Höllen-Mädchen
sie, wie sie waren. Die Unterscheidung zwischen den An-Ticks und den Go-Ticks war nicht einfach, aber dennoch mußte es einen deutlichen Unterschied zwischen ihnen geben. Schließlich fing ich einen Charakteris-Tick ein, der mir dabei half, diesen Unterschied zu finden. Es stellte sich heraus, daß die einen mehr im Süden auftraten und viel später erst die anderen im Norden Xanths. Aber letztlich zählten beide zum Stamm der Stilis-Ticks.
Je mehr Ticks ich behandelte, desto schwieriger wurde es, die übriggebliebenen aufzuspüren und zu fangen. So zog ich Monate durchs Land, bis ich zu den Germanis-Ticks vordrang. Ich ließ sie unbehandelt, weil sie erfreulich unbedarft waren. Überall, wo fröhliche Menschen lebten, fand ich in ihrer Nähe die harmlosen Lus-Ticks, auch sie brauchten keine Behandlung. Ich konnte nicht herausfinden, ob die Lus-Ticks sich zu den fröhlichen Menschen hingezogen fühlten, oder ob die Menschen von ihnen beeinflußt wurden. Das war mir auch nicht weiter wich-tick, denn gegen das Lachen habe ich noch nie etwas gehabt.
Als ich endlich den letzten Tick behandelt hatte, schlug ich Kapriolen und schoß vor Freude koppheister herum. »Hurra, ich hab’s geschafft!« hörte ich eine zarte Stimme rufen.
»Nanu, wer spricht da?«
»Du hast mich übersehen! Statt dessen habe ich dich erwischt. Ich bin der Eksta-Tick!«
Es macht mir jetzt nichts mehr aus, diesem falschen Tick seinen kleinen Sieg zuzugestehen.
Endlich kehrte ich wieder zu meinen alten Gepflogenheiten zurück und stellte fest, daß bereits sechzehn Jahre vergangen waren. Mein Sohn Dafrey war nun siebzehn Jahre alt und arbeitete als Assistent von E. T. Bram. Meine Frau Taiwan hatte beachtlich zugenommen, und die Schmuckstücke, die sie in ihrer Freizeit angefertigt hatte, konnte man nun überall in Xanth finden. Der Sturmmagier war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt, und seine Macht hatte ihre volle Stärke erreicht.
Nun konnte ich abdanken. Ich war nie gern König gewesen und froh über einen richtigen Magier als legitimen Nachfolger.
Ich besuchte den Sturmmagier. »Jetzt bist du dran«, erklärte ich ihm. »Ich steige aus!«
Er akzeptierte das mit beachtenswertem Anstand. Dann trafen wir die nötigen Abmachungen für die ordnungsgemäße Übergabe der Macht. Er zog es vor, im Norddorf zu bleiben, wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Der einzige Grund, aus dem ich im Süddorf geblieben war, bestand darin, daß sich niemand an meine Erlasse erinnert hätte, wenn ich ins Spaltendorf umgezogen wäre. Das lag daran – nun ja, ich habe es vergessen. Aber ich bin sicher, daß es irgendeinen guten Grund dafür gab. Eigentlich war ich davon ausgegangen, daß die Matrone Taiwan mich auf dem Weg in die Namenlosigkeit begleitete, mußte mich aber vom Gegenteil überzeugen lassen. »Aber alle meine Freunde leben doch hier!« protestierte sie. »Du kannst nicht verlangen, daß ich mich von ihnen trenne!«
Ich fügte mich der Überzeugungskraft ihrer Logik, und wir lösten unsere Ehe auf. Nicht, daß es mir das Herz brach. Wir waren zwar ganz gut miteinander ausgekommen, aber wir hatten nur wenige gemeinsame Interessen. Außerdem hatte ich jetzt kein kleines Kind mehr, das versorgt werden mußte. Also trug es sich zu, daß ich die Krone an den Nagel hängte und allein meiner Wege zog. Nun ja, nicht ganz allein. Peggy, mein treues geflügeltes Pferd, meinte, daß ich noch immer jemanden brauchte, der auf mich achtgab, und begleitete mich. Ich wußte ihre Loyalität ehrlich zu schätzen – denn so war es viel bequemer zu reisen.
7
ROOGNA
Anfangs war ich froh darüber, von der Verantwortung für das Königreich entbunden zu sein. Das hielt ungefähr sieben Minuten an. Doch gleichzeitig war ich bedrückt, da ich auch von der Ehe entbunden war und mich doch so sehr daran gewöhnt hatte, von einer Frau umsorgt zu werden. Das hielt ungefähr neun Minuten an. Danach langweilte ich mich.
So beschloß ich, etwas Unterhaltsames zu tun, zu dem ich bisher niemals Zeit gefunden hatte: ich wollte das verschollene, legendäre Schloß Roogna finden. Es war aus der überlieferten Geschichte verschwunden, nachdem König Gromden verstorben und König Yang wegen seiner dämonischen Liebe dort ausgezogen war. Ich verstand nun, mehr als mir lieb war, wie dieses Unglück geschehen konnte.
Es galt als feststehende Tatsache, daß der Verstand eines durchschnittlichen Mannes schwand, sobald er eine durchschnittliche Frau zu Gesicht bekam. Wenn ihm aber eine
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