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Höllen-Mädchen

Titel: Höllen-Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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schien. Einhörner konnten nur bei der Niederkunft von Kindern gute Dienste leisten, aber eine Mähre hatte für jedwede Niederlassung die richtige Roßnatur. Anscheinend wollte jedes Dorf eine geschickte Mähre haben. Und der Mähre von der Westpalisade wurde ein besonders gesunder Pferdeverstand nachgesagt.
    Aber zurück zum Thema: wie konnte ich beides bekommen? Wo war die Frau, die ich lieben und auch noch heiraten konnte? Eine Frau, die lieblich und nicht von dämonischer Herkunft war, ohne gleichzeitig entschieden unberührt bleiben zu wollen. Oder eine Frau, die mehr an ihren Mann dachte als an ihre gesellschaftliche Stellung. Wo war die große, wahre Liebe meines Lebens?
    Ich wollte den Spiegel zur Seite legen. Da erhaschte ich darin das Aufblitzen eines Bildes: das Antlitz einer zauberhaften jungen Maid mit einer leuchtend roten Rose im Haar. Hastig drehte ich den Spiegel und schaute direkt hinein, aber das Bild war verschwunden. Er hatte mich zum Narren gehalten.
    Eigentlich handelte es sich um einen Frage-Antwort-Spiegel, der nichts anderes tun konnte, als auf Fragen mit Ja oder Nein zu antworten. Doch ich hatte gar keine Frage gestellt. Warum hatte er mir also kurz ein Bild gezeigt?
    Ich grübelte, bis ich begriff, daß es noch ein fehlendes Stück in der Kette gab. Glied für Glied ging ich sie durch: ich hatte an meine Traumfrau gedacht und zugleich den magischen Spiegel in der Hand gehalten. Das Ding mußte mir ein Bild von dieser Frau vermittelt haben.
    Natürlich hatte der Spiegel die Absicht, mich zu weiteren Fragen zu verleiten. Je mehr Fragen ich stellte, desto ungenauer konnte er seine Antworten ausfallen lassen, bis er nutzlos für mich wurde. Auf diese Art würde er mich loswerden. Entweder gab er mir verhängnisvolle Antworten, oder er brachte mich dazu, ihn wegzugeben.
    »So läuft das nicht«, sagte ich. »Ich werde keine Fragen verschwenden, solange du noch genau antwortest. Habe ich erstmal Schloß Roogna ausgemacht, und die Sache ist erledigt, dann kann ich die Frau immer noch suchen. Heute will ich nichts über sie wissen, da die Antwort zu einem Preis erkauft wäre, der mich später das Leben kosten könnte. Bring mich also nicht durcheinander, du allzu helles Stück Glas.«
    Starke Worte. Aber dieser kurze Blick war mir bis ins Herz gefahren, denn nun mußte ich unbedingt wissen, wer die Frau war. Würde ich ihr wirklich einmal in der Zukunft begegnen? Oder war sie nur eine Vorspiegelung gewesen? Der Spiegel hatte mich beinahe soweit, daß ich die alberne Suche nach Schloß Roogna aufsteckte, um nach der Frau zu forschen. Welch bösen Streich hatte der unselige Spiegel mir gespielt, indem er meiner Phantasie dieses Bild zuspielte!
    Nun aber Schluß. Alles in allem war zuviel Grübeln nicht gut für mich. Ich fischte einen Umkehrzauber aus meinem Beutel, der mich vor Angriffen durch Schlangen, Allegorien, Basilisken, Drachen und allen anderen kategorischen Reptilien schützte. Ein zweiter bewahrte mich vor Insekten jeglichen Kalibers. Ein dritter verdarb großen Fischen ihre Lust auf kleine Jungen. Und der nächste machte Gewächse schlaff, angefangen bei unberührten Rührmichnichtans bis hin zu brandgefährlichen Heißspornen. Ein weiterer Umkehrzauber veranlaßte Säuger unterhalb der Entwicklungsstufe der Humanoiden, angeekelt die Flucht vor mir zu ergreifen. Das bewahrte mich vor der Unannehmlichkeit, einer Hypotenuse oder etwas Schlimmerem in die Fänge zu geraten. Und zu guter Letzt ein Bann, um schräge Vögel zu verscheuchen, vom häßlichen Entlein bis zum komischen Kauz. Es war nämlich so, daß ich nicht wissen konnte, welche Bedrohung in dem tiefen Sumpf und dem dunklen Wasser lauerte. Und ich wollte es bestimmt nicht auf die harte Tour erfahren. Deswegen sicherte ich mich gegen alles und jeden ab. Es war eine Schande, so viele Zauber auf einmal zu verschwenden, wo vielleicht überhaupt keiner erforderlich war, aber es wäre töricht gewesen, mein Leben aufs Spiel zu setzen.
    Ich legte die Kleider ab, stopfte sie in mein Bündel, hielt es hoch und watete durch den Schlamm. Auf jede Kreatur im Wasser, die mich belästigen wollte, war ich vorbereitet. Natürlich zählten Elfen, Gnome, Trolle, Ghule und Oger zu den Humanoiden, aber ich hatte bisher keinen von ihnen in der Gegend zu Gesicht bekommen. Dennoch hielt ich weitere wirkungsvolle Sprüche für sie bereit. Es lohnte sich eben, magische Gegenstände zu sammeln. Ich hatte schon immer vermutet, daß sie mir einmal von

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