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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sturheit zahlte sich aus, weil der Widerwille nach einer Weile nachließ. Es war, als ob ich in kaltes Wasser eintauchte: der erste Schock war das Schlimmste. Noch immer fühlte ich mich unbehaglich, aber es war zu ertragen. Ich nahm es auf die leichte Schulter und setzte meinen Marsch fort.
    Plötzlich stieß ich auf etwas Ungewöhnliches. Eine Schnecke raste quer über eine Lichtung. Dann sah ich eine zweite, die sich fast genauso schnell bewegte. Wie seltsam! Noch nie hatte ich so schnelle Schnecken gesehen. Dann begriff ich, daß hier wohl das seltenste aller Sportereignisse ablief: ein Querfeldeinrennen von Schnecken! Normalerweise sah ein Mensch sich so etwas nicht vom Start bis zum Ziel an, es sei denn, er wurde dazu genötigt, beispielsweise als Bestrafung. Aber diese hurtigen Schnecken bewältigten die Strecke in einem Bruchteil der Zeit, die gewöhnliche Schnecken dafür brauchten.
    Es dämmerte, und einen Augenblick später war es in dieser Region dunkel wie in der Nacht. Sogar Sterne leuchteten auf und zogen am Himmel ihre Bahn. Sie wanderten zur anderen Seite des Firmaments, wo sie zur Ruhe kamen. Danach stieg wieder die Sonne auf.
    Etwas nagte an meinem Verstand.
    Langsam formte sich in mir die Frage: warum bewegte sich alles so schnell?
    Und ebenso langsam entstand die Antwort: weil ich mich verlangsamt hatte.
    In derselben Zeit, die ich brauchte, um zu Boden zu sehen, bewegte die Sonne sich um ein Viertel ihrer Bahn weiter. Sicherlich war ich gerade auf einen Zeitpunkt getreten.
    Die Welt ringsum schritt mit ihrer normalen Geschwindigkeit voran. Nur für mich hatte es den Anschein rasender Geschwindigkeit, weil sich mein Standpunkt verändert hatte.
    Der Abwehrzauber hatte mich nicht aufhalten können. Doch nun begegnete ich einer anderen Art von Magie. Jemand hatte Zeitpunkte in diesem Gebiet ausgelegt, und ich war dummerweise auf einen getreten. Ich konnte sie natürlich wieder verlassen, aber das nahm sehr viel Zeit in Anspruch. Währenddessen konnte mich jede Art von Unglück ereilen.
    Entweder versuchte ich umzukehren oder vorwärts zu gehen, um meinen augenblicklichen Zeitpunkt zu verlassen. Vor mir lagen dreimal so viele Zeitpunkte. Sie würden mich noch lange aufhalten. Doch sollte ich mich zurückziehen, würde ich dieses Hindernis wieder vor mir haben.
    Glücklicherweise trug ich das Gegenmittel bei mir. Während meiner damaligen Forschungsreisen durch Xanth und meiner Zeit als König hatte ich viele nützliche Dinge gesammelt. Eine stattliche Auswahl davon befand sich in meinem Bündel.
    Ich griff über die Schulter und fischte nach einer kleinen Flasche. Obwohl ich mich beeilte, wurde es über dem Land zweimal dunkel und wieder hell. Ich entnahm der Flasche einen Augenblick und warf ihn zwischen meine Füße. Dadurch wurde der Zeitpunkt aufgehoben, so daß ich unmittelbar nach vorn treten konnte.
    Aber ich hatte drei Tage verloren. Zum Glück mußte ich keinen festen Fahrplan einhalten, jedenfalls soweit ich es beurteilen konnte. Ich war auch nicht hungrig, weil sich meine Verdauung ebenfalls verlangsamt hatte. Doch nun würde ich vorsichtiger vorgehen müssen.
    Jetzt zweifelte ich kaum mehr daran, daß ich mich in der Nähe von Schloß Roogna befand. Mir fiel ein, daß König Roognas Talent darin bestanden hatte, aus allem Magie zu machen. So nutzte er alle möglichen Dinge zur Verteidigung seines Schlosses. Seine Fähigkeiten ähnelten denen des späteren Königs Ebnez, nur daß Roogna mit lebendiger Magie umging, während Ebnez unbeseelte Magie einsetzte. Natürlich erforderten Zeitpunkte keine Veränderung; sie mußten einfach nur ausgelegt werden – und schon wirkten sie. Ich wagte es kaum, mir vorzustellen, wie der König sie hierher gebracht hatte, so weit von ihrem natürlichen Vorkommen entfernt. Jedenfalls hätten sie beinahe meine Ankunft verhindert.
    Auf ging’s. Zeit spielte im Grunde keine Rolle, aber Peggy wartete sicherlich ungeduldig auf meine Rückkehr. Ich erinnerte mich daran, daß ich mit MähreAnne vor langer Zeit einmal die Nacht in einen Werhaus verbracht hatte und wir erst nach einer längeren Reise wieder freikamen. Tatsächlich waren wir quer durch äh… durch… ich weiß nicht mehr, nach Süddorf gebracht worden. Die armen Einhörner waren damals am Morgen sicherlich pflichtbewußt zurückgekehrt – nur um das leere Grundstück vorzufinden, auf dem zuvor das Haus gestanden hatte. Ob sie wohl wehmütig wieherten, als sie uns für immer verloren glaubten? Und

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