Höllen-Mädchen
redete so gut wie gar nicht.
Als Rose aufstand und den kalten Steinfußboden mit ihren zarten, warmen Füßen berührte, zuckte sie vor Schreck zusammen. Sie zog ihr Nachtgewand eng um sich und setzte sich auf den Stuhl am Tisch. Wie jeden Tag brauchte es eine Weile, bis es hier erträglich warm wurde. Bis dahin verbreitete das lodernde Feuer seine wohltuende Wärme. Welch ungewohnter Luxus!
Während Rose ihr Frühstück zu sich nahm, schossen ihr alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Heute sollte ihre Hochzeit sein! Sie konnte es immer noch nicht richtig fassen. Da Humfrey das Universitätsstudium erfolgreich absolviert hatte, stand er jetzt ganz offiziell im Rang eines Magiers, der ihn dazu berechtigte, sie zu heiraten. Das alles war ihr längst durch ihren Wandteppich bekannt, und auch ein magischer Spiegel hatte ihr dieselben Auskünfte gegeben. Schloß Roogna wußte ebenfalls Bescheid und würde keinen Versuch unternehmen, die Hochzeit zu verhindern. Das Schloß glaubte daran, daß Humfrey eines fernen Tages zurückkehren und König werden würde; eine neue Vorhersage war bereits im Buch der Prophezeiungen aufgetaucht und hatte dieses Ereignis angekündigt. Dadurch nahm das Schloß eine wesentlich geringere Bedeutung ein, denn selbst magische Schlösser konnten nicht immer alle Entscheidungen auf ihre eigene Art und Weise treffen. Sämtliche Vorbereitungen für die nächsten Schritte waren bereits getroffen worden.
Diese Hochzeit des Jahrhunderts hätte Rose am liebsten ausgiebig gefeiert. Das jedoch hätte die Aufmerksamkeit des Sturmkönigs auf sie lenken können, wovor eine weitere Prophezeiung warnte: »Sollte der Sturmkönig jemals Leben auf Schloß Roogna bemerken, würde er es in einem Feuersturm vernichten, da sich kein anderer außer seinem Nachfolger in dem Gebäude aufhalten durfte.« Der Sturmkönig war noch jung und ging in seiner herrschsüchtigen Art gegen alles vor, was auch nur im entferntesten sein Ansehen untergraben konnte. Eigentlich wäre es richtiger gewesen, mit seinem gesamten Gefolge in Schloß Roogna zu leben, doch war er ein heimatverbundener Mann, der es lieber vorzog, im Norddorf zu bleiben. Schon die bloße Existenz von Schloß Roogna bedeutete für ihn eine stillschweigende Bedrohung, und jegliche Aktivität dort wäre ein erstes Anzeichen dafür, daß sich ein neuer König in der Ausbildung befände, der eines Tages seinen Platz einnehmen würde. Deshalb wurde die Hochzeit heimlich gefeiert, denn das Schloß mußte seine Unauffälligkeit wahren. Aber eines Tages würde ein neuer König auftauchen, und alles deutete auf Humfrey hin. Schließlich wäre er früher oder später sowieso König geworden, spätestens dann, wenn der Sturmkönig starb und es in ganz Xanth keinen anderen Magier mehr gab. Also stellte Rose sich auf eine ruhige Hochzeit ein und wartete den weiteren Verlauf der Entwicklung ab. Das Warten sollte ihr keinerlei Schwierigkeiten bereiten!
Nachdem sie das Essen beendet hatte, sah sie sich in ihren Gemächern um und entdeckte zu ihrer großen Freude, daß Mag – am allerwichtigsten Tag in ihrem Leben – ihren Wunsch nach einem Bad vorausgeahnt hatte. Auf der mit Steinen gefaßten Feuerstelle brannten mit aromatischem Duft Holzapfelschalen über klobigen Holzscheiten ab. Eine große hölzerne Badewanne wurde nah an ihre Seite gestellt und eingelassen. Der ganze Raum war bald von Dampf erfüllt, der angenehm nach Rosenblüten duftete.
Einen Augenblick später saß Rose in der Wanne und hatte sich ihre rosenfarbenen Locken hochgesteckt. Sie glitt immer tiefer in das heiße Wasser und konnte fühlen, wie die Rosenmilch langsam in ihre trockene Haut einzog und sie allmählich wieder taufrisch und geschmeidig machte. Das war erst der Anfang jener magischen Verwandlung, die auf keiner Hochzeit fehlte: aus einem unbefangenen, hübschen jungen Mädchen wurde eine schöne reife Frau. Sie hatte diese Verwandlung schon unzählige Male in den geschichtlichen Darstellungen des Wandteppichs mitverfolgen können, doch diesmal erfuhr sie es am eigenen Leibe.
»Wie schade«, sagte Rose und brach in schallendes Gelächter aus. Daraufhin begann Mag wie wild herumzuspringen. Kleiner Knopfgeist, der hereingeschwebt war, um die Verwandlung mitzuerleben, bekam plötzlich Angst und verschwand wie ein Spuk. Man hörte ein Poltern, als das Ungeheuer sich unterm Bett in die äußerste Ecke verkroch, und ein Rasseln, als das Skelett im Klosett verschwand.
»Ich meinte doch nur, daß
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