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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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gut, ich mußte mir seine Frage anhören. In aller Regel wußte ich im voraus, was sie von mir wollten. Doch dieser Ankömmling war undurchschaubar, auch fand ich keinen Hinweis im Buch der Antworten. Also mußte ich ihn wohl oder übel fragen. Schon diese Mühe ärgerte mich. Ich hatte bereits eine Unzahl Liebestränke für Bauerntölpel und Schönheitswässerchen für Mädchen hergestellt, die sie gar nicht benötigten. Alles Nichtigkeiten. Vermutlich wollte der Neue auch nichts anderes. Wie sehr wünschte ich mir eine wirkliche Herausforderung!
    Der Rüpel zerrte rücksichtslos am Klingelzug. DING-DONG, DING-DONG! Als ob ich nicht schon längst auf dem Weg war. Nicht mal seinen Namen hatte ich herausbekommen, dennoch wollte ich ihn auf keinen Fall danach fragen. Ich wollte mir nicht die Blöße geben, daß ich, der Informationsmagier, ihn nicht in meinen Büchern gefunden hatte. »Wen soll ich anmeiden?« erkundigte ich mich.
    »Bink aus dem Norddorf.«
    Ha! Name und Herkunft auf einen Schlag, und beide vollkommen nichtssagend. Natürlich hieß so ein Bauer nicht Arthur, Roland oder Charlemagne! Da ich gereizt war, wollte ich ihm einen Streich spielen. »Was für ein Drink?«
    »Bink!« versetzte er aufgebracht. »B-I-N-K, für die Schwerhörigen.«
    Ich blickte zu ihm hoch. Dieses widerwärtig gesunde Kerlchen erreichte doch tatsächlich die doppelte Höhe meiner knorrigen Jahrhundertgröße. Natürlich war auch ich gesund, aber mit den Jahren nach und nach geschrumpft; außerdem war ich nie so groß oder hübsch gewesen wie er. Welches Problem mochte er schon haben, das die Eintönigkeit meiner Existenz eine Zeitlang aufhellen konnte?
    »Trage mir das Ansinnen deines Meisters Bink unverzüglich vor!« stichelte ich weiter.
    Erbost stellte er klar, daß er selbst dieser Bink sei. Er sei bereit, ein Jahr bei dem Magier zu dienen, damit er erfuhr, welches magische Talent er besaß.
    »Es ist zwar Wucher, aber ich bin darauf angewiesen«, vertraute er mir an. Er hatte mich noch nicht durchschaut und nahm an, ich sei nur ein Diener. Das versprach langsam unterhaltsam zu werden! »Dein Meister schröpft die Leute ja ganz schön.«
    Nun fing es an, mir richtig Spaß zu machen. Um mich ein wenig länger zu amüsieren, spannte ich den Bogen noch etwas weiter. »Der Magier ist im Augenblick beschäftigt. Kannst du nicht morgen wiederkommen?«
    »Morgen!« explodierte er. Sein ungestümes Wesen nahm mein Herz für ihn ein. »Will der alte Halsabschneider nun ein Geschäft mit mir machen oder nicht?«
    Er hatte sich jetzt tief genug hineingeritten. Es wurde Zeit, den Mummenschanz zu beenden. Ich führte ihn hinauf in mein hoffnungslos überfülltes Studierzimmer und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. »Wie kommst du eigentlich darauf, daß dein Dienst die Zeit des alten Halsabschneiders wert ist?«
    Mit tiefster Befriedigung verfolgte ich, wie die Erkenntnis langsam in seinen dicken Schädel sickerte. Endlich begriff; er, mit wem er es zu tun hatte! Er machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich bin stark«, antwortete er schließlich. »Ich kann arbeiten.«
    Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Daumenschrauben noch fester anzuziehen. »Du siehst aus wie ein Vielfraß und würdest mich mehr Futter kosten als ein Ackergaul.« Möglicherweise traf das sogar zu, dennoch würde es mir ein großes Vergnügen bereiten, so einen naiven Tropf um mich zu haben.
    Er zuckte nur die Schultern. Wenigstens hatte er Grips genug zu verstehen, wie unwichtig er war.
    »Kannst du lesen?«
    »Ein bißchen«, sagte er zögernd.
    Also gar nicht. Gut, dann konnte er wenigstens nicht in meinen wertvollen Büchern schnüffeln. »Du gehst mit Beleidigungen recht flott um. Vielleicht könntest du Eindringlinge abwimmeln, die mit ihren kleinlichen Problemen zu mir wollen.« Ob er die Anspielung verstand, daß sein eigenes Problem genauso nichtssagend war? Sein Talent hätte ich ohne weiteres ermitteln können. Wahrscheinlich bestand es darin, die Farbe eines Stohhalms zu verändern oder etwas ähnlich Überflüssiges. Der Sturmkönig verlangte, daß jeder ein magisches Talent vorwies. Die meisten waren jedoch kaum der Rede wert. Auch dieses Gesetz war lächerlich.
    »Gut möglich«, pflichtete er mir bei. Anscheinend wollte er mich nicht weiter aufregen.
    Ich hatte mittlerweile genug von allem. »Nun mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit«, drängte ich und erhob mich. Im Bedarfsfall stand mir natürlich der ganze Tag zur

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