Höllen-Mädchen
ich mit dem Netz einen Kri-Tick ein, und der war wirklich eine Herausforderung!
»So, du bist also der Schwachkopf, der sich für einen richtigen König hält«, schimpfte er los. Es wäre mir wirklich lieber gewesen, wenn gerade dieses Exemplar nicht meine Sprache gesprochen hätte! »Das war eine verabscheuungswürdige Tat! Wie bist du bloß auf den Einfall gekommen, Xanth regieren zu wollen?! Ich könnte das viel besser, sogar mit nur drei Beinen und einem nach hinten gebundenen Fühler. Eigentlich kann ich es nicht begreifen, warum man nicht mich zum König berufen hat, denn ich bin dir doch weitaus überlegen, du armselige Ausrede von einem Zwerg.«
Da hatte ich nun einen, den man wirklich zum Verstummen bringen mußte! Aber die alte Mischung aus Elixieren, Ölen und Lösungen hatte bestimmt wenig Wirkung auf ihn. Er kritisierte die Mischung voller Verachtung. »Ich könnte ein besseres Gebräu zustande bringen als das!« behauptete er.
»Na gut, dann mach es doch«, schlug ich vor und gab ihm die Bestand teile.
Aber er weigerte sich. »Ich werde meine Füße doch nicht mit gewöhnlicher Arbeit beschmutzen. Ich lehne es grundsätzlich ab, irgend etwas Sinnvolles zu tun. Ich habe die Aufgabe, anderen zu erklären, wie unfähig sie sind – und vor allem dir.«
Mit etwas Mühe konnte es mir durchaus gelingen, diesen Kerl nicht zu mögen. Er hatte offensichtlich ein Einstellungsproblem. Natürlich dachte er, daß nicht er, sondern das übrige Xanth ein Problem hätte, und er war nicht bereit, irgendeine andere Einstellung zu akzeptieren. Die einzigen abweichenden Sichtweisen, die er nicht kritisierte, waren seine eigenen.
Ich befürchtete, daß ich ein oder zwei Blutgefäße zerschlug, bevor ich eine Formel fand, die diesen Kri-Tick zum Verstummen brachte. Vier Tage lang beschimpfte er mich wegen aller möglicher Dinge, die sein abwegiger kleiner Verstand sich nicht vorstellen konnte. Wenn ich nicht bereits gewußt hätte, daß die Ticks zu den Weckern gehörten, dann hätte ich es spätestens jetzt begriffen, nachdem er mir so lange auf den Wecker gefallen war. Zu guter Letzt brachte ich eine Polierpaste zustande, welche die Kri-Ticks in Eros-Ticks verwandelte. Etwas Besseres gelang mir nicht. Dann ließ ich ihn frei, weil ich wußte, daß er so seine Vettern – und die wieder alle anderen – anregte, die mit ihnen in Berührung kamen; bis aus allen Möchtegern Kri-Tickern glanzvolle Ero-Ticker geworden waren. Das war zwar nicht optimal, aber es war eine reichlich harte Nuß zu knacken gewesen.
Rein zufällig erfuhr ich Jahre später, daß einige Kri-Ticks nach Mundania verschlagen worden waren, bevor sie in Ero-Ticks umgewandelt werden konnten. Dort breiteten sie sich rücksichtslos aus, und bald war das gesamte Mundania von ihnen verseucht. Dort hatten sie keine natürlichen Feinde, aber sie gaben ihr Bestmögliches, um sich das übrige Mundania zu Feinden zu machen. Mir kam kürzlich zu Ohren, daß sie damit beträchtlichen Erfolg hatten.
Der nächste Tick, den ich einfing, war ein Roman-Tick. Ich überlegte mir die Sache und ließ ihn schließlich unbehandelt wieder frei. Ich glaubte nicht, daß Xanth durch den Einfluß dieser Ticks Schaden erleiden konnte.
So ging es weiter, von einem Tick zum nächsten Tick. Es gab viele Sorten: Die Poli-Ticks, die andere mit ihren Ambitionen ansteckten. Die Gramma-Ticks, die mit langen Gesichtern steif herumstanden. Die Poe-Ticks, die überall ihre eigenbrötlerischen Gedanken verbreiten wollten. Die Drama-Ticks, die noch schlimmer waren und aus jeder Mücke einen Elefanten machten. Keinen von ihnen würde man vermissen! Einige weitere waren recht amüsant, aber mehr oder weniger harmlos, wie beispielsweise die Plas-Ticks und Elas-Ticks. Die Gymnas-Ticks allerdings gehörten zu den beweglichsten, genauso wie die Akroba-Ticks. Die Kniffligsten waren die Arithme-Ticks, und auch die Problema-Ticks waren nicht einfach zu behandeln. Aber die wildesten waren die Erotema-Ticks, die mich vor eine schier unlösbare Frage stellten. Ganz im Gegenteil dazu die Anglis-Ticks und die Seman-Ticks, die mich reichlich langweilten. Es war völlig zwecklos, sich mit den Dogma-Ticks streiten zu wollen oder gar zu versuchen, die Sta-Ticks zu Fall zu bringen. Die geheimnisvollsten waren sicherlich die Gnos-Ticks. Einige waren nur Unsinn, besonders in den Augen der Kinder, wie die Mathema-Ticks und die E-Ticks. Mit Hilfe der Op-Ticks konnten die Leute besser sehen, deshalb ließ ich
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