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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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war über den Verlauf der Dinge nicht sonderlich erfreut, konnte das Mädchen aber seinem Schicksal nicht allein überlassen. Also ging ich auch hinein. Nichts geschah. Offensichtlich wartete die Hütte auf einen neuen Bewohner. Sollte sie tatsächlich jemandem gehören, würde ihr Besitzer uns eine kurze Benutzung sicherlich nicht übelnehmen, sofern wir nichts beschädigten. Aber was, wenn sie niemandem gehörte? Welchen Zweck erfüllte sie dann? Ich hegte die Befürchtung, daß ihre Bestimmung nicht mit unseren Absichten harmonierte.
    MähreAnne teilte den Einhörnern mit, daß wir sie bis zum nächsten Morgen nicht mehr benötigten, worauf sie verschwanden. Es mußte wunderbar sein, solch ein magisches Talent zu haben. Wenn ich doch nur etwas Ähnliches könnte!
    Ich schaute mir das Bett an. »Ich werde mir jetzt ein paar Kissen auf den Fußboden legen«, sagte ich.
    »Ach, sei nicht albern! Wir werden uns natürlich das Bett teilen.«
    Dagegen hatte ich selbstverständlich nichts einzuwenden. Mittlerweile hatte ich Mädchen gegenüber eine vollkommen andere Einstellung. Ich war es gewöhnt, herumkommandiert zu werden. Doch ich hatte erkannt, daß es zum größten Teil davon abhing, welches Mädchen mich herumkommandierte und was ich für sie empfand. Die Art und Weise, in der MähreAnne mir Anweisungen erteilte, erschien mir freundlich und vertrauenerweckend.
    Sie schlüpfte in ihr Nachthemd, das sie aus ihrem Beutel holte und das wie all ihre persönlichen Dinge auf seine besondere Art magisch war. In einem solchen Beutel stecken immer noch ein paar Geheimnisse mehr, als man für möglich hält. Ich achtete darauf, sie nicht in ihrem Höschen zu betrachten, und wandte den Blick ab – wie schon beim gemeinsamen Waschen im Fluß. Es war nichts dabei, ein Mädchen nackt zu sehen, wenn sie sich nicht daran störte, aber in Unterwäsche war das etwas ganz anderes. So zumindest schrieb es die Verschwörung der Erwachsenen vor. Wir krochen unter die Bettdecke, wobei ich nur meine Unterhose trug, denn bisher war noch nichts anderes trocken.
    Dann fiel MähreAnne noch etwas ein. »Du weißt doch nicht etwa, wie man den Storch ruft, oder?«
    »Nein«, gab ich zu.
    »Gut. Denn das mögen Einhörner am allerwenigsten. Und ich dränge mich nicht danach, das zu lernen.« Sie entspannte sich wieder.
    Ich allerdings trug schwer an diesem Bündel quälender Neugier. Ich wollte mehr vom Storch wissen und möglichst viel über alles andere in Xanth erfahren. Aber es war sehr angenehm, so warm und dicht aneinandergeschmiegt mit MähreAnne im Bett zu liegen. Sollte das der Preis dafür sein, das Storchruf-Ritual nicht zu lernen, dann hatte ich es auch nicht eilig. Soweit fürs erste.
    »Erzähl mir was von dir«, forderte sie mich auf.
    Ich war erstaunt. »Möchtest du nicht lieber schlafen? Bist du denn nicht müde?«
    »Doch, natürlich. Aber ich möchte etwas über die Person erfahren, mit der ich unter einer Bettdecke liege.«
    Das leuchtete mir ein. Also erzählte ich ihr das wenige, was es über mein langweiliges Leben zu berichten gab, und wie ich darauf hoffte, vielleicht eines Tages mit etwas Glück alles Wissenswerte über Xanth lernen zu können.
    Überraschenderweise lauschte sie voller Interesse meiner Geschichte. »Ich halte das für sehr lobenswert, Humfrey. Ich bin mir ganz sicher, daß du mehr lernen wirst als jeder andere.« Sie kuschelte sich an mich und entspannte sich dabei. Es fühlte sich wunderbar weich, warm und behaglich an, ihr so nah zu sein.
    »Und… spricht etwas dagegen, auch einmal etwas von dir zu erfahren?« fragte ich zögernd.
    Sie lachte. »Wieso nicht, Humfrey? Wenn du es gern wissen möchtest. Da ist nicht viel zu erzählen. Ich bin von zu Hause weggelaufen.«
    »Aber du scheinst doch ein nettes Mädchen zu sein!«
    »Ich bin ein nettes Mädchen! Genau das ist ja mein Problem. Mein Vater sagte, daß ich für mein Alter schon ziemlich erwachsen sei und daß es an der Zeit wäre, zu heiraten und den Storch zu rufen. Er hatte die Absicht, mich mit dem Glockengießer des Dorfes zu verheiraten. Aber ich konnte den Mann nicht leiden, denn seine Glocken trieben die Leute in den Wahnsinn.«
    »Trieben sie in den Wahnsinn?« fragte ich sie mit gemischten Gefühlen.
    »Ja! Sie benahmen sich so, als ob sie eins auf die Glocke bekommen hätten. Vielleicht raubten sie den Leuten auch nur die Sprache. Ich hab’s vergessen. Aber es hat mich auch nicht interessiert. Und wenn der Glockengießer mir etwas

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