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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchen wollte, aus dem Gestrüpp hinaus zu finden, bevor die Hände ihre Position verändern und ihr den Ausgang versperren konnten. Aber das gelang ihr auch nicht. Sie wurde nur immer weiter zurück ins Dickicht gedrängt. Je heftiger sie um einen Weg hinaus kämpfte, desto weiter wurde sie zurückgedrängt.
    Schließlich befand sich das gesamte Gliederwurzfeld zwischen ihr und dem Zauberweg, der vom Schloß des Guten Magiers fortführte. Es war Lacuna lediglich gelungen, das Dickicht in der falschen Richtung zu durchqueren.
    »Na gut, wenn du’s so haben willst«, stieß sie überrascht, aber auch fröhlich aus. Sie wandte sich entschlossen zum Schloß, nachdem sie nun die erste Prüfung bestanden hatte.
    Hinter ihr raschelten die Hände, und die Zehen scharrten in der Erde. Was waren sie verärgert! Man hatte sie hereingelegt. Zwar hatten sie erfolgreich daran gearbeitet, Lacuna jenen Weg zu verlegen, von dem sie vernehmlich behauptet hatte, daß sie ihn nehmen wollte, aber sie waren nicht schlau genug gewesen, ihren Trick zu durchschauen. Wenn der Gliederwurz soviel Grips gehabt hätte wie Finger und Zehen, wäre die Prüfung vielleicht anders ausgegangen. Aber darin bestand natürlich das Wesen dieser Aufgaben: die Schwächen herauszufinden und sie erfolgreich auszunutzen, um den Herausforderungen entgegentreten zu können.
    Jetzt stand Lacuna am Schloßgraben, in dem ein ungefähr zehn Jahre alter Junge schwamm. Eigentlich sah er ganz normal aus, bis auf sein blaues Haar. Aber, daß der Junge im Graben schwamm, ließ darauf schließen, daß sich kein Monster und auch sonst nichts Gefährliches im Wasser verbarg. Auch die Zugbrücke war heruntergelassen. Wenn das alles keine Täuschung und kein Trick war, konnte sie ohne Prüfung hinübergelangen – was ihr nur recht war, denn sie hatte keine Lust, naß zu werden.
    Vorsichtig stellte sie einen Fuß auf das Ende der Zugbrücke. Der Untergrund war fest. Dennoch könnte ein Teil der Brücke Illusion sein oder eine Falltür haben oder so etwas, daher schritt Lacuna mit quälender Vorsicht voran.
    Die schlimmsten Prüfungen waren die, mit denen man nicht rechnete.
    Dicht vor ihrer Nase flog etwas vorbei. Es sah aus wie eine Kugel aus Wasser. Sie prallte auf und klatschte auf die Uferböschung. Es war tatsächlich Wasser.
    Sie blickte in die Richtung, aus der sie gekommen war. Da stand der Junge und schöpfte schon wieder eine Handvoll Wasser, das er zu einer Kugel formte.
    »Willst du mich damit bewerfen?« fragte sie ihn.
    »Na klar, falls du versuchen solltest, den Schloßgraben zu überqueren. Mein Auftrag lautet, dich aufzuhalten.«
    »Ach so. Dann ist es also eine Prüfung?«
    »Natürlich. Nimm es nicht persönlich. Du siehst aus wie ein nettes Mädchen.«
    Es war schon lange her, daß jemand so etwas zu Lacuna gesagt hatte. Beinahe wäre sie vor Freude rot geworden. Aber jetzt ging es ums Geschäft. »Eine kleine Wasserkugel kann mich nicht aufhalten.«
    »Wie wäre es dann mit einer großen?« Er schöpfte mit beiden Armen und formte daraus eine Kugel von der Größe eines Strandballs.
    »Die kannst du nicht werfen«, wandte sie ein.
    Anstelle einer Antwort hob er den Ball auf die Zugbrücke. Er schwebte regelrecht hinauf, ohne daß der Junge sich groß abmühen mußte. So ein Kaliber konnte Lacuna natürlich von der Brücke stoßen.
    »Na gut, dann muß ich eben hindurchschwimmen oder -waten«, berichtigte sie sich.
    Der Junge strich mit einer Hand über die Wasseroberfläche. Plötzlich entstanden Wellen, die sich kreisförmig ausbreiteten und das Ufer überspülten. Er machte eine weitere Bewegung, und die Wellen wurden größer – so groß, daß Lacuna zögerte.
    »Dein Talent ist die Wassermagie«, sagte sie. »Das ist beeindruckend. Wie heißt du?«
    »Ryver.« Er planschte mit einer Zehe im Wasser. Nun, da sie sich näher kennenlernten, kam er ihr schüchtern vor.
    »Du mußt also ein Jahr Dienst für eine Antwort ableisten?«
    »Ja.«
    »Wenn ich fragen darf – warum bist du zum Guten Magier gekommen?«
    »Aber sicher darfst du fragen! Ich habe ihn um eine Antwort gebeten, denn ich will eine gute Familie finden, die mich adoptiert, weil ich ein richtiger Junge sein will und dafür eine richtige Familie brauche.«
    Überrascht fragte sie: »Was soll das heißen – ein richtiger Junge?«
    »Ich bin kein echter Junge. Ich meine, ich bin nicht aus Fleisch und Blut. Ich wurde aus Wasser erschaffen.«
    »Aus Wasser erschaffen?« Das erweckte erst

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