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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Gewitterstürme erzeugen konnte. Ich prüfte ihn gründlich, indem ich ihn bat, sowohl kleine als auch große Stürme hervorzurufen. Er tat es gern und hatte offensichtlich Spaß daran. Seine Mutter jedoch mochte es überhaupt nicht, wenn er innerhalb des Hauses Stürme freiließ. Als sie aber sah, daß der König Gefallen an ihm gefunden hatte, erfüllte sie mütterlicher Stolz.
    Bald war ich überzeugt, daß der Junge ein Talent vom Kaliber eines echten Magiers besaß. Endlich hatte ich meinen Nachfolger als König von Xanth gefunden! Er brauchte natürlich noch viel Unterricht, und es dauerte noch einige Zeit, bis er soweit war. Mir fiel ein Stein vom Herzen, weil ich jetzt wußte, daß mir diese unangenehme Aufgabe nicht ewig anhing.
     
    Dann aber ereignete sich ein außerordentlich seltsames Unglück, ausgerechnet in meinem Heimatdorf und auf dem Hof meiner Familie. Ich war umgehend nach Spaltendorf aufgebrochen, um nähere Einzelheiten von meinem älteren Bruder zu erfahren.
    »Die Ticks sind außer Rand und Band«, berichtete Humboldt. »Sie warten nicht mehr friedlich, bis sie geerntet werden und ihre eigenen Uhren erhalten, sondern sie machen sich schon vorher auf eigene Faust davon und richten überall Unheil an. Wir wissen uns nicht zu helfen. Du aber bist der Magier-König und du wirst wissen, was zu tun ist.«
    Wieder einmal kam eine furchtbar unangenehme Aufgabe auf mich zu.
    Wie sich bald herausstellte, war das Wort furchtbar noch viel zu harmlos. Vielleicht würde eine bestimme Variante des Wortes, das Dana, die Dämonin, benutzt hatte, meine Stimmung passend umschreiben, aber ein König durfte natürlich niemals so eine Abscheulichkeit von sich geben. Man stelle sich vor – es gab nicht nur einzelne mutierte Ticks, sondern bereits verschiedene Stämme! Jeder hatte viele Mitglieder, die sich allerorten, wo sie fruchtbaren Boden fanden, vermehrten. Und solchen Boden fanden sie überall in Xanth. Was einmal im Spaltendorf begonnen hatte, breitete sich schnell bis in jede Ritze und Fuge aus. Die Ticks beeinträchtigten jegliche Form menschlicher Aktivität und waren extrem lästig.
    Zuerst verbrannten wir das verseuchte Feld. Humboldt tat das äußerst ungern, doch es war die einzig sichere Methode, die mutierten Ticks an der Wurzel auszurotten. Die anderen Bauern des Spaltendorfs bekamen zu ihrem größten Ärger die Auflage, sich anzuschließen. Nach diesem Eingriff wurde ich in der Region nicht mehr als der »Gute König Humfrey« bezeichnet! Unglücklicherweise erwies sich die Aktion als völlig wirkungslos, denn die mutierten Ticks sprossen wieder hervor. Wir hatten nicht begriffen, daß sie sich bereits weit über die Nachbarschaft hinaus ausgebreitet hatten und sich nun überall in den unzugänglichen Dickichten vermehrten. Die Verseuchung war schon weit fortgeschritten.
    Daraufhin kehrte ich in das Süddorf zurück und überdachte die Angelegenheit. Dafür besaß ich eine Denkkappe, die ich auf einer meiner früheren Reisen gefunden hatte. Ich setzte sie auf und überlegte gründlich. Dabei kam eine Antwort heraus, die aber nicht einfach in die Tat umzusetzen war: Ich mußte mich auf jeden Stamm der Ticks gesondert konzentrieren und jeweils eine eigene Methode entwickeln, um sie auszurotten. Der Vorgang konnte Jahre dauern, aber ich war der König und deshalb dafür verantwortlich.
    So beschloß ich, einen der wild wuchernden Ticks zu fangen und nach Hause mitzunehmen. Ich wollte ihn studieren und herausfinden, wie ich mit seiner Variante fertig werden konnte. Deshalb besorgte ich mir eine Anzahl Gefäße und ein Netz von jener Sorte, wie es auf Tickfarmen benutzt wurde. Schließlich bestieg ich mein bewährtes geflügeltes Pferd Peggy. Sie war ein Erbe aus meiner Verbindung mit MähreAnne, die ihr befohlen hatte, solange bei mir zu bleiben, wie ich sie brauchte. Und das tat ich wahrlich in diesem Fall. Wir kamen sehr gut miteinander aus. Vielleicht übertrugen sich die Gefühle, die ich noch für MähreAnne hegte, auf die Mähre – das war wohl der Grund, weswegen auch sie gern bei mir blieb. Vielleicht war sie aber auch einfach nur ein besonders nettes Exemplar. Technisch gesehen war sie ein geflügeltes Monster, aber alles, was im technischen Sinne stimmte, war noch lange nicht die Wahrheit.
    Wir flogen zum Hof zurück, weil ich der Meinung war, daß sich dort die meisten Ticks zusammengerottet hatten. Dann kämmte ich das Gebiet ab, hielt Ausschau nach einem wilden Tick und wurde

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