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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Nutzen sein würden.
    Der Matsch saugte an meinen Füßen und Knöcheln und zog sich dann mit angeekeltem Schmatzen zurück. Der Umkehrzauber wirkte genauso auf die kleinen, lauernden Geschöpfe im Morast wie auf die gierigen Fangwurzeln der Sumpfpflanzen. Ich drang langsam vor und ließ dem ganzen verdammten Schlammloch Zeit, die Kunde von meinen Abwehrzaubern weiterzugeben. Denn ich war froh darüber, daß die meisten Geschöpfe es vorzogen, mir aus dem Weg zu gehen, bevor ich ihnen in die Quere kam.
    Plötzlich versackte mein vorderer Fuß in einem Loch, und unvermittelt steckte ich bis zur Hüfte im Morast. Ja, das war eine Standardlist von Sumpflöchern. Sie bemühten sich, flach und ungefährlich auszusehen, ließen einen aber in die Falle tappen, wenn man ihnen glaubte. Aber diese Schlammsuhle hatte nichts davon, denn mir konnte niemand etwas anhaben.
    Ich kämpfte mich vorwärts durch den Morast, bis er allmählich dünner wurde und mich nur noch schlammiges Wasser umgab. Es reichte mir bis zur Brust, und meine Füße glitschten über den rutschigen Untergrund. Mit etwas Glück würde ich die Begegnung mit einem anderen Loch vermeiden können. Ich hoffte, daß dieser Morast die Vergeblichkeit seiner Tricks eingesehen hatte, und ich endlich auf das ferne Ufer klettern konnte. Von dort war es dann wahrscheinlich nicht mehr sehr weit bis zum Schloß.
    Während meiner Überlegungen sickerte allmählich ein Gedanke durch und kam an die Oberfläche meines Bewußtseins: Vielleicht war es das Schloß selbst, das die Menschen fernhielt. König Roogna hatte eine Menge lebender Magie um das Schloß herum eingesetzt. Im Laufe vieler Jahrhunderte konnte all dieser Zauber zu einer Einheit geworden sein. Und ohne einen König Roogna, der ihn daran hindern konnte, hatte dieser Zauber sich dafür entschieden, jede Person abzuwehren, ausgenommen den König. Darin hatte der Zauber sehr viel Übung bekommen. Vielleicht war ich der erste, der ihn überwinden konnte. Das wäre sehr schön.
    Da ergriff plötzlich etwas meinen Knöchel und zog. Was war das? Meine verschiedenartigen Zaubersprüche sollten mir eigentlich jeden Feind vom Leibe halten! Ich schaute nach unten, konnte aber in der zähen, trüben Brühe nichts entdecken. Das Wasser war so durchsichtig wie Schlamm – und das war bestimmt kein Zufall.
    Nun wurde auch an meinem anderen Knöchel gezerrt. Es fühlte sich nicht wie ein Tentakel an, eher wie etwas mit Schwimmhäuten.
    Dann erkannte ich, was es war. Meine Zaubersprüche schlossen die Amphibien nicht mit ein. Es war eine Grundkröte! Eine Kröte, die im Wasser lebte und auf dem Grund herumkroch, um Durchwatende nach unten zu ziehen. Und hier stand ich nun, hielt mein Kleidungsbündel und meine Zauberutensilien hoch, damit sie nicht naß wurden, und diese Kröte war grundlos im Begriff, mich unter Wasser zu zerren und zu ertränken!
    Ich wehrte mich, wollte mich losreißen, aber als ich einen Fuß freibekam, wurde der andere unter mir weggerissen. Ich fiel und tauchte ein. Finsternis umgab mich. Dennoch hielt ich das Bündel mit ausgestrecktem Arm über Wasser und trat wild um mich. Es gelang mir, einen Fuß auf einigermaßen festen Grund zu setzen. Mein Kopf durchbrach die braune Oberfläche, so daß ich wieder etwas sehen konnte. Er war mit Matten von Seetang bedeckt, der sich hierher verirrt haben mußte. Normalerweise war Seetang sehr darauf bedacht, in der See zu bleiben und nach den Seemuscheln zu sehen.
    »Hilfe!« entfuhr es mir ungewollt, als ich wieder einen Griff an meinem Fuß spürte. Wahrscheinlich hatte die Grundkröte bisher nur mit mir gespielt. Doch bald würde sie ernst machen und mich länger unter Wasser drücken – viel länger.
    Da tauchte ein ganz und gar purpurroter Mann am Ufer auf. Mit einer Hand hielt er sich an einem überhängenden Ast fest und streckte mir die andere entgegen. Er ergriff mein Handgelenk und zog mich nach oben. Es war höchste Zeit, denn ich verlor schon wieder Grund und Boden.
    Die Kröte zerrte wie wild, denn sie wollte ihre Beute nicht freigeben. Sie verstand nicht, warum ich nicht nach unten kam. Der purpurne Mann gab nicht auf und hielt mich weiter fest. In dieser Sekunde kam ihm ein anderer Mann zur Hilfe. Er war gänzlich grün. Gemeinsam packten sie mich, um mich mit vereinten Kräften aus dem Wasser zu heben. Die Kröte mußte loslassen, wenn sie nicht ins Trockene gezogen werden wollte. Auf diese Weise entkam ich der Gefahr, ohne daß mein Bündel naß

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