Höllen-Mädchen
er atmete es ein, solange noch etwas davon an seinem Schwanz klebte. Um es loszuwerden, mußte er deshalb letztendlich seinen eigenen Schwanz abfackeln. Das hatte zur Folge, daß er gezwungen war, sich für ein oder zwei Monate zur Heilung zurückzuziehen. Erfahrene Drachen flohen schon, wenn sie die Flasche nur sahen. Die Dörfler jedoch hielten diese Flucht für einen Beweis meiner magischen Kräfte. Nur ich wußte es besser.
In Wirklichkeit aber hatte ich selbst bald die Nase gestrichen voll. Und die Dämonin Dana konnte mich nur solange ablenken, wie ihre Ablenkungen mich erfreuten. Deshalb reiste ich unter dem Vorwand, mein Königreich inspizieren zu wollen, durchs Land. Eigentlich aber nahm ich die Suche nach Wissen wieder auf, sammelte auf meinen Wegen allerlei Merkwürdigkeiten und fügte sie meiner ständig wachsenden Sammlung hinzu. Das hatte zur Folge, daß zu meiner Freude auch meine Macht als Informationsmagier immer mehr wuchs. Überall im Königreich hörte ich mir die Beschwerden der Dorfbewohner an und tat, was ich konnte, sie zu lindern. Es überraschte mich, als Dana, die sich gern unsichtbar machte und heimlich über die Dörfer flog, um dort den Unterhaltungen zu lauschen, mir berichtete, daß ich allgemein als der ›Gute König Humfrey‹ bezeichnet wurde. In Wirklichkeit brachte ich nicht viel zustande, aber ich hörte zu und gab Antworten. Offensichtlich war das mehr, als das Volk gewohnt war.
In einem Dorf entdeckte ich einen jungen Mann, der sehr aufgeweckt wirkte. Genau wie ich hegte er eine Leidenschaft für Wissen, doch im Gegensatz zu mir machte er sich nicht viel aus Magie. Die Informationen, nach denen er sich sehnte, waren historischer Art. Er wollte alles wissen, was in den Zeitaltern Xanths geschehen war. Sonst hatte niemand Interesse daran. Nun ja, ich interessierte mich dafür! »Ich ernenne dich zum königlichen Historiker«, sagte ich schließlich zu ihm. »Befrage die Leute über die Geschehnisse der Vergangenheit und stelle alles, was du erfährst, für das königliche Archiv zusammen.« Das war ungefähr das, was König Ebnez für mich getan hatte. Sein Auftrag, alle Talente aufzuzeichnen, war eine großartige Beschäftigung gewesen. Es war wirklich zu schade, daß es mir damals nicht gelungen war, einen Magier zu finden, der den Thron besteigen durfte! »Übrigens, wie ist eigentlich dein Name?«
»E. Timber Bram«, antwortete er.
So kam es, daß Bram etwas in Angriff nahm, was sich als außerordentlich umfangreiche Aufgabe erweisen sollte. Er schrieb die geschichtlichen Daten Xanths nieder, die hier Verwendung fanden. Nach seiner Rechnung wurde ich im Jahre 952 König, im zarten Alter von neunzehn Jahren. Das gefiel mir. Ich würde alle Daten der folgenden Ereignisse in meinem Leben aufzeichnen. Außerdem schuf Bram damit eine Art Rahmen, den es vorher nicht gegeben hatte. Ich war stolz darauf, daß ich es angeregt hatte, wußte aber, daß sich niemand sonst dafür begeistern konnte. Die Leute hatten sehr wenig für trockene Daten übrig, daß sogar die Aufgabe, den Ferienkalender zu führen, zu guter Letzt den Ogern zugeschoben wurde – denn die waren einfach zu dumm, sich davor zu drücken. Glücklicherweise wagte es keiner, mit den Ogern über irgendwelche Fehler zu diskutieren, und deshalb gab es wenig Beschwerden.
Nach ungefähr zwei Jahren meines Daseins als König hatte Dana eine Neuigkeit für mich. »Ich habe versucht, es zu verhindern, Humfrey, aber du bist einfach zu gesund.«
»Natürlich bin ich gesund«, antwortete ich. »Ich bin doch in die Heilquelle gefallen. Wenn ich irgend etwas getan habe, womit du nicht einverstanden bist, dann sag es mir, und ich werde es ungeschehen machen.«
Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Das kannst du nicht ungeschehen machen. Wir haben den Storch endlich um ein Baby gerufen.«
»Nun ja, wir haben ihn ja auch einige hundert Male gerufen«, bemerkte ich trocken. »Da wird er uns wohl irgendwann gehört haben.«
»Dämonen können diese Rufe normalerweise sehr gut dämpfen«, informierte sie mich, »und genau das habe ich versucht.«
»Aber warum denn?« wollte ich wissen.
»Weil ich länger bei dir bleiben wollte.«
»Du kannst solange bei mir bleiben, wie du möchtest! Ich war immer froh über deine Gesellschaft, und ich freue mich auf viele weitere gemeinsame Rufe.«
»Aber ich fürchte, die Lieferung des Storchs wird alles komplizieren.«
»Ich werde Vater sein, und du Mutter. Das sind doch wunderbare
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