Hölle unter Null Grad
später befanden wir uns wieder zwischen den Laderäumen. Hannibal biß sich erneut auf die Lippen, als ich meine zwölfschüssige Henderley, Kaliber 38, aus dem Schulterhalfter zog.
Es war eine etwas veraltete Armeeausführung, die wir selbstverständlich nicht als GWA-Einsatzwaffe verwendeten. Wir hatten sie nur untergeschnallt, um überhaupt bewaffnet zu sein. Unsere Spezialpistolen befanden sich in Manzos Höcker. Wenn wir nach Plan gefaßt wurden, bestand kein Zweifel, daß man uns die Waffen abnehmen würde. Für diesen Zweck waren die alten Automatiks gut genug.
Ich sah nach, ob die Waffe durchgeladen war. Der Kleine beobachtete mich und fragte:
»Warum das? Willst du dich mit unseren Gegnern in ein Feuergefecht einlassen? Dafür eignet sich das Ding aber nicht.«
»Es ginge zur Not. Ich habe Explosivgeschosse geladen«, belehrte ich ihn. »Natürlich will ich das nach Möglichkeit vermeiden, aber ich muß wieder an Manzo denken. Halt ja die Augen auf. Komm jetzt!«
Minuten später waren wir wieder in der Zentrale. Mit unserer ziemlich hohen Fahrt hatten wir inzwischen den 73. Breitengrad Süd erreicht.
Akrul kletterte aus dem Turm nach unten. Kansman gab eine neue Wassertiefen-Meldung durch.
Der Meeresboden hob sich langsam. Wir näherten uns dem antarktischen Kontinent. Noch konnten wir die Tauchtiefe von siebenhundert Meter einhalten.
Die rote Linie auf dem Reflexschirm des Unterwasser-Robotnavigators wanderte beharrlich auf dem 50. Längengrad entlang. Nur zwei Grad weiter westlich mußte etwas zu finden sein, das der ehemalige Navy-Offizier als Heißwasser-Tunnel bezeichnet hatte.
Akruls Gesicht verzog sich zu einem harten Grinsen, als er fragte:
»Na, was macht denn das Ungeheuer? Ist es noch immer friedlich? Zum Teufel, ich gehe nicht mehr allem in die Gerätekammer. Das Monstrum starrt einen an, als wollte es alle Augenblicke zuspringen. Nur noch mit schußbereiter Waffe, das sage ich Ihnen.«
Hannibal war sehr blaß. Auch ich mußte mich mühevoll beherrschen.
»Dann passen Sie nur auf, Akrul, daß Sie dem Ungeheuer eines Tages nicht in die Finger fallen.«
Der »Erste« fluchte. Mein Maschinenmaat lachte. Leferts war ein unangenehmer Mann, aber wer von den Verbrechern war schon angenehm?
»An Chefingenieur«, gab Hannibal gelassen durch. »Umdrehung für zehn Knoten. Auf Fernsehtiefe gehen. Verschwinden Sie, Akrul. Sie haben doch Freiwache, nicht wahr?«
Ich schaltete. Das Boot jagte wieder nach oben. Wir mußten lange mit dem Objekttaster suchen, bis wir eine Lücke in den dichter werdenden Eisfeldern fanden. Es war nicht mehr weit bis zur Packeisgrenze dicht vor dem Kontinent, dessen Grenzen durch diese Eismassen verwischt und unsichtbar gemacht wurden. Man wußte niemals genau, ob man schon festen Boden oder starkes Eis unter den Füßen hatte.
Ich lüftete das Boot erneut durch. Hannibal suchte mit Fernsehoptik und Radartaster das Gebiet ab. Wieder war nichts zu bemerken. Langsam ging nur die Sache ebenfalls auf die Nerven. Wo blieben nur die angeblich so gefährlichen U-Boote? Wir waren doch schon dicht vor ihrer Haustür. Es mußte doch irgend etwas geschehen, falls die ganze Geschichte kein Märchen war.
Ich konnte mir gut vorstellen, daß die Leute kein sonderliches Interesse daran hatten, mehr oder weniger zufällig in ihrem unterseeischen Tunnel aufgespürt zu werden.
Hannibal schien ähnliche Überlegungen anzustellen, denn gleich darauf befahl er, den Kurs zu wechseln. Ich ließ das Boot um neunzig Grad schwenken. Mit langsamlaufender Maschine glitten wir nach Westen. Es war ein Risiko, aber es mußte gewagt werden.
Die Robotsteuerung meldete den
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