Hölle unter Null Grad
dicht neben mir einen Schrei, der in ein dumpfes Stöhnen überging. Ich sah in Hannibals Rechten die Henderley auftauchen, aber sein Zeigefinger krümmte sich nicht durch.
»Der … wollte das andere Boot antasten«, schrie Akrul, der unseren Horchfunker mit einem schweren Ringschlüssel niedergeschlagen hatte. »Das hätte gerade noch gefehlt. Wir dürfen keinen Impuls aus den Sendern jagen. Weder Ultraschall noch Unterwasser-Radar. Vielleicht verlieren Sie uns wieder aus dem Sucher. Ich …«
»Halten Sie den Mund, Akrul«, ordnete Hannibal mit seiner unüberhörbaren Stimme an. »Übernehmen Sie das Horchgerät. Raus mit Kansman. Er versperrt nur den Platz.«
Zwei Männer hoben den Toten auf und schleppten ihn aus der engen Zentrale.
Ich warf Akrul einen Bück zu, den er nicht zu deuten verstand. Er war zum Mörder geworden. Es war fraglich, ob ihm ein ordentliches Gericht einen Totschlag zugebilligt hätte.
Akrul ging zu dem Horchgerät, aus dessen Lautsprecher die fremden Suchimpulse aufklangen. Die Unbekannten hatten uns tatsächlich fest in einem schmalen Impulsbündel, dem ein Boot vom Typ der »Skorpion« nicht mehr entrinnen konnte. Mit zitternden Fingern schaltete Akrul unsere Suchgeräte ab. Ich unternahm nichts dagegen. In dem anderen Boot sollte man ruhig der Meinung sein, wir würden alles tun, um noch ungeschoren zu entfliehen.
»Auftauchen«, sagte Hannibal kalt.
Plötzlich verstummten die Leute. Da Kansman ausgefallen war, drängten sich nur noch sieben Personen in und vor der Zentrale.
»Akrul, achten Sie auf die Peilung. Vielleicht kommen wir noch raus.«
Die Arbeitstemperatur des PU-Reaktors stieg unter meinen Schaltungen auf die höchstzulässige Belastungsgrenze von 4.600 Grad Celsius. Der umgeschaltete Zentrale-Robot hatte bereits die Tiefenruder-Kommandos gegeben. Das Boot schoß mit voller Kraft nach oben.
»Wo kommen die her?« wollte ein Mann erregt wissen. Ich konnte seine Stimme nicht erkennen. »Wo kommen die nur her? Das kann doch nur ein Kreuzer der Navy sein.«
»Daran hätten Sie früher denken sollen«, warf ich scharf ein. »Ruhe an Bord. Jedes überschüssige Geräusch wird vermieden. Es langt schon, wenn sie unsere Schraube hören, Akrul …«
Der »Erste« wandte den Kopf. Ich bückte in ein verzerrtes Gesicht.
»Den Turm-Breitstrahler einschalten. Unterwasser-Radar verwenden. Wenn Sie genau nach oben einrichten, können die Impulse nicht aufgenommen werden. Ich will wissen, wie es oben mit den Eisverhältnissen bestellt ist.«
»Der Sender könnte trotzdem angepeilt werden«, keuchte er.
»Egal. Schalten Sie gefälligst ein. Oder wollen Sie, daß wir mit voller Fahrt gegen einen Eisberg knallen? Los, schalten Sie schon ein.«
»Tun Sie, was Satcher sagt«, befahl Hannibal erstaunlich gelassen. Seine Waffe hatte er noch immer in der Hand.
Es wurde wieder still. Fiebernd sahen die Männer auf das US-Horchgerät, dessen Tonwiedergabe plötzlich leiser wurde.
»Wir kommen aus dem Taster heraus, bestimmt kommen wir heraus«, flüsterte einer hoffnungsvoll.
Ich wußte, daß es tatsächlich nur eine Hoffnung war. Da wir steil nach oben glitten, mußten wir für einige Augenblicke aus dem Suchstrahl geraten. Wahrend ich noch daran dachte, wurde der Ton wieder stärker. Von da an blieb er absolut konstant.
»Sie folgen uns«, stöhnte Akrul. »Sie tauchen ebenfalls auf. Lautstärke sechzehn bis siebzehn. Das bedeutet bei einem starken Asdic-Taster eine Objektentfernung von etwa drei Seemeilen. Verdammt nahe.«
Mein Tiefenmanometer pendelte auf der Zahl 50. Wir mußten dicht unter der Wasseroberfläche sein. Im gleichen Augenblick gab Akrul auch schon durch:
»Halt, nicht weiter. Über uns ist eine
Weitere Kostenlose Bücher