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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schönheit vor Augen kam, schaltete der Verstand sich vollständig aus. Ein Mann war kaum daran interessiert, was im Kopf einer solchen Frau vor sich ging. Ganz im Gegenteil, er bevorzugte ihn mehr oder weniger leer. Eine Dämonin war dazu fähig, den üppigsten Körper zur Schau zu stellen und dabei völlig geistlos zu sein.
    Ich hatte König Gromden für einen Narren gehalten, doch nun erkannte ich, daß auch er bloß ein Mann gewesen war.
    Es war schon seltsam, wie Schloß Roogna so völlig von der Bildfläche verschwinden konnte, wo es doch so berühmt gewesen war. Es schien beinahe so, als ob irgendeine Macht es vergessen machen wollte. Aber wer würde etwas gegen das Wissen um ein Schloß einzuwenden haben? Außer er befürchtete, es könnte in der Abwesenheit des regierenden Königs geplündert werden. Nun gut, ich wollte nicht plündern; ich wollte es bloß aufsuchen.
    Es mußte sich irgendwo südlich von dem… dem… irgendwo südlich vom Mittelpunkt Xanths befinden. Wenn ich es richtig verstand, lag es nicht allzu weit entfernt von der Westpalisade, weil das die Stelle war, wohin König Yang gegangen war. Den Gerüchten zufolge war er nicht weit gekommen. Aber Yang war ein Magier der Zaubersprüche gewesen. Er sollte die Fähigkeit gehabt haben, mit Hilfe einer Formel die gesamte Strecke quer durch Xanth zu überbrücken – aber darin war man sich nicht so sicher.
    Irgend etwas an dieser Gedankenkette fuchste mich. Es lag in meiner Natur, derartige Ungereimtheiten aufzudecken. Schließlich konnte es die Ankündigung von etwas Aufregendem bedeuten. Yang? Nein, das war nicht die richtige Spur. Die andere Seite von Xanth? Nein, auch nicht. Südliches Xanth? Schon eher. Südlich wovon? Ich konnte mich nicht erinnern.
    Und genau das war es. Ich hatte ganz Xanth durchforscht. Wie war es also möglich, daß ein bestimmtes Gebiet davon einem weißen Fleck in meinem Kopf glich? Ich konnte mich nicht erinnern, jemals in der Mitte Xanths gewesen zu sein. Dennoch mußte ich mich dort viele Male aufgehalten haben. Ich hatte dort sogar als Kind gelebt. Wie konnte ich es nur vergessen haben? Doch der Fleck blieb weiß: ich erinnerte mich beim besten Willen nicht daran, wo ich als Kind gelebt hatte.
    »Peggy, flieg Richtung Norden«, befahl ich meinem geflügelten Pferd.
    Sie wendete elegant in der Luft und hielt sich nordwärts. Wie es meiner Gewohnheit entsprach, grübelte ich während des Fluges weiter. Hatte es vielleicht etwas mit dem allgemeinen Vergessen von Schloß Roogna zu tun, daß ich mich nicht an die Mitte von Xanth erinnern konnte?
    Bald überflogen wir eine riesige Schlucht. Erstaunlich! Wie konnte es hier so etwas geben, und ich wußte nichts davon? Das riesige Ding in der Landschaft konnte man kaum als neu bezeichnen; an seinen Rändern und unten in der Tiefe wuchsen Bäume. Nanu, eigentlich mußte es unmöglich sein, angesichts eines solch gewaltigen natürlichen Hindernisses Xanth der Länge nach zu durchreisen! »Peggy, erinnerst du dich an diese Spalte?« fragte ich sie.
    Sie schnaubte ein Nein.
    Aber langsam dämmerte es mir. Mein Heimatdorf lag auf ihrer Nordseite. Dies war die… die… die Spaltenschlucht! Es hatte sie hier schon immer gegeben oder es war so… niemand, der hier nicht lebte, vermochte… es lag ein Vergessensbann auf ihr! Erst jetzt, da ich mich hier an diesem Ort befand, entdeckte ich mein verlorenes Wissen. Sollte ich die Spaltenschlucht zurücklassen, so würde ich die Erinnerung daran wieder verlieren.
    Gut, damit ließ sich leben. Ich zog Notizbuch und Schreibstift hervor und notierte: Spaltenschlucht quer durch Zentral-Xanth, Vergessensbann. Das nächste Mal, wenn ich mich daran erinnern wollte, mußte mir diese Notiz weiterhelfen.
    Aber nun, da ich mich wieder erinnern konnte, erkannte ich, daß das nichts mit dem Verschwinden von Schloß Roogna zu tun hatte. Die Spaltenschlucht war für meine Suche nicht weiter von Bedeutung. So fügte ich hinzu: Schloß Roogna, keine Verbindung mit Spaltenschlucht.
    »Wende dich wieder nach Süden, Peggy«, forderte ich sie auf, und das Pferd folgte bereitwillig. Peggy war das einzige Erinnerungsstück an MähreAnne, aber dafür ein sehr stattliches. Nachdem MähreAnne mich verlassen hatte, habe ich mich nie nach ihr erkundigt. Auf diese Weise versuchte ich mir die liebevollen und unschuldigen Erinnerungen zu bewahren. Vielleicht war sie nach neunzehn Jahren nicht mehr so hübsch, und auch ihre Unschuld mochte gelitten haben. Aus

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