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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Problem nachdachte, kam ich richtiggehend ins Schwitzen, zumal unser Gespräch in Form eines schlechten Traums stattfand. Schließlich aber hatte ich eine zufriedenstellende Idee: Der betreffende Autor sollte in einen so realistischen Traum versetzt werden, daß er ihn für wirklich hielt. In diesem Traum würde er in das Reich des Nachthengstes geleitet und mit einem Löwen konfrontiert werden. Es wäre kein grausamer Löwe, wie ihn diese Schriftsteller mit möglichst viel Blutvergießen und splitternden Knochen so gerne beschrieben. Nein, es würde ein alternder, kranker Löwe mit gebrochenem Stolz sein. Seine Zähne wären so abgenutzt und schwach, daß den Löwen nur noch zweideutige Wortspiele am Leben erhalten konnten. Somit hatte der Schriftsteller nun die Aufgabe, solche Wortspiele zu erfinden. Fielen diese nicht zur Zufriedenheit einer strengen Person namens Lek Tor aus, handelte sich der Autor einen Riesenärger ein und lief Gefahr, den Tod des Löwen zu verschulden. Sollte er Lek Tors Ansprüchen nicht genügen können, würde dieser die Schreibkunst des Autors regelrecht in der Luft zerreißen und ihn in seiner Karriere weit zurückwerfen. Zusätzlich würde Lek Tor einen Schreibblock mit einem Fluch belegen, um mit dessen Hilfe die Visionen des Autors ständig zu blockieren, so daß er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Daher mußte er dringend einen Weg finden, sich dieses Blocks zu entledigen, bevor ihm der Löwe verhungerte.
    Der Nachthengst war damit sehr zufrieden. Er war sicher, daß dies jeden Schriftsteller so sehr quälte, daß keiner mehr mit Traumgeschichten Schaden anrichtete. Manch einer gäbe auf Grund dessen seinen Beruf gänzlich auf. Dieser Traum war eine ideale Bestrafung. Mein Lohn bestand darin, daß der Hengst der Finsternis mir garantierte, mich in Zukunft nicht mit schlechten Träumen zu behelligen, unabhängig davon, wie sehr ich sie verdient hatte. Danach konnte ich viel besser schlafen.
    In den nächsten sieben Jahren verlief mein Leben ohne nennenswerte Veränderungen. Doch dann begannen die Musen des Parnaß, Geschichtsbücher über Xanth zu schreiben. Offensichtlich wurde Xanth zum Gegenstand ihrer Berichterstattung – und dadurch kam ich in echte Schwierigkeiten.

13
BINK
    Die Ankunft eines unscheinbaren jungen Manns im Alter von fünfundzwanzig Jahren brachte eine unangenehme Störung mit sich. Unaufhaltsam marschierte er auf das Schloß zu. Irgendwie war es ihm gelungen, die… die… einen schwierigen Bereich Xanths hinter sich zu bringen und dem der Landschaft eigenen Schrecken aus dem Weg zu gehen. Ganz offensichtlich hatte er eine Frage. Deshalb beauftragte ich Zwie-Spalt, die nötigen Maßnahmen zu treffen. Ich wollte heute nicht belästigt werden.
    Aber der Bursche war zu allem entschlossen. Er schwang sich auf ein Hippocampus und ritt durch den Schloßgraben. Das Seepferd bäumte sich auf, aber er ließ sich weder abwerfen noch entmutigen. Natürlich kämpfte das Hippocampus nicht mit aller Entschiedenheit. Auch wenn es den Reiter abgeworfen hätte, wäre der junge Mann nicht ins Wasser gefallen, sondern im hohen Bogen auf der außen liegenden Böschung des Grabens gelandet und hätte unverletzt die Flucht ergreifen können. Doch der Fremde setzte sich durch, was für seine Geschicklichkeit sprach.
    Sorgfältig untersuchte er das riesige Hauptportal und entdeckte einen verborgenen kleinen Durchlaß, durch den er eindrang. Zwie-Spalt hatte diese Tür so raffiniert eingearbeitet, daß sie dem Auge keinen Anhaltspunkt bot. Allerdings gab sie einem gezielten Stoß bereitwillig nach. Der Eindringling entdeckte sie mühelos, was für seine Intelligenz sprach.
    Schließlich traf er auf die Manticora, ein Geschöpf so groß wie ein Pferd, mit Menschenkopf und Löwenkörper, mit Drachenflügeln und dem riesigen Schwanz eines Skorpions. Das Ungeheuer hatte mich um Rat gebeten. Da es nur teilweise menschlich war (bei seiner Zeugung mußte es ein großes Gedränge an einer Liebesquelle gegeben haben!), wollte es wissen, ob es eine Seele habe. Ich konnte es beruhigen. Jeder, der sich um seine Seele sorgte, hatte eine. Glücklich mit dieser einfachen Antwort, versah das Wesen seinen Dienst bei mir. Seine Aufgabe bestand darin, Besucher möglichst abzuschrecken, ohne sie im geringsten zu verletzen. Gelang es ihm – schön. Gelang es ihm nicht – mußte er sie ungeschoren passieren lassen. Der unerschrockene Besucher kam an ihm vorbei, was für seinen Mut sprach.
    Nun

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