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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Spalte aufhielt. »Wir befinden uns im tiefen Süden Xanths und haben eine lange und beschwerliche Reise vor uns, wenn wir in den Norden zurückkehren wollen. Ob deine Einhörner uns hier finden können?«
    »Bestimmt nicht die beiden, die wir zurückgelassen haben. Aber das soll uns nicht weiter stören. Wir sind aufgebrochen, um unseren jeweiligen Problemen zu entfliehen, und wir sind weiter und schneller gereist, als wir geplant hatten. Laß uns das Beste daraus machen.«
    »Das Beste daraus machen?« fragte ich verblüfft.
    »Laß uns beim König vorbeischauen. Möglicherweise können wir ihm unsere Dienste anbieten.«
    »Aber ich wüßte nicht, was ich für ihn tun könnte!«
    »Stimmt doch gar nicht. Du hast eine ausgesprochene Begabung, nützliche Dinge aufzuspüren.«
    »Das kann man ja wohl schwerlich als Beruf bezeichnen!«
    »Nicht als Beruf, aber als Berufung. Währenddessen könnte ich das Haus hüten und dafür sorgen, daß du es in der Nacht warm hast.«
    Sofort war ich restlos überzeugt.
    Also brachen wir auf, um König Ebnez einen Besuch abzustatten. Wir trafen ihn zu Hause an, und er nahm sich die Zeit, unser kleines Gespann willkommen zu heißen. König Ebnez war ein Mann von eindrucksvoller Statur, dem man seine sechzig Jahre nicht ansah. Markant waren auch seine langen Koteletten, die unter der Krone hervorragten. Er ließ es sich nicht nehmen, uns zu einem wunderbaren kleinen Frühstück einzuladen, das aus Grünbeeren von den königlichen Grünbeerenfeldern und frischen Mandelstollen aus den Mandelbergen bereitet wurde.
    »Warum kommt ihr zu mir?« fragte er neugierig, nachdem wir uns erst einmal unsere Bäuche vollgeschlagen hatten.
    »Humfrey ist auf der Suche nach einer Arbeit«, gab MähreAnne unverzüglich zur Antwort.
    »Ach? Und worin besteht sein Talent?«
    »Neugierde«, erwiderte sie.
    Interessiert schaute der König sie an. »Und was ist deine Gabe, hübsches Fräulein?«
    »Pferde rufen«, sagte ich.
    Ebnez nickte. »Also könntet ihr ohne weiteres sofort Weiterreisen.«
    »Ja«, bestätigte MähreAnne. »Und ich werde ihn begleiten und dafür sorgen, daß seine Strümpfe trocken bleiben.« Mir wurde klar, daß sie nicht allein in einer fremden Ortschaft zurückbleiben wollte, denn sie hatte Angst, irgendein Mann könnte in Erfahrung bringen, daß sie noch unverheiratet war.
    »Ich verstehe«, versicherte der König. Sein milder Blick richtete sich auf mich. »So wie es aussieht, benötige ich noch einen Königlichen Inspekteur.«
    »Bedeutet das, daß ich Informationen über Leute sammeln soll?« fragte ich und konnte mein Glück kaum fassen.
    »Genau. Das ist auch der Grund, weswegen ich das Werhaus aufgefordert hatte, interessante Leute mit außergewöhnlichen Fähigkeiten anzulocken. Deine Neugierde könnte sehr nützlich sein, zumal sie sich wunderbar mit dem Talent deiner Frau ergänzt.«
    »Oh, sie ist nicht meine Frau!« sagte ich überrascht.
    »Noch nicht«, fuhr MähreAnne schnell dazwischen. Wenn es darum ging, eine günstige Gelegenheit beim Schopfe zu packen, bestand sie weder auf technische Einzelheiten, noch legte sie Wert darauf, Fremde glauben machen zu wollen, daß sie noch unberührt sei. Ich hätte dem widersprechen können, doch gab es nichts, mit dem ich nicht einverstanden gewesen wäre. Schon die bloße Vorstellung, immer mehr Zeit mit ihr zu verbringen, war äußerst reizvoll – auch wenn wir damit den Anschein erweckten, daß ihre Unschuld verloren gegangen wäre. Also wurde ich Königlicher Inspekteur – eine wesentlich bedeutendere Stellung, als ich mir am Anfang ausmalte.
    Der Dienst beim König war so richtig nach meinem Geschmack. MähreAnne rief uns geflügelte Pferde herbei, und schon das allein war, für sich genommen, eine wunderbare Erfahrung. Wir flogen hoch und kreisten einmal über dem Süddorf, während die Dorfbewohner zu uns herauf gafften. Vermutlich hielten sie mich für einen Magier, der sich die Dienste einer Frau zu eigen gemacht hatte, die über derart große Fähigkeiten verfügte. MähreAnne hatte ihre eigenen Gründe, diesen Eindruck weiter aufrechtzuerhalten; es lag ganz in ihrer Absicht, die Leute in dem Glauben zu lassen, daß ich über mächtige Magie gebot. Ich fand keinen Gefallen an dieser trügerischen Darstellung, denn nach wie vor schien mir Ehrlichkeit das günstigste Verhalten zu sein. Aber MähreAnne wies mich darauf hin, daß ich in keiner Weise unehrlich sei, sondern lediglich so freundlich war, andere Menschen

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