Höllen-Mädchen
vorführte, fanden wir Gelegenheit zu einem privaten Gespräch.
»Ich fühle mich schuldig«, begann ich.
»Meinetwegen? Das braucht du nicht. Du hast mich gebeten, deine Frau zu werden, und ich habe abgelehnt. Die Dämonin ist eine gute zweite Wahl.«
Da hatte sie recht. »Ich danke dir, auch für das, was du zu meiner Qualifikation gesagt hast. Du weißt, daß ich kein Magier bin. Vielleicht habe ich überhaupt kein magisches Talent.«
»König Ebnez hat gesagt, daß du der Magier der Information bist. Das Wort des Königs ist Gesetz in Xanth. Deshalb bist du, was er gesagt hat. Du kannst es nicht einfach ändern, nur weil er tot ist.«
»Ja, aber er brauchte wohl jemanden, der sein Lebenswerk fortsetzt.«
»Willst du das denn nicht?«
»Doch, ich bin dazu bereit und gebe mein Bestes. Aber es läuft alles so verdächtig glatt! Ich glaube an die Wahrheit, und die Wahrheit ist…«
»Die Wahrheit ist, daß du noch nicht weißt, über welche Gaben du verfügst. Du bist klug und wißbegierig, und zwar auf allen Gebieten. Im Laufe deiner Suche hast du mehr wichtige Informationen und nebenbei noch mehr Flaschen mit magischen Inhalten gesammelt als irgend jemand zuvor. Die Folge davon ist, daß du tatsächlich mehr Macht besitzt, als König Ebnez jemals innehatte. Wenn du zum Beispiel hungrigen Leuten zu essen geben willst und dazu die Anzahl der verfügbaren Äpfel brauchst, so läßt du nur deinen Summierer aus seiner Flasche heraus, und das Insekt wird die Summe in Nullkommanichts ermitteln – und die Zahl wird ganz genau stimmen. Und wenn eines der Ungeheuer unterm Bett zu groß wird und einen neuen Wohnplatz braucht, aber nicht unterm Bett herauskommen kann, weil ihm selbst das Sternenlicht in der Nacht zu hell ist, dann kannst du das Dunkellicht rufen, das du im nördlichen Xanth gefunden hast. Du hast damit die Möglichkeit, die Nacht zu verfinstern und es so dunkel zu machen, daß das Ungeheuer unter ein größeres Bett umziehen kann. Niemand sonst und niemand zuvor hat in diesem Licht ein derartiges Potential erkannt. Und wenn eine Jungfrau einen Mann liebt und dieser ihre Liebe nicht erwidert, so brauchst du der Maid nur ein paar Tropfen aus der Liebestrankflasche zu geben. Denn du bist klug genug gewesen, etwas von der Liebesquelle mitzunehmen, in die wir damals beinahe gestolpert wären. Doch selbst wenn das geschehen wäre, hätte das nichts geändert, denn wir waren bereits verliebt.« An dieser Stelle unterbrach sie sich. Vielleicht kämpfte sie gerade wieder mit dem Problem ihrer Unschuld. Das kannte ich schon. »Das alles hängt damit zusammen, daß du ständig auf der Suche nach Wissen warst. Nur auf diese Weise hast du so viel erreicht. Wer wollte bestreiten, daß genau dies dein magisches Talent ist?«
»Aber jeder kann doch nach solchen Dingen suchen!« widersprach ich lahm.
»Aber nur wenige können sie finden. Du findest nicht nur das, wonach du suchst, sondern du findest sogar das, wonach du nicht suchst und erkennst sofort die darin liegenden Möglichkeiten. Vielleicht handelt es sich sogar um ein kaum wahrnehmbares Talent, doch wer will behaupten, daß ein Talent immer offensichtlich sein muß? Vielleicht warst du früher kein Magier, jetzt aber bist du einer. Und so wird es auch in Zukunft sein, solange andere daran glauben.«
Was sie sagte, war ungeheuer einleuchtend – jedenfalls für eine so unbedarfte Person wie mich. »Dennoch… «, versuchte ich einen letzten Einwand.
»Kannst du beweisen, daß du kein Magier bist?« beharrte sie.
Ich gab auf. Das konnte ich nicht. Von nun an war ich der Informationsmagier, und meine Skrupel mußten sich ein anderes Zuhause suchen.
Begeistert bestieg ich das feurige Roß, das sie mir gebracht hatte. MähreAnne befahl dem Tier, dafür Sorge zu tragen, daß ich vor dem Volk eine stattliche Erscheinung abgab. Erstaunlich, wie mein Erscheinungsbild sich änderte, sobald ich im Sattel saß. Ich hatte tatsächlich etwas Königliches an mir!
Dana verschaffte mir den Zugang zu einem ganz anderen Bereich der Wirklichkeit. Wir wurden mit geziemendem Pomp verheiratet. Sie war so schön, wie nur eine höllische Frau schön sein konnte. Ich liebte nach wie vor MähreAnne und wünschte mir, daß sie die Brautschleppe trüge. Aber die Gewißheit um Danas Liebe war ein nicht zu verachtender Ausgleich. Außerdem war ich wirklich neugierig auf die Genüsse, die hinter der Verschwörung der Erwachsenen zu vermuten waren. Kurz gesagt, man konnte nicht
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