliche auf winziges Menschenformat herabrationalisieren !«
    »Also glauben Sie an einen übernatürlichen Dämon ?« fragte ich.
    »Ein Narr, der’s nicht tut«, sagte sie scharf.
    »Ein Dämon, der stets die Gestalt einer Fledermaus annimmt?«
    »Stets«, schnappte sie. »Selbst der Dämonenmacht sind Grenzen gesetzt .«
    »Ich sehe ihn aber in der Gestalt eines Mannes«, begann ich langsam. »Eine schwarze Gestalt ohne Gesicht, aber mit stählernen Fingern. Sie sind stark genug, einem Menschen mit einer einzigen Armbewegung die Kehle herauszureißen .«
    Ihrem Mund entfuhr ein leises Zischen, und sie ließ das Glas zu Boden fallen.
    »Soll ich Ihnen einen neuen Drink holen ?« fragte ich höflich.
    »Lassen Sie das !« Obwohl ihre Stimme kaum hörbar war, konnte ich die Wildheit darin kaum überhören. »Ich möchte Ihnen einen Rat geben, Mr. Baker. Selbst wenn Sie Ihrem eigenen Leben keinen Wert beimessen, sollten Sie doch an das Ihres Freundes Slivka denken. Er scheint mir recht annehmbar, und selbst diese ehrgeizige Miss Hardy dürfte ihre guten Seiten haben. Warum reisen Sie nicht alle drei morgen früh ab, ehe noch etwas Unangenehmes passiert ?« Ihre Stimme wurde etwas kräftiger. »Bestimmt würde Pamela mitkommen — nur falls Sie sich ihretwegen Gedanken machen. Während Sie auch ihr Leben in Gefahr bringen könnten, wenn Sie bleiben .«
    »Ich überlege gerade«, sagte ich beißend, »wie wohl der Inspektor reagieren würde, wenn ich ihm dieses Gespräch wiederholte ?«
    »Keine Ahnung.« Sie hob die hageren schwarzen Schultern. »Wahrscheinlich genauso, wie wenn ich ihm von Ihrer gestrigen Prophezeiung erzählen würde, Mr. Baker. Natürlich könnte ihn das noch mehr interessieren,

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