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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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behaupten, daß ich tatsächlich litt.
    In unserer Hochzeitsnacht weihte Dana mich in sämtliche Geheimnisse der Verschwörung ein – und das in einem beängstigenden Schnellverfahren. Dabei hatte ich etwas gemischte Gefühle. Zum einen dachte ich mir: Soll das schon alles gewesen sein?, denn im Grunde gab es nicht viel zu verbergen. Eigentlich betraf das nur den unverhohlen unverhüllten Akt, mit dem man den Storch rief. Gab es keinen einfacheren Weg, das zu tun? Aber andererseits war es, als hätte ich ein Land der ewigen Wunder betreten. Ich wollte, daß sie mir das Geheimnis wieder und wieder zeigte – und das tat sie dann auch. Jetzt wußte ich, daß sie nicht geprahlt hatte, als sie von ihrer Fähigkeit sprach, einen König zu sinnesverwirrendem Glück führen zu können.
    Nach meiner Hochzeitsnacht entstand irgendwie eine Barriere zwischen MähreAnne und mir, denn nun war ich ein Mitglied der Verschwörung und sie immer noch unschuldig. Wir taten so, als hätte sich nichts geändert, aber das stimmte nicht. Die Liebe, die wir füreinander empfanden, bekam etwas Angestrengtes und begann abzukühlen, und wir konnten nichts dagegen tun.
    Als ich nach einiger Zeit als König allgemein anerkannt und nicht mehr auf ihre Hilfe angewiesen war, bat MähreAnne mich darum, in einem anderen Dorf wohnen zu dürfen. Natürlich erlaubte ich es ihr. Das war das stille Ende unserer romantischen Liebe. Es tat uns beiden weh. Damals durchlitt ich den ersten Liebeskummer, andere sollten folgen.
    Dana gab ihr Bestes, um mich zu trösten, und sie machte das sehr gut. Aber meine hintergründige Traurigkeit blieb. So zahlte ich meine Strafe dafür, daß ich König war, aber das konnte niemand anderes verstehen. Ich hatte alles, bis auf das, was ich mir am meisten wünschte: eine Beziehung zu der Frau, die ich liebte.
    Die Aufgaben eines Königs hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Verschwörung der Erwachsenen: versteckt hinter einem großen Geheimnis, viel Pracht und Glanz, war das meiste seiner tatsächlichen Ausführung doch recht gewöhnlich. Meine Pflichten bestanden vor allem darin, langfristig Entscheidungen über Angelegenheiten zu treffen, die die meisten Leute nicht verstanden und um die sie sich auch nicht kümmerten. Zum Beispiel ging es um die Regelung der Fruchtfolge, damit bewirtschaftetes Land nicht erschöpft wurde. Zum Beispiel protestierte ein alter Bauer: »Schon mein Vater hat hier unsere Kirschpasteten geerntet. Warum sollte ich mir die Mühe machen, anderswo den Boden aufzureißen und ein neues Feld anzulegen? Ich werde meine Ernte wie immer hier einbringen.« Es hatte keinen Sinn, erklären zu wollen, daß sich im Boden nur eine begrenzte Menge magischen Staubs befand, den die Pastetenbäume herauszogen. Und daß der Boden allmählich erschöpft wurde und Zeit brauchte, sich zu erholen. Da der Bauer das nicht verstehen wollte, mußte ein königliche Dekret erlassen werden. Denn wenn es der Wille des König war, würde ein Bauer die Felder wie befohlen wechseln. Diese Art von Unsinn verstand er.
    Mein Alltag wurde weitgehend von Zeremonien bestimmt. Man erwartete, daß der König bei Feierlichkeiten den Vorsitz führte, daß er feierlich den Bandwurm zerschnitt, wenn ein neuer magischer Pfad eröffnet wurde, und daß er sein Beileid übermittelte, wenn jemand gestorben war. Außerdem mußte er eine kleine Armee von Soldaten unterhalten, für den Fall, daß eine weitere Welle von Mundania herüberschwappte. Das war notwendig, auch wenn der magische Schild dafür garantierte, daß so etwas nicht geschah. In Wirklichkeit war es nicht mehr als eine Methode, jungen Männern eine Beschäftigung zu verschaffen, die keine Lust hatten, für sich selbst zu sorgen. Man steckte sie in Uniformen, damit sie wenigstens gut aussahen. Ansonsten waren sie nur nützlich, wenn es darum ging, einen herumstreunenden Drachen zu vertreiben, der Gefallen daran fand, die Dorfbewohner zu belästigen. Natürlich erkannten die Drachen bald, daß die Soldaten nach mehr aussahen, als in den Uniformen steckte. Bei einer solchen Gelegenheit war ich einmal gezwungen, selbst aufs Land zu reisen und etwas Drachensalz auf den Schwanz des Drachen zu streuen, damit er davonflog. Drachensalz war ein derart übel stinkendes Zeug, daß ich mir die Nase zuhalten mußte, als ich die Flasche entkorkte. Für den Drachen jedoch war die Wirkung noch erheblich schlimmer. Solange er den Gestank einatmete, litt er unter unkontrollierten Niesanfällen. Und

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