Höllen-Mädchen
verwundet war, hatte ich ihr geholfen und die Notwendigkeit verstanden, warum sie ihre Unschuld wahrte. Deshalb erschien mir die Liebe zwischen uns ganz natürlich zu sein. Aber die Dämonin war ein Wesen, das so attraktiv aussehen konnte, wie es wollte. Selbst einen König vermochte sie zu beeindrucken. Warum sollte sie sich aus mir etwas gemacht haben? »Wann hast du – ich meine, es muß doch irgendeinen Anlaß für dich gegeben haben…?«
»Es begann, als wir zusammen gegen die Wolfsspinnen kämpften«, erklärte sie. »Wir haben so viel gemeinsam auf die Beine gestellt! Du hast immer gewußt, was zu tun war und bist sehr klug vorgegangen. Du hast mir geholfen, jeweils die richtige Gestalt zu wählen. Erst durch deinen Mut konnte ich wirksam handeln. Ich habe mich dabei wirklich gut gefühlt. Das war wunderbar, denn vorher kannte ich kein Gefühl. Ich hatte mich niemals gut oder schlecht gefühlt. Und zum Schluß sagtest du, ich hätte eine Seele, auch wenn das in der Hitze der Schlacht nicht zu merken gewesen war. Und dann haben wir uns angelächelt. Nie zuvor hatte ich einen Mann ohne Hintergedanken angelächelt und niemals ein Lächeln von jemandem geschenkt bekommen, der nicht nur auf meinen Körper aus war. Zwischen uns bestand nur reines Verständnis und wirkliche Kameradschaft. Das war ein einzigartiges Erlebnis. Immer wenn ich später in deiner Nähe war, hatte ich das gleiche wunderbare Gefühl. Ist das nicht Liebe? Ich habe einfach nicht genug Erfahrung, um es richtig zu beurteilen.«
Sie war auf ihre Art unschuldig. In ihrem Wissen um die materielle Welt war sie uralt – aber noch völlig jung in der Liebe. Das bestärkte mich in meinem Entschluß, denn ich brauchte wirklich eine Frau. »Einverstanden. Ich werde dich heiraten.« Zwar war ich mir nicht völlig sicher, ob das klug gewesen war, weil ich immer noch einiges über Könige in der Verbindung mit weiblichen Dämonen zu lernen hatte, doch von ihrer Seite stand dem nichts entgegen, und sie war es wirklich wert.
»Oh, Humfrey, ich danke dir!« rief sie erfreut. »Darf ich dich jetzt küssen?«
»Fangt schon an«, warf MähreAnne barsch ein. »Ihr seid ja jetzt verlobt.«
Sie hatte mir zwar geraten, eine andere zu heiraten, hegte aber offensichtlich immer noch Gefühle für mich. Die Befriedigung, die ich dabei verspürte, beschämte mich ein wenig.
Dana trat an mich heran und legte mir die Arme um die Schultern. Sie war größer als ich, aber das war MähreAnne auch gewesen. Dann kam ihr Gesicht ganz dicht an mich heran, und ihre Lippen berührten die meinen. Sie küßte mich. Das war ein wahnsinniges Erlebnis! Ich hatte früher zwar schon MähreAnne geküßt und es auch gemocht, aber jetzt wußte ich, daß unsere Küsse noch voller Unschuld gewesen waren. Danas Kuß dagegen war ungemein erfahren. Die Liebe mochte für sie etwas Neues sein, aber ihre körperlichen Ausdrucksformen waren ihr sehr vertraut. Wie ich entdeckte, hatte sie nicht nur bemerkenswert weiche und bewegliche Lippen, sie besaß auch eine Zunge. Ich hatte mir nie vorstellen können, daß man eine Zunge auf diese Art und Weise gebrauchen konnte. Dabei preßte sie ihren Körper an mich und ihre… ihre Vorderseite brachte meine Vorderseite zum Prickeln. Langsam bekam ich eine leise Ahnung davon, welche Genüsse sie einem König verschaffen konnte. Meine letzten Zweifel schwanden.
Ich wuchs zwar in die neue Regentschaft hinein, aber es war von den wahrscheinlich üblichen Unannehmlichkeiten begleitet: Es folgte eine Zeremonie, die von der schloßeigenen Dienerschaft durchgeführt wurde. Von nah und fern strömte das Volk herbei, um mir Ehrerbietung zu zollen und meine Weisungen zu empfangen. Eine neue Robe wurde für mich angefertigt, und man veränderte die Krone, bis sie auf meinen Kopf paßte. Doch niemand stellte meine Beglaubigung als Magier in Frage. Offensichtlich akzeptierten sie alle König Ebnez’ Urteil. Vielleicht stimmten sie mit ihm darin überein, daß irgend jemand König zu sein hatte, und wenn kein Magier zur Verfügung stand, so mußte eben einer vorgetäuscht werden. Doch mir bereitete dieser Aspekt Sorgen.
MähreAnne verhalf mir in dieser Hinsicht zu einer nüchternen Einschätzung. Sie hielt sich immer in meiner Nähe auf, denn als König mußte ich mit angemessenen Reittieren ausgestattet sein; und ihre Fähigkeit im Umgang mit allen pferdeähnlichen Wesen war von unschätzbarem Wert. Als sie mir einmal eines der wenigen echten Pferde in Xanth
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