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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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mas­si­ve Eis­de­cke. Kein Loch.«
    Ich schal­te­te den Tie­fen­ru­der-Ro­bot auf drei­ßig Me­ter. Um­ge­hend rühr­te das elek­tro­ni­sche Ge­rät den Be­fehl aus.
    Das Boot wur­de mit Har­tru­der­la­ge ab­ge­fan­gen. Un­ter mir be­gann die schwe­re Trimm-Pum­pe zu heu­len. Was­ser floß in die vor­de­ren Trimm­tanks, und da­mit hat­te das Ge­rät sei­ne Auf­ga­be er­füllt. Das Boot war et­was vor­las­tig ge­wor­den, was aber von dem E-Ge­hirn schnel­ler er­mit­telt und kor­ri­giert wur­de, als ich es an Hand der In­stru­men­te se­hen konn­te.
    Auf ge­nau drei­ßig Me­ter Tie­fe pen­del­te die »Skor­pi­on« ein. Vor mei­nen Au­gen leuch­te­ten die Bild­flä­chen der Ma­schi­nen­raum-Be­ob­ach­tung. Nach ei­ner er­neu­ten Schal­tung konn­te ich auf Schirm 3 deut­lich er­ken­nen, wie sich die Neu­tro­nen­brem­sen in die hei­ße Zo­ne des Mei­lers scho­ben und den Kern­zer­fall dros­sel­ten.
    Es dau­er­te noch ei­ni­ge Au­gen­bli­cke, bis die enor­me Hit­ze der Ar­beits­flüs­sig­keit von den kal­ten Was­ser­mas­sen des Me­di­ums ab­sor­biert wor­den war. Der Dampf­druck wur­de so­fort schwä­cher.
    Un­se­re Tur­bi­nen lie­fen plötz­lich viel lang­sa­mer. Wir kro­chen mit nur ei­ner Mei­le Fahrt un­ter dem star­ken Pack­eis hin­durch.
    »Or­tung?« frag­te Han­ni­bal.
    »Kon­stant. Laut­stär­ke zwei­und­zwan­zig«, flüs­ter­te Akrul. »Sie kom­men nä­her. Sie ha­ben uns er­wi­scht. Was jetzt? Was wol­len Sie tun? Wir sind in ver­bo­te­nen Ge­wäs­sern.«
    »Ich für mei­ne Per­son will schon froh sein, wenn wir kei­nen ro­bot­ge­steu­er­ten Tor­pe­do in den Rumpf be­kom­men«, warf ich ein. »Be­herr­schen Sie sich. Ver­lie­ren Sie nicht die Ner­ven. Wir ha­ben we­der Schmug­gel­gü­ter noch Rausch­gif­te an Bord. Uns kann über­haupt nichts pas­sie­ren.«
    Er blick­te mich stumm an. Dann kam der Ein­wand, auf den ich in­stink­tiv ge­war­tet hat­te:
    »So, den­ken Sie. Und das Mon­s­trum? Was ist das? Ist das viel­leicht er­laubt?«
    Mit ei­nem Hand­griff schal­te­te ich das vor­de­re Such­ge­rät ein und kop­pel­te es mit dem Selbst­steu­er-Au­to­mat. Wenn nun vor uns ein tief ins Was­ser ra­gen­der Eis­berg auf­ge­taucht wä­re, hät­te das Zen­tra­le-Ge­hirn so­fort und voll­au­to­ma­tisch das Hin­der­nis un­ter­taucht oder um­fah­ren.
    Lang­sam dreh­te ich mich mit­samt dem Dreh­sitz um, aber ich kam nicht mehr da­zu, Jim Akrul die pas­sen­de Ant­wort zu ge­ben.
    Die Warn­klin­gel des Horch­ge­rä­tes für nor­ma­le Schall­schwin­gun­gen gell­te durch das Boot. Zu­gleich wur­den Ge­räusche ver­nehm­bar, die mich un­be­wußt die Leh­nen mei­nes Kon­troll­sit­zes um­klam­mern lie­ßen. Es klang so, als stün­de man hin­ter ei­nem ab­bla­sen­den Dampf­kes­sel, des­sen Strahl in ein mit Was­ser ge­füll­tes Ge­fäß hin­ein­zischt.
    Zu­gleich dran­gen aus dem Ul­tra­schall-Horch­ge­rät zir­pen­de Lau­te. Es wa­ren die US-Ta­stim­pul­se ei­nes ro­bot­ge­steu­er­ten Ra­ke­ten-Tor­pe­dos. Die­se teuf­li­schen Ge­schos­se lie­fen mit hun­dert­sieb­zig See­mei­len.
    Ich sah Akruls weit ge­öff­ne­ten Mund. Wahr­schein­lich schrie er sei­ne Not her­aus, aber dar­auf ach­te­te au­gen­blick­lich nie­mand. Wir al­le blick­ten auf die klei­ne Re­flex­flä­che des Nor­mal-Horch­ge­rä­tes, das sich au­to­ma­tisch ein­ge­schal­tet hat­te.
    Ein win­zi­ger, grün­leuch­ten­der Punkt jag­te von schräg un­ten auf die »Skor­pi­on« zu, mit der wir noch dicht un­ter der ge­schlos­se­nen Eis­de­cke hin­gen.
    Als das ra­sche Zir­pen lau­ter wur­de, griff ich nach oben. Han­ni­bals Fuß­ge­lenk ge­riet zwi­schen mei­ne Fin­ger – und Se­kun­den­bruch­tei­le spä­ter fiel er schwer ge­gen mei­ne Brust. Ich hielt ihn mit al­ler Kraft fest. Mit dem Fuß trat ich ge­gen den ro­ten Schalt­he­bel der Schot­ten­si­che­rung.
    Das schwe­re Pan­zer­schott der Zen­tra­le wur­de elek­tro­ma­gne­tisch zu­ge­schla­gen. In dem dump­fen Laut ging der Schrei ei­nes Man­nes un­ter, der sich eben noch mit der rech­ten Hand ge­gen den stäh­ler­nen Rah­men ge­stützt hat­te, um bes­ser in die Zen­tra­le bli­cken zu kön­nen.

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