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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gesicht. Konnte ein Gnom wie ich sich eigentlich noch ungeschickter aufführen?
    Ich verstaute das sorgfältig verschlossene Fläschchen in meinem nassen Rucksack. Dann näherte ich mich zögernd dem Einhorn. Es war nach wie vor viel zu hoch für mich, um einfach aufzusteigen. Und jetzt fehlte auch noch MähreAnne, um mir mit ihren hübschen kleinen Händen hochzuhelfen. »Vielleicht könntest du dich neben einen Felsen stellen?« schlug ich vor.
    Eckehard hob den Kopf zum Zeichen, daß ich einfach springen sollte.
    Ich zuckte die Achseln. Ein Versuch konnte nicht schaden. Ich sprang – und zu meiner Überraschung flog ich direkt auf seinen Rücken hinauf.
    Was war geschehen? Ich konnte früher nie so hoch springen! Meine kurzen dünnen Beine hatten mir nur bescheidene Darbietungen erlaubt. Diesmal jedoch hatten sie wie bei einem Hochleistungssportler funktioniert, und meine Körperbeherrschung war einfach perfekt gewesen.
    Wieder sauste Eckehard wie der Wind. Ich hatte kaum aufgehört darüber zu staunen, da waren wir schon wieder an dem Pfad angelangt, auf dem MähreAnne und Horntensie uns erwarteten.
    Ich glitt vom Rücken des Einhorns. Diesmal gelang es mir fast schon wie einem alten Hasen. »Ich habe es!« sagte ich stolz.
    »Du bist ja vollkommen durchnäßt!« rief sie.
    »Ich bin in den Teich gefallen«, gestand ich beschämt ein.
    »Was? Du bist in die Heilquelle gefallen? Dann mußt du jetzt kerngesund sein!«
    Und genauso war es! Ich war völlig in das Elixier eingetaucht und hatte sogar einen großen Schluck davon genommen. In der Tat war ich jetzt durch und durch gesund. Meine Muskeln arbeiteten mit einer nie gekannten Leistungsfähigkeit. Erst jetzt stellte ich fest, daß ich auch viel besser sehen und hören konnte als zuvor. Mein ganzer Körper strotzte vor gesunder Kraft. Es war also kein Wunder, daß mir nun Sprünge gelangen, die mir vorher unmöglich gewesen waren. Eckehard hatte das gewußt.
    Ich holte das Fläschchen hervor. »Nein, heb das lieber auf«, sagte MähreAnne. »Gib mir einfach dein Hemd.«
    Ich legte meinen Rucksack ab und zog das Hemd aus. Sie nahm es und wrang es über ihrem ausgestreckten Bein aus. Ein paar Tropfen fielen auf den Knöchel. »Oh, es wirkt!« rief sie erfreut. Jetzt, da sie wieder fest auf beiden Beinen stehen konnte, wandte sie sich Horntensie zu. Über dem Bein des Einhorns preßte sie noch ein paar weitere Tropfen aus dem Stoff. Sofort stellte Horntensie den Fuß auf den Boden und stand ohne weitere Beschwerden.
    MähreAnne gab mir das Hemd zurück. »Vielen, vielen Dank, Humfrey«, sagte sie. »Wir wissen deine Hilfe wirklich zu schätzen.« Dann küßte sie mich.
    Ich war davon so hin und weg, daß ich nicht einmal rot wurde. Mein Körper fühlte sich an, als würde ich schweben, und eine völlig neue Sichtweise, was Mädchen betraf, tauchte am Rande meines begrenzten Horizonts auf.
    »Jetzt laß uns zum Fluß ziehen«, schlug sie vor. »Ich reite auf Horntensie und du auf Eckehard.«
    Noch ganz benommen hielt ich ihren Fuß, so daß sie aufsteigen konnte. Dann wandte ich mich dem Hengst zu und sprang auf seinen Rücken. Als wir am Fluß angekommen waren, versuchte ich immer noch zu begreifen, was ich bei dem Kuß gefühlt hatte.
    MähreAnne sprang ab und fing an, sich auszuziehen. »Aber…«, wollte ich einwenden. Ich war durchaus bei Sinnen, und doch sträubte sich alles in mir zu akzeptieren, was ich nun sah.
    Sie drehte sich zu mir um und hatte dabei gar kein Hemd mehr an. »Wir haben uns in der kurzen Zeit ganz gut kennengelernt. Daher glaube ich nicht, daß wir etwas Anstößiges unternehmen werden. Wir haben es bisher nicht getan und werden es auch jetzt nicht tun. Deshalb ist es ganz in Ordnung, wenn wir uns gemeinsam waschen.«
    »Wir… nicht…?« stammelte ich beim vergeblichen Versuch, einen rettenden Strohhalm zu ergreifen.
    »Die Einhörner würden weglaufen.«
    Einhörner! Irgendwie fiel der Groschen. Die meisten Menschen konnten sich keinem Einhorn nähern, weil diese nur kindliche Unschuld akzeptierten. Ich war alt genug, um eine allererste Ahnung davon zu erhalten, worum es in der Verschwörung der Erwachsenen eigentlich ging; aber noch nie hatte ich die Gelegenheit gehabt, die Sache näher zu untersuchen. Bis es so weit war, könnte ich mich Einhörnern nähern. So war eben ihr Verhältnis zu uns.
    Ich sprang von Eckehards Rücken und schlüpfte aus meinen Kleidern. MähreAnne und ich schwammen zusammen in dem kalten, klaren Fluß, so

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