Höllen-Mädchen
ich es mir bequem machen konnte.
Und wieder hatte ich Glück: ich erspähte ein Felsenbett. Es war ein herrlich großes Stück, das sich da aus dem Boden erhob. Ich ging hin und berührte es. Es war echt, keine Illusion und wunderbar weich. Es war einfach ideal. Sogar ein Deckenbaum stand daneben, an dem eine schöne dicke Bettdecke hing, die gerade die richtige Reife hatte und nur darauf wartete, geerntet zu werden. Sie würde mich bestimmt vor der Kühle der Nacht schützen.
Ich angelte in meinem Bündel nach einer Essensmarke, denn ich hatte den ganzen Tag noch nichts zu mir genommen. Ich riß die Marke in der Mitte durch. Die Hälften verwandelten sich in einen duftenden Brotlaib und eine gefüllte Flasche. Ich zog den Korken heraus und hob die Flasche an den Mund. Zum Glück war es ein leichtes, alkoholfreies Erfrischungsgetränk. Das war mir recht, denn ich machte mir zur Zeit nichts aus schweren Getränken, weil sie einen unangenehmen Nebeneffekt hatten. Sie machten es einem schwer, geradeaus zu gehen.
Ich beendete meine Mahlzeit und legte mich in das Felsenbett. Ich wippte ein bißchen auf ihm herum und genoß die Qualität seiner Sprungfedern. Aber ich hütete mich davor, zu fest darauf herumzuhopsen, damit die Federn nicht heraussprangen und im Wind davonflogen. Dadurch hätte das Felsenbett bestimmt an Qualität eingebüßt. Schließlich streckte ich mich lang aus und entspannte mich.
Nach einer Weile erschien vor meinem geistigen Auge wieder das Gesicht aus dem Spiegel. Ich wußte allerdings, daß der Spiegel nicht dazu verpflichtet war, sich an die Wahrheit zu halten, besonders da ich ihm keine spezielle Frage gestellt hatte. Es konnte das Bild der schönsten Frau sein, die der Spiegel in den letzten fünfzig Jahren gesehen hatte. Und vielleicht ruhte sie bereits auf dem netten, kleinen Friedhof, wo ich ihn gefunden hatte. In mir nährte sich der Verdacht, daß der Spiegel mich nicht mochte, und daß dies einer seiner grausamen Scherze sein konnte. Wahrscheinlich versuchte er, mir einfach auf den Wecker zu fallen, bis er mich soweit hatte, daß ich nach der Frau zu fragen begann. Das war mir schon seit längerem klar. Doch wenn dies das Spiel war, das er mit mir trieb, dann gewann er es.
Der Spiegel sollte nicht die Genugtuung erhalten, zu sehen, daß seine Masche bei mir wirkte. Deshalb ließ ich das Bild einfach in meiner Vorstellung und genoß es. Ich wußte, daß eine ganze Menge mehr an einer Frau dran war als nur ein Gesicht. Ich haßte es, daß er mich dazu gebracht hatte, so aufgewühlt zu sein und mich so töricht zu verhalten. Aber in dieser Hinsicht war ich eben ein typischer Mann. Erst einmal wollte ich meine gegenwärtige Aufgabe erfüllen und Schloß Roogna finden. Danach konnte ich immer noch sehen, was ich wegen dieser Frau unternehmen konnte, falls sie überhaupt existierte. Irgendwann schlief ich über meinen Gedanken ein.
Am Morgen stand ich auf und benutzte eine zweite Essensmarke – sie waren für das Kampieren im Freien wirklich sehr praktisch. Danach suchte ich nach Wasser und stolperte dabei über einen weiteren Bedürfnisbusch. Hier konnte ich, was ich gern vermieden hätte, nicht verhindern. Säubern konnte ich mich erst, wenn ich dazu die Gelegenheit bekam.
Vor mir lag eine Plantage mit großen alten Bäumen. Das kam mir bekannt vor. Ich wußte, daß Schloß Roogna von genau solchen Bäumen umgeben gewesen war. Wenn sie jetzt noch ihre gewaltigen Äste schwangen, um mich, den Eindringling, aufzuhalten…
Ich näherte mich ihnen vorsichtig. Die Bäume an beiden Seiten des Weges bewegten tatsächlich ihre Äste und versuchten, mir den Weg zu versperren. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: Hier war der Ort, nach dem ich gesucht hatte.
Ausgezeichnet! Darauf war ich vorbereitet. Ich hatte zwar nicht davon gehört, daß es noch andere Verteidigungsanlagen um das Schloß herum gab, aber die Baumwiese war ein Teil der Geschichte, die E. Timber Bram aufgeschrieben hatte. Tatsächlich war es seine Geschichte gewesen, die mich an den fehlenden Teil von Xanth erinnert und meine immer bereite Neugierde geweckt hatte.
Ich schlug mich in die Büsche und legte mein Gepäck ab. Dann holte ich eine Phiole mit einem Elixier heraus und bestrich mich damit. Es war eigentlich eine sehr gewöhnliche Flüssigkeit, denn sie machte den, der sich damit eingerieben hatte, zu etwas Gewohntem. Da Bäume normalerweise weder sehr gut sehen noch hören können, verließen sie sich auf den Geruch
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