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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinem Talent, aber er hatte natürlich keine Ahnung. Also versuchte ich andere Mittel: den Zeiger und die Wandtafel. Ich stellte Fragen, und der Zeiger deutete entweder auf einen Engel – und das bedeutete ja – oder auf einen Teufel –, und das bedeutete nein. Damit wurde aber leider nur bestätigt, was Beauregard bereits festgestellt hatte: starke Magie, nicht näher zu bestimmen.
    Da wurde ich hellhörig. Diese Angelegenheit weitete sich zu einer regelrechten Herausforderung aus, was nebenbei auch meinen trüben Tag aufheiterte.
    Als nächstes versuchte ich einen Wahrheitsspruch. Nicht, daß ich etwa dachte, Bink sei nicht ehrlich – dafür war er nicht schlau genug –, sondern dieses Hilfsmittel wendete sich direkt an seine geheimnisvollen, magischen Kräfte und forderte sie auf, sich genauer zu erklären. Aber gerade, als ich ihn nach seinem Talent fragen wollte, brüllte die Manticora plötzlich auf: Fütterungszeit. Die Untersuchung hatte mich stärker in den Bann gezogen, als ich bemerkt hatte. Die Zeit war wie im Flug vergangen.
    Also stieg ich hinunter, um die Manticora zu füttern, doch es stellte sich heraus, daß sie gar nicht so hungrig war. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist«, erklärte sie. »Plötzlich mußte ich einfach so laut brüllen, wie ich konnte.«
    Merkwürdig. Ich kehrte zu Bink zurück, der, tolpatschig wie er war, während meiner kurzen Abwesenheit einen magischen Spiegel zerbrochen hatte. Er hatte eine Frage gestellt, die über die Möglichkeiten des Spiegels hinausging. Ich war empört. »Du machst mir sehr viel mehr Schwierigkeiten, als du wert bist.«
    Ich stellte den Wahrheitszauber wieder her und begann noch einmal, ihn nach seinen magischen Fähigkeiten zu fragen. In diesem Augenblick fiel hinter mir das zerbrochene Glas aus dem Spiegel und unterbrach meine Konzentration. Verdammt noch mal!
    Zum dritten Mal setzte ich den Zauber an, und diesmal bebte das ganze Schloß: Ein unsichtbarer Riese ging vorbei, und sein Schritt ließ die Erde erzittern.
    Ich erkannte mit einem Mal, daß hier kein Zufall im Spiel war, sondern irgendein sehr, sehr mächtiger Zauber verhindern wollte, daß ich eine Antwort bekam. Das mußte ein Zauber vom Kaliber echter Magie sein. »Bis zum heutigen Tag war ich der Überzeugung, daß es nur noch drei lebende Personen dieses Rangs gibt, aber offensichtlich existiert noch ein vierter.« Jetzt stellte sich heraus, daß der Spott auf seiner Seite lag, denn ich hatte nur ein überflüssiges Talent bei ihm vermutet. Warum hatte mein Buch der Antworten mich nicht vor der Ankunft dieses seltsamen Magiers gewarnt?
    »Drei?« fragte er dümmlich.
    »Ich, Iris und Trent.« Den Sturmkönig zählte ich nicht mit. Er war zwar ein Magier gewesen, aber seine Kräfte hatten mit zunehmendem Alter abgenommen. Schon längst hätte er abgesetzt werden müssen. Aber Iris war nur eine Frau, und Trent befand sich seit zwanzig Jahren in der Verbannung. Und ich wollte mir ganz gewiß nicht wieder einen Haufen Arbeit aufhalsen. Hier aber stand ein echter, neuer Magier – das versprach in jeder Hinsicht aufregend zu werden.
    »Trent!« stieß er hervor. »Der Böse Magier?«
    Ich erklärte ihm, daß Trent nicht wirklich böse wäre, genausowenig wie ich gut. Es handelte sich nur um ein weitverbreitetes Mißverständnis. Aber ich bezweifelte, daß Bink es verstand. Er dachte immer noch in solchen Klischees.
    Ich mußte Bink ohne Antwort fortschicken, weil es zu gefährlich wurde, in dieser Richtung weiterzuforschen. Einerseits fand ich es unbefriedigend, andererseits aber auch aufregend. Ein neuer Magier – mit ungeklärter Magie – Wer wollte die daraus entstehenden Verwicklungen überschauen?
    Plötzlich überkam mich eine Erkenntnis: Ich konnte nachempfinden, warum einem Geschöpf wie der Dämonin Metria der Sinn nach immer neuen Streichen stand. Wenn ich als Mann von kaum mehr als hundert Jahren schon so scharf auf Abwechslung war, um mir die Langeweile zu vertreiben, wieviel schlimmer mußte es für einen Dämon sein, der über viele Jahrhunderte hinweg ohne Verantwortung und Schwächen existierte. Das hieß nicht etwa, daß ich Metria mochte, aber ich konnte sie für ihren gelegentlichen Unfug kaum ernsthaft tadeln. Ich hatte mich selbst ein bißchen wie ein Dämon aufgeführt, als ich den naiven, jungen Bink vom Norddorf zum Narren hielt.
     
    Später beobachtete ich ihn durch den Spiegel. Zunächst enttäuschte er mich schwer. Er kehrte geradewegs zum

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