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Hölle unter Null Grad

Hölle unter Null Grad

Titel: Hölle unter Null Grad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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neu­en Kurs, auf dem sie das Boot nun hal­ten wür­de. Le­ferts sah mich fra­gend an, aber ich gab kei­ne Er­klä­rung ab. Soll­ten die Män­ner den­ken, was sie woll­ten. Sie hat­ten ih­re Rol­le prak­tisch schon aus­ge­spielt, nur wuß­ten sie es noch nicht.
    Han­ni­bals Ge­sicht wirk­te mas­ken­haft. Ob er auch die­ses Ge­fühl der Un­ge­wiß­heit hat­te?
    Die er­neut auf­tre­ten­den Schwie­rig­kei­ten bei der Tur­bo-Pum­pe im Ma­schi­nen­raum ver­an­laß­ten mich zu är­ger­li­chen Aus­ru­fen, mit de­nen ich mich et­was ab­rea­gie­ren konn­te. Le­ferts schi­en sich über mei­ne schlech­te Lau­ne zu amü­sie­ren. Um die­se Be­sat­zungs­mit­glie­der wa­ren wir wirk­lich nicht zu be­nei­den.
     
     

7.
     
    Es klang so, als hät­te je­mand mit ei­nem stäh­ler­nen In­stru­ment über ein Reib­ei­sen ge­stri­chen. Der Ton kam aus dem Laut­spre­cher des Ul­tra­schall-Horch­ge­rä­tes, das die Schwin­gun­gen mit ei­nem Spe­zial­emp­fän­ger er­faß­te, um­form­te und im nor­ma­len Schall­be­reich hör­bar mach­te.
    »Pi­i­huui­ing« …, so klang es er­neut in mei­nen Oh­ren. Zu­gleich dröhn­te das Ge­brüll un­se­res plötz­lich maß­los er­reg­ten Horch­fun­kers aus der Rund­ruf­an­la­ge des Boo­tes.
    Han­ni­bals Hal­tung lo­cker­te sich. Ein dro­hen­des Fun­keln, ver­mischt mit dem Glanz an­ge­spann­ter Er­war­tung, er­schi­en in sei­nen Au­gen. Auch ich wur­de schlag­ar­tig ru­hig, ob­wohl nun der Au­gen­blick ge­kom­men war, wo es ernst­haft um un­ser Le­ben ging.
    Es gab nur zwei Mög­lich­kei­ten! Die ei­ne be­deu­te­te den so­for­ti­gen Tod, die an­de­re gab uns Hoff­nung. Wenn die Un­be­kann­ten er­fah­re­ne U-Boot-Leu­te wa­ren, muß­ten sie be­reits am Re­flex­schat­ten des As­dic-Tas­ters er­ken­nen, daß es sich bei der klei­nen und un­mo­der­nen »Skor­pi­on« nicht um einen schwer­be­waff­ne­ten U-Kreu­zer der Na­vy han­deln konn­te. Au­ßer­dem konn­ten sie im nor­ma­len Un­ter­was­ser-Horch­ge­rät zwei­fel­los un­ser Schrau­ben­ge­räusch aus­ma­chen. Mo­der­ne U-Kreu­zer hat­ten aber kei­ne Schrau­be­n­ag­gre­ga­te, son­dern Staustrahl­trieb­wer­ke, de­ren Ar­beits­ge­räusch ganz an­ders war.
    Man muß­te al­so jetzt schon wis­sen, daß da ein ver­al­te­ter Kahn von nur 850 Ton­nen durch das ei­si­ge Was­ser des Wed­dell-Mee­res schlich, an­ders konn­te man un­se­re ge­rin­ge Ge­schwin­dig­keit von nur fünf­zig Mei­len nicht be­zeich­nen.
    »Or­tung in fünf­zehn Grad«, schrie der klein­ge­wach­se­ne, fuchs­ge­sich­ti­ge Kans­man in das Mi­kro­phon der Rund­ruf­an­la­ge.
    »Ul­tra­schall-Or­tung in fünf­zehn …!«
    Flu­chend sprang ich aus mei­nem Kon­troll­sitz auf und schlug mit der Faust auf den Schal­ter. Der Ruf ver­stumm­te. Ich sah in das lei­chen­blaß ge­wor­de­ne Ge­sicht ei­nes Man­nes, der zit­ternd auf sei­ne Bild- und Re­flex­schir­me starr­te.
    »Noch einen Ton, Sie Narr, und ich ver­ges­se mich«, fuhr ich ihn an. »Sie sit­zen nur einen Me­ter von mir ent­fernt. Wes­halb be­nut­zen Sie die Sprech­an­la­ge?«
    Wie­der klang die­ses ekel­haf­te, ner­ven­zer­mür­ben­de »Pi­i­huui­ing« auf. Der Ton war stär­ker ge­wor­den. Als er er­neut hör­bar wur­de, blieb er plötz­lich kon­stant.
    »Pei­lung steht«, keuch­te Kans­man ver­krampft. »Die Pei­lung steht! Das be­deu­tet, daß ihr Schall­tas­ter nicht mehr kreist. Er hat sich auf uns ein­ge­peilt. Jetzt sind wir be­reits auf dem Re­flex­schirm sicht­bar. Null Grad …, sie ha­ben uns!«
    Wei­ter ach­tern hör­te ich lau­te Stim­men. Schuh­soh­len knall­ten auf die Kunst­stoff­plat­ten. Ein Mann schwang sich has­tig durch das Zen­tra­le­schott. Es war Akrul, un­ser Ers­ter Of­fi­zier.
    Er schrie eben­falls, da er zwei­fel­los er­faßt hat­te, worum es ging. Nur dach­te er nach falschen Vor­aus­set­zun­gen. Wenn er das ge­wußt hät­te, was für uns ganz ge­wiß war, hät­te er wahr­schein­lich völ­lig die Ner­ven ver­lo­ren.
    Ich saß wie­der vor mei­nen Kon­trol­len. Han­ni­bal sag­te über­haupt nichts, son­dern über­ließ mir die An­ge­le­gen­heit.
    Ehe ich den Zen­tra­le-Ro­bot um­schal­ten konn­te, ver­nahm ich

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