Höllen-Mädchen
wurde. Meine Zauberutensilien blieben vollkommen unbeschädigt.
»Vielen Dank!« japste ich atemlos. »Das war Hilfe in höchster Not.«
»Immer bereit, einem anderen Farbigen zu helfen«, sagte der purpurne Mann knapp.
Jetzt begriff ich, wer meine Wohltäter waren. Es gab Leute, deren Hautfarbe anders war. Die selteneren Farbtöne zogen es vor, unter sich zu bleiben, weil das gemeine Volk sich über sie lustig machte. Offensichtlich hatten sie mich irrtümlicherweise für einen von ihnen gehalten, denn ich war über und über mit Schlamm und Seetang bedeckt. Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie erkannten, daß ich gar nicht zu ihnen gehörte? Und daß ich auch nicht einer der Wächter dieser Gegend war, sondern jemand, der sich hier eingeschlichen hatte?
Ich überdachte kurz die Situation, wägte Vor- und Nachteile ab und kam zu dem Schluß, daß man wie immer mit der Wahrheit am besten fährt. Auch wenn sie mich dafür wahrscheinlich in den Tümpel zurückwarfen. »Ich bin kein…«
»Seht mal da, eine Schlammassel!« rief der Grüne.
Der Rote und ich schauten in die Richtung, die er wies. Dort wühlte sich tatsächlich ein großes graues Ungetüm aus dem Uferschlamm. Der Tümpel hier verbarg vielleicht noch viele andere glückliche Geschöpfe, aber die Schlammassel schien sich in seinem Schlamm ganz besonders wohl zu fühlen.
»Schnell! Hol eine Schwertlilie, wir wollen sie schlachten!« rief Rot.
Sie eilten in den Schilfgürtel und brachen sich zwei Schwerter heraus. Dann veranstalteten sie mit der Assel eine heftige Schlammschlacht, bei der aber die Schlammassel glücklicher Sieger blieb. Ich hatte auch Glück gehabt, daß sie genau im rechten Augenblick erschienen war.
Soweit es die Schlammschlacht betraf, entschied ich mich dafür, die drei als einen geschlossenen Verein zu betrachten, dem ich nicht beitreten wollte.
Ich marschierte weiter in die Richtung, von der ich hoffte, daß dort das Schloß lag.
Bemerkenswert, daß es hier menschliche Lebewesen gab! Auch Farbige waren Menschen. Ganz im Gegensatz zu bekannten Behauptungen unterschieden sie sich nur in ihrer Farbtönung. Anscheinend hatten diese hier Probleme gehabt, andernorts klar zu kommen und hatten deshalb Arbeit in einer Gegend angenommen, die von den meisten Leuten gemieden wurde. Es war wirklich schlimm, daß sie nicht die gleiche Chance erhielten und gleichberechtigt waren, wie sie es verdienten.
Ich drang vor und zwängte mich durch ein Gewirr aus Zweigen und Blättern. Unmittelbar vor mir stand plötzlich eine junge blaue Frau. Siedendheiß fiel mir ein, daß ich nackt war. Meine Kleider steckten ja immer noch in meinem Bündel. Faune durften ruhig unbekleidet herumlaufen, aber ich war kein Faun, und sie war keine Nymphe. Sie war vollkommen angezogen.
Dümmlich sperrte ich den Mund auf. »Ich, äh…«
»Wo sind die anderen?« erkundigte sie sich. »Ich will ihrem Verein auch beitreten!«
»Die haben… äh die Schlammschlacht schon vermasselt«, sagte ich und zeigte ihr, wo sie sich hinwenden sollte.
»Vielen Dank, Braunchen«, antwortete sie und eilte davon.
Ich fing gerade an, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen, kam aber nicht weit, denn Blauchen verhielt und schaute zurück. Ihr Blick fiel kurz auf meinen… zwischen meine Beine. Sie öffnete ihren hübschen Mund.
»Dort am Tümpel«, erklärte ich. »Rot und Grün sind schon da.«
Sie nickte und rannte weiter. Jetzt konnte ich endlich den Seufzer zu Ende seufzen.
Dann schaute ich an mir hinunter. Ich war nicht so unbekleidet, wie ich gedacht hatte. Einige Tangstränge hingen vor der Region, auf welche die Frau geschaut hatte.
Vielleicht sollte ich mich jetzt lieber anziehen. Aber mein Körper war immer noch schlammbedeckt, und ich wollte mir nicht sämtliches Zeugs verderben. Es schien auch kein Baum in der Nähe zu sein, an dem passendes Grünzeug wuchs, deshalb mußte ich weiter entblättert bleiben. Ich entschied mich für einen Kompromiß und zupfte die Tangstränge (von denen ich mich fragte, woran mich das erinnert) zu einem kleinen Lendenschurz auseinander. Das mußte reichen, bis ich Wasser fand, um mich zu waschen.
Aber im Augenblick belauerte mich die aufziehende Nacht, und bald würde sie mich eingeholt haben. Ich mußte einen Ort finden, an dem ich schlafen konnte, denn ich war zu müde, um mich im Dunkeln weiter voranzukämpfen. Meine Abwehrzauber würden mich in der Nacht schützen, aber ich suchte noch nach einer weichen Unterlage, auf der
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