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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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vom Storch beigebracht hätte, wären die Einhörner die längste Zeit meine Freunde gewesen. Selbstverständlich kann ich auch andere Pferdewesen herbeirufen, aber die Einhörner mag ich am liebsten. Deshalb bin ich weggelaufen.«
    Ich war froh darüber.
    »O danke, Humfrey«, sagte sie.
    »Aber ich habe doch gar nichts gesagt«, erwiderte ich leicht verdutzt.
    »Doch, hast du. Du hast deutlich mit deinem Ohr gewackelt. Ich hab’s an meiner Wange gefühlt.«
    Ich hatte gar nicht geahnt, daß ich jetzt die Sprache der Pferde verwendete. Das mußte sowohl von meiner Verbundenheit mit den Einhörnern als auch von meinem Bad in der Heilquelle herrühren. Vielleicht lag hierin der Grund für die plötzliche Mitteilsamkeit meiner Ohren.
    »Ja, ich bin sicher, daß es sich so verhält«, sagte sie und gab mir einen Kuß auf die Wange, so, wie sie es wohl auch mit ihren Einhörnern machte.
    Magie konnte so herrlich sein.
    Doch als die Dunkelheit uns schließlich vollständig umgab, geschah etwas Erschreckendes. Die Hütte begann plötzlich zu beben.
    »Huuch!« MähreAnne stieß einen typisch mädchenhaften Schrei aus und klammerte sich heftig an mich.
    Einem ersten Impuls folgend wollte ich aus dem Bett springen und nach draußen stürmen. Doch das gelang mir nicht, denn MähreAnne krallte sich fest an mich. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als mich am Bettrand festzuhalten und uns beide auf diese Weise fest zu verankern. Mein erster Einfall war natürlich dumm gewesen. Wie konnte man bloß auf den Gedanken kommen, ein solches Mädchen einfach allein zu lassen?
    Die Umgebung senkte sich nach unten, doch das war erst der Anfang. Die ganze Hütte hob sich! Hinter den Scheiben erblickte ich im Mondlicht die nach unten zurückweichenden Bäume. Es kam mir vor, als würde ein Riese die Hütte hochheben.
    Dann kehrte wieder Ruhe ein. »Ich schau lieber mal nach«, flüsterte ich MähreAnne zu und befreite mich aus ihrer Umklammerung. Ich liebte diese hautnahe Umschlingung, aber ein fürchterlicher Verdacht keimte in mir auf.
    »Du bist so mutig!« hauchte sie mir zu.
    Mutig? Davon wußte ich noch gar nichts! Ich tat doch nur das, was ich tun mußte. Ich schob die Decken zur Seite, kletterte aus dem Bett und durchquerte den Raum bis zum Fenster. Im gleichen Augenblick begann die Hütte erneut zu beben, und es riß mich fast von den Beinen. Ich stolperte auf das Fenster zu und fand gerade noch Halt am Fensterbrett, während MähreAnne im Bett aufschrie.
    Ich spähte nach draußen. Mittlerweile war ich mir sicher, daß die Hütte sich in der Luft befand. Aber weder schwebte sie, noch wurde sie von einem Riesen getragen. In den finsteren Schatten unter mir machte ich einen gewaltigen muskulösen Oberschenkel aus, der aus der Seite der Hütte herausragte. Ich hatte genug gesehen. Im selben Augenblick wußte ich, daß dies der obere Teil eines mächtigen und starken Beins war und daß das monströse Bein zu einem Vogel mit riesenhaften Klauen gehörte. Ich hatte von dererlei Dingen schon gehört, aber niemals geglaubt, so etwas zu Gesicht zu bekommen, geschweige denn, mich einmal in solchen Klauen wiederzufinden.
    Die Hütte stand für einen Augenblick still. Ich nutzte die Situation und hangelte mich durch das Zimmer zurück ins Bett. Der Tisch, das Bett und der Stuhl waren allesamt auf dem Fußboden fest verankert. Jetzt wußte ich auch warum.
    »Was hat du gesehen?« fragte MähreAnne und umschlang mich heftig.
    »Hühnerbeine«, antwortete ich.
    »Was?«
    »Der Hütte sind Hühnerbeine gewachsen, und jetzt läuft sie herum. Es ist eine Werhütte. Sobald es Nacht wird, wechselt sie ihre Gestalt.«
    »Du meinst… wie bei einem Werwolf?«
    »Ja, bloß daß sie keine Menschen frißt. Sie läuft einfach herum und wird uns nichts tun, solange wir uns still verhalten.«
    »Aber wieso? Ich meine, warum tut sie das?«
    »Sie läuft nur so durch die Gegend. Morgen früh wird sie sich an einem anderen Platz niederlassen. Vielleicht macht es ihr Spaß, Leute wie uns herumzutragen.« Das war lediglich eine Vermutung, denn ich war mir absolut nicht sicher, daß sich tatsächlich alles so harmlos verhielt. Und da ich auch nicht mehr darüber wußte, war es sinnlos, MähreAnne unnötig zu verängstigen.
    Die Hütte regte sich wieder. Auf einmal konnten wir das gleichmäßige Stampfen der gewaltigen Beine spüren. Bei jedem Schritt zitterte die ganze Hütte. Wir waren froh, daß unsere Rucksäcke unter dem Bett verstaut waren und nicht durch

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