Hölle unter Null Grad
reagierte nicht mehr.
In der alten »Skorpion« schien allerhand zerbrochen zu sein – was nach den unglaublichen Erschütterungen auch nicht verwunderlich war. Hätten wir nicht einen Druckkörper aus einem molekülverdichteten Edelstahl besessen, wären wir verloren gewesen. Trotzdem war die elektronische Einrichtung des Bootes schwer beschädigt.
Hannibal stand plötzlich neben mir. Mit vereinten Kräften drehten wir an dem Handrad des Kugelschotts, das sich nur schwer öffnen ließ.
Dicht dahinter fanden wir den Körper des Mannes, dessen Arm durch das zugeschlagene Schott abgetrennt worden war. Seine Lippen waren schon blutleer. Anscheinend hatte keiner der drei anderen Besatzungsmitglieder daran gedacht, ihm noch rechtzeitig den Armstumpf abzubinden. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.
Vier Männer hatten sich außerhalb der Zentrale aufgehalten. Einer von ihnen war verblutet, die drei anderen schienen bemerkt zu haben, daß ich endgültig aufgetaucht war.
Das Boot schwamm jetzt auf der Wasseroberfläche. Alle hatten sie die Worte des Ersten Offiziers gehört, aus denen zu entnehmen gewesen war, daß Manzo zu einer großen Gefahr werden konnte. Natürlich wollten sie ihn nun aus der Kammer holen und schleunigst über Bord gehen lassen.
Wir rannten. Hannibal war vor mir. In der Hand hielt er die schwere Henderley. Ich hörte einen Schuß und das Geschrei einiger Männer, das plötzlich von einem urweltlichen Gebrüll übertönt wurde.
»Aufhören, Manzo«, schrie ich nach vorn. »Aufhören!«
Ich sprang weiter. Dann sah ich die titanische Gestalt des Mutanten vor der verbogenen Tür des Geräteraumes stehen.
Noch niemals hatte ich Manzo so erlebt. An seiner linken Schulter war der Kunststoff seiner Spezialkombination zerrissen – wahrscheinlich die Folge des Schusses, der ihn so in Erregung versetzte.
Es dauerte einige Augenblicke, bis er mich erkannte. Die sprungbereite Haltung lockerte sich. Die nach vorn ausgestreckten Pranken sanken langsam nach unten. Plötzlich wich alle Wildheit aus seinem Blick.
Dumpf grollend kamen die Worte aus der gewaltigen Brust:
»Sie wollten mich erschießen und über Bord werfen. Sie wollten nicht, daß ich gefunden werde. Ich habe mich gewehrt. Ich konnte nicht anders handeln.«
Dicht hinter mir hörte ich Hannibals Stimme. Sie klang kalt und unpersönlich.
»Wenn Sie nicht sofort die Waffe fallen lassen, Daroun, erschieße ich Sie. Fallen lassen!«
Manzo ging erneut in Kampfstellung. Aber es passierte nichts mehr. Während ich einige Schritte zurücktrat, sah ich den Maschinenmaat Leferts und den rothaarigen Daroun, der ebenfalls mit uns in der Zentrale gewesen war. Fluchend stand der zweite Bordfunker vor Hannibal, dessen Waffe nach vorn drohte.
»Machen Sie doch keinen Blödsinn«, keuchte Leferts. »Der Mutant muß verschwinden. Es kann nur noch wenige Minuten dauern, bis ein Enterkommando an Bord kommt. Erschießen Sie ihn, oder wir landen in der Gaskammer.«
»Da gehörst du hin«, sagte der Kleine aufgebracht. »Los, umdrehen! Langer, hebe die beiden Pistolen auf. Manzo kommt mit nach oben. Das Boot ist schwer vorlastig. Versuche, ob du es mit den achteren Trimmzellen ausgleichen kannst. Paß aber auf, daß wir nicht absaufen.«
»Der Kahn ist völlig tauchunklar«, schrie Leferts. »Zum Teufel, warum wollen Sie das Monstrum nicht töten? Ich will nicht seinetwegen ins Zuchthaus!«
»Keinen Mord, Leferts«, warnte ich. »Hier ist schon genug Blut geflossen. Akrul wird sich zu verantworten haben. Er hat Kansman vorsätzlich den Schädel eingeschlagen.«
»Da haben Sie aber Pech, Sir«, stieß Daroun hervor. »Unser ›Erster‹ hat einen tödlichen Unfall erlitten. Leferts und ich
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