Höllen-Mädchen
anderen den Schlüssel, um hinauszugelangen.
»Du bist ein ziemlich tapferer Sterblicher«, wandte Dana sich an mich. »Das war ein ausgezeichneter Treffer mit dem Messer und genau das, was ich zur Unterstützung der Illusion benötigte.«
»Ich glaube, du hast tatsächlich eine Seele«, entgegnete ich. »Wenn der Schlüssel es nicht bewiesen hätte, dann die Art und Weise, wie du uns beschützt hast. Ein gewöhnlicher Dämon hätte zugesehen und darüber gelacht, wie die Wolfsspinnen uns zerreißen.«
»Stimmt. Allerdings habe ich dabei nicht an die Seelenprüfung gedacht.«
»Ich auch nicht.«
Wir lächelten uns an. Dann rief MähreAnne die geflügelten Pferde herbei, und wir machten uns auf den Weg zum Parnaß.
Wir setzten die Nachforschungen fort. Dana mußte nicht einmal meine Gestalt annehmen, um die Mänaden zu befragen. Sie benutzte einfach die äußere Form, in der sie sich am wohlsten fühlte. Und das war die einer hinreißend schönen jungen Frau. Währenddessen mußten wir im Dorf warten. Wir hätten ohnehin nicht zu den Wilden Frauen fliegen können, obwohl der Berg sich innerhalb unserer Flugdistanz befand. Die Simurgh, der riesige Urvogel, bewachte den Berg und besonders den großen Samenbaum. Sie duldete dort keine anderen fliegenden Wesen.
Die Mänaden hatten nur einen Vorzug: lasterhafte Schönheit. Offensichtlich war das erfolgreich.
Wir schlossen unsere Suche in der Gegend ab und zogen weiter. In den folgenden Wochen erwies Dana sich als zunehmend hilfreich, sowohl als Interviewer wie auch als Beschützer. Dinge, vor denen wir uns früher gefürchtet hatten, waren jetzt kein Greuel mehr, weil alle glaubten, daß uns ein Drache oder etwas Schlimmeres begleitete.
Zu gegebener Zeit kehrten wir zum Süddorf zurück, wo ich König Ebnez meinen ersten Bericht erstattete. »Obwohl es viel Interessantes in der Region von Süd-Xanth gibt, habe ich bisher keine Talente von der Güte eines Zauberers gefunden«, schloß ich.
Er nickte betrübt. »Einiges vom alten Xanth ist noch übrig geblieben. Schreibe deinen Bericht nieder und bewahre ihn auf. Die Informationen werden in Zukunft sicher von Nutzen sein. Setze deine Untersuchung fort, bis ganz Xanth durchforscht ist. Du leistest vorzügliche Arbeit.«
»Vielen Dank, Eure Majestät. Aber es gibt da noch eine andere Angelegenheit…«
»Ja, sicherlich. Möchtest du Reichtümer oder Macht?«
»Nein, nichts dergleichen! Ich erhalte, was ich wirklich möchte, und das sind Informationen. Nur muß ich sie mit den Orakelpriestern teilen, was aber keine besonderen Schwierigkeiten macht. Allerdings hat sich das Orakel für mich als nutzlos erwiesen. Nein, ich habe eine Bitte vorzutragen, von der ich fürchte, daß Ihr sie nicht gut aufnehmen werdet.«
»Ich werde mich der Mühe unterziehen«, sagte er mit einem gütigen Lächeln.
»Uns hilft eine Dämonin. Sie hat meine Bemühungen in jeder Weise unterstützt und mir mehr als einmal das Leben gerettet. Sie hat eine Seele und möchte sich davon befreien, um in den Normalzustand ihrer Art zurückzukehren. Aber um das tun zu können, muß sie Euch heiraten.«
Ebnez hatte geduldig und wohlwollend zugehört, aber an dieser Stelle fiel ihm der Unterkiefer herunter. Er mußte husten. Nach einer Weile erholte er sich. »Ich fürchte, das ist völlig unmöglich. Nicht nur, daß ich gänzlich ungeneigt bin, so spät im Leben zu heiraten, es gibt eine Vorschrift gegen die Verbindung von Dämonen mit Königen aus dem Jahre…«
»Das habe ich ihr gesagt, Eure Majestät. Aber ich habe versprochen, ihre Bitte vorzutragen, falls sie mir hilft. Und sie hat mir geholfen. Sie scheint wirklich ein sehr nettes Wesen zusein.«
»Vielleicht gibt es eines Tages einen König, der den Mut hat, das Verbot aufzuheben. Es liegt im Bereich der königlichen Vollmachten, aber ich bin nicht derjenige.«
»Ich werde es ihr sagen«, entgegnete ich, ohne überrascht zu sein.
»Warte«, sagte er auf seine majestätische Art. »Hat sie dir bei deinen Nachforschungen wirklich gute Dienste geleistet?«
»Ja. Ich fürchte, ohne ihre Hilfe kann ich meine Aufgabe gar nicht beenden.«
»Und wenn sie eine endgültige Absage erhält, hat sie keinen Grund mehr, die Arbeit fortzuführen?«
»Ja, Eure Majestät.«
»Dann wäre es nicht zweckmäßig, sie grundsätzlich zurückzuweisen. Ich werde das Verbot soweit lockern, daß ihr erlaubt ist, vor mir zu erscheinen. Aber ich werde sie nicht heiraten. Sage ihr nur, daß ich ihren Fall
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