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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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nackt und unschuldig wie ein Faun und eine Nymphe. Aber meine undankbaren Hintergedanken hätten es lieber gesehen, wenn sich unser Zusammensein anders gestaltet hätte. Als ich MähreAnne kennenlernte, war sie zwar wohlgeformt, doch nach ihrem Sturz in den Dreck recht schmutzig gewesen. Nun war sie aber nicht nur wohlgeformt, sondern auch noch sauber und in meinen Augen einfach lieblich anzusehen.
    »Warum starrst du mich so an?« fragte sie naiv.
    Und bevor ich darüber nachdenken konnte, sagte ich: »Weil ich nie zuvor jemanden gesehen habe, der so schön ist.«
    Nun war es an ihr zu erröten. »So etwas hat mir noch keiner gesagt. Vielen Dank, Humfrey.«
    Mit einem angenehmen Schreck begriff ich, daß sie tatsächlich genau so alt war wie ich. Sie hatte den Körper einer erwachsenen Frau und ich den Körper eines erwachsenen Gnoms, aber in ihrer Lebenserfahrung war sie nicht weiter als ich. Ich konnte mir kaum vorstellen, daß man sie wegen ihrer Proportionen verspottet hatte, aber offensichtlich hatte man sie auch noch nicht darum bewundert. Sie hörte ein aufrichtiges Kompliment genauso gern wie ich. Es beruhigte mich sehr, das zu wissen.
    Trotzdem erkannte ich, daß sie bei mir ein ganz besonderes Interesse erweckte, und daß es mit der Zeit zu weit mehr als unschuldigen Komplimenten führen konnte. Aber glücklicherweise war ich klug genug, das für mich zu behalten. Es war keine Täuschung, sondern Höflichkeit und Vorsicht.
    So schwammen wir, wuschen uns und rannten dann zum Trocknen nackt umher. Wir spielten Fangen und suchten uns Früchte und Nüsse zum Essen. Es war wohl mit die schönste Stunde meines Lebens, an die ich mich erinnern konnte. Falls so der Anfang vom Rest meines Lebens aussah, war ich ausgesprochen zufrieden damit.

4
DIE NACHFORSCHUNG
    Mittlerweile war es beinahe Abend geworden. »Wir sollten uns lieber nach einem Schlafplatz umschauen«, sagte MähreAnne.
    Ich hatte eigentlich die Absicht gehabt, die Nacht in einem geeigneten Baum zu verbringen. Aber ich kam zu dem Schluß, daß das nicht ausreichte. Man würde MähreAnne nie für einen Gnom halten. Außerdem entsprach ein Baum nicht gerade ihrem Stil. Doch irgendwie machte mir das nichts weiter aus. »Ich habe nicht weit von hier eine Hütte gesehen. Vielleicht läßt der Besitzer uns auf dem Fußboden schlafen.«
    »Vielleicht gibt er uns sogar ein paar Kissen und eine Decke«, fügte sie hinzu.
    Wir ritten auf den Einhörnern. Rasch hatten wir die Strecke überwunden, die mich früher Stunden gekostet hätte. Die Hütte lag vor uns auf einer kleinen Lichtung; sie war von wild wuchernden Gräsern umgeben. Es war eine derart durchschnittliche und gewöhnliche Hütte, daß es schon verdächtig war. »Manchmal erscheinen die Dinge anders, als sie tatsächlich sind«, gab ich zu bedenken.
    »Aber was könnte es außer einer Hütte sonst noch sein?« fragte sie stirnrunzelnd. »Meinst du etwa, daß sie uns fressen wird?«
    Durch ihre Unbefangenheit in Verlegenheit gebracht, stieg ich ab, näherte mich der Hütte und klopfte an die Tür. Sie öffnete sich selbsttätig und gab den Blick auf einen mit Tisch, Stuhl und Bett behaglich möblierten Raum frei. Auf dem Bett lag ein Stapel Decken mit einigen Kissen. Das war alles. Mir kam das immer noch nicht ganz geheuer vor, denn es bestand kein Zweifel daran, daß bei der selbstöffnenden Tür Magie im Spiel gewesen war – außerdem entsprach die Hütte viel zu sehr unseren augenblicklichen Wünschen. Auch Gewirrbäume bemühten sich um einen einladenden Eindruck und wirkten harmlos – bis das ahnungslose Opfer in die Reichweite ihrer Fänge gelockt war. Es ging hier zwar nicht um einen Gewirrbaum, aber die Anordnung stimmte verdächtig überein.
    »Wo ist der Bewohner der Hütte?« fragte MähreAnne, die hinter mich trat. Mir gefiel es, daß sie dieses Abenteuer wie ein Freund mit mir teilte, denn ihre Freundschaft wurde mir zunehmend wichtiger. Genaugenommen war meine Beziehung zu ihr ebenso zwiespältig und geheimnisvoll wie mein Verhältnis zu der Hütte.
    »Sie ist anscheinend unbewohnt«, sagte ich. »Ich kann nichts riechen, was auf Bewohner schließen läßt.« Da meine Nase jetzt ebenfalls wieder gesund war, konnte ich weitaus besser riechen als je zuvor.
    »Dann wartet sie wohl nur darauf, daß jemand hier einzieht«, sagte MähreAnne strahlend. »Wir werden hier nur einmal übernachten, und dafür reicht sie vollkommen.« Sie drängelte sich an mir vorbei und betrat die Hütte.
    Ich

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