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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verfügung. Der Vorteil an der Langeweile war, daß Ablenkungen immer willkommen waren, besonders die amüsanten.
    Ich setzte Beauregard auf ihn an. Der Dämon arbeitete immer noch an seiner Studie ›Fehlbarkeit von fremden Formen intelligenten Lebens‹. Nach Jahrzehnten frustierender Forschung war er schließlich zu mir gekommen und hatte um Hilfe gebeten. Ich hatte ihm den Vorschlag gemacht, ein oder zwei Jahrzehnte in der Flasche zu verbringen und mir dabei zu helfen, die Fragen verschiedenster Geschöpfe zu beantworten. Dadurch bekäme er einen ganzen Berg Fehlbarkeiten zum Analysieren. Er hatte sich einverstanden erklärt, Dienst und Forschung zu verbinden und sich zwischendurch höchstens ein Nickerchen zu gönnen. Er sollte zum Schein angeben, an Flasche und Pentagramm gefesselt zu sein, obwohl ihn laut Vertrag keines von beiden bannte. Diese List sollte verhindern, daß die Besucher durch die Manifestation eines echten Dämons zu Tode erschreckt wurden. Warum sollte man sie eines Besseren belehren? Dämonen waren nicht annähernd so fürchterlich, wie sie gemeinhin dargestellt wurden. Einige, wie zum Beispiel Metria oder meine Exfrau Dana, konnten von Zeit zu Zeit ausgesprochen liebreizend sein. Mitunter aber konnte der Umgang mit ihnen auch ziemlich knifflig werden. Mein Sohn Crombie hatte das am eigenen Leib erfahren müssen.
    Ich hob die Flasche vom Regal und schüttelte sie, damit der Dämon aufwachte. Die Flasche nur zu entkorken, nützte nichts, wenn er einfach weiterschlief. Die Vorstellung konnte nun beginnen. Ich stellte die Flasche ins Zentrum des fünfzackigen Sterns, der auf den Boden aufgemalt war. Dann vollführte ich einige bedeutungsschwangere Gebärden und trat schließlich aus dem Zeichen heraus.
    Der Dämon begann mit der Darbietung. Der Korken flog hoch, und eindrucksvoller Rauch breitete sich aus. Die aufwallende Wolke verdichtete sich allmählich zu einer Gestalt. Der ganze Effekt wurde ein wenig ins Komische gezogen, weil der Dämon eine Brille auf der Nase trug. Aber Dämonen waren ebenso wie Menschen verschieden im Temperament. Und dieser hier fühlte sich einfach wohler, wenn er eine Brille fürs Lesen benutzen konnte, genau wie ich.
    »Oh, Beauregard!« intonierte ich dramatisch. »Ich beschwöre dich bei der Macht, die mir der Pakt verliehen hat.« Natürlich war das Unsinn, denn der einzige Pakt bestand in unserer Übereinkunft, daß er langweilige Besucher beobachten konnte, ohne sie jedoch übermäßig zu verschrecken. »Sage mir, welches magische Talent dieser Junge, Bink vom Norddorf, besitzt.« Der Kindskopf zeigte sich doch glatt beeindruckt von diesem Geschwätz.
    Beauregard spielte mit wie ein Profi. Er richtete sich mit eindrucksvoller Pose vor dem Jungen auf. »Tritt in meine Domäne, Sterblicher, damit ich dich eingehend prüfen kann.«
    »Neeein!« stieß Bink hervor und wich zurück. Er nahm alles für bare Münze.
    Beauregard wiegte den Kopf, als bedauerte er den Verlust eines schmackhaften Leckerbissens. Natürlich fraßen Dämonen keine Menschen. Sie nahmen überhaupt nichts zu sich außer in den ganz seltenen Fällen, in denen sie die Nahrung weitergeben mußten. Beispielsweise in der Zeit, in der sie halbmenschliche Babies großzogen. Die Dämonin Dana hatte nicht einmal das getan. Sie hatte einfach ihre Seele verloren und schwupps! war sie fort gewesen. »Du bist aber eine ganz schön harte Nuß.«
    Jetzt war ich dran. »Ich habe dich nicht um sein Persönlichkeitsprofil gebeten! Welches magische Talent hat er?« Solche Dinge ergründete Beauregard mit einem flüchtigen Blick.
    Jetzt konzentrierte sich der Dämon – und zeigte Überraschung. »Er hat Zauberkräfte, starke Zauberkräfte, aber ich kann sie nicht ergründen.« Er warf mir einen finsteren Blick zu und schleuderte mir unsere übliche Beleidigung entgegen. »Entschuldige, Holzkopf.«
    »Dann hebe dich hinweg, du Nichtsnutz!« knurrte ich wütend, als wäre es mein Ernst, und klatschte in die Hände. In Wirklichkeit wurde die ganze Angelegenheit zunehmend spannender. Wenn Beauregard das Talent nicht abschätzen konnte, mußte es weit über dem gewöhnlichen Maß liegen.
    Der Dämon löste sich in Rauch auf und kehrte in seine Flasche zurück, um sein Schläfchen wieder aufzunehmen. Aber nein, diesmal las er ein Buch. Ich konnte ihn in Miniaturausgabe dort sitzen und eine Seite umblättern sehen. Der mächtig beeindruckte Bink starrte die Flasche an.
    Jetzt machte ich ernst. Ich befragte Bink nach

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